Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der tolle Nick

Der tolle Nick

Titel: Der tolle Nick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
Vom Netzwerk:
Blatt zu heben, sagte er: »Ein Mann, der so tollkühn ist wie dieser, wird wahrscheinlich auch nicht zögern, ein Pferd zu stehlen. Man schicke Läufer an die Grenze.«
    Soweit Don Cristobal El Beauvallet kannte, zweifelte er keinen Augenblick daran, daß dieser vor einer derartigen Handlung zurückschrecken würde. »Majestät gestatten, wenn ich untertänigst vorschlage, daß auch in die Häfen Läufer geschickt werden, und zwar vor allem nach Vigo und Santander.«
    »Die Läufer werden sofort ausgeschickt«, erwiderte Philipp ruhig. »Und zwar in alle Häfen. Sie sollen den Alkalden den Befehl überbringen, diesen Mann festzunehmen. Wir dürfen allerdings nicht vergessen, Don Cristobal, daß wir es mit einem Mann zu tun haben, der über magische Kräfte verfügt.« Don Cristobal verriet nicht, was er selbst über die magischen Kräfte Beauvallets dachte, und verneigte sich ehrerbietig.
    Father Allen, der bisher schweigend am Fenster gestanden war, trat in den Vordergrund. »Eure Majestät hat vergessen, daß wir auch mit seinem Diener rechnen müssen.«
    Philipps Verstand arbeitete zwar langsam, vergaß aber nie etwas. »Der Diener ist geflohen«, sagte er nachdrücklich.
    Father Allen verneigte sich. »Man hat uns glauben gemacht, daß dies so sei, Sire.«
    Diesen neuen Aspekt mußte Philipp erst verarbeiten. Ein Schatten der Mißbilligung flog über sein Gesicht. »Ich glaube, Wir wurden in dieser Sache nicht gut beraten«, sagte er und bedeutete seinem Sekretär, daß er eine Botschaft diktieren wollte.
    Endlich waren die verschiedenen Botschaften und Depeschen fertig. Boten würden an die Grenzen und in jeden größeren Hafen reiten, und in ganz Spanien würde sich die Nachricht verbreiten, daß sich ein berüchtigter Pirat im Lande aufhielt. Philipp lehnte sich in seinen Stuhl zurück, ein zufriedenes Lächeln umspielte seine dünnen Lippen. »Das Netz wird sich um ihn zusammenziehen«, sagte er erstaunlich sanft und mitteilungsfreudig. »Wir werden unsere Stricke straff spannen.«
    Das war alles schön und gut, aber es gab Menschen, die den Optimismus des Königs nicht zu teilen bereit waren. Als Perinat am folgenden Tag von der Flucht erfuhr, versetzte ihn diese Nachricht fast in Raserei, und er prophezeite den erstaunten Umstehenden furchtbare Katastrophen.
    »Ihn zu fangen und wieder entwischen zu lassen!« tobte er. »In Hand- und Beinschellen hätte man ihn legen müssen und ihn niemals allein lassen dürfen! Was wißt Ihr schon von ihm? Nichts! Aber mir wollte man ja kein Gehör schenken! Tod und Teufel! Du Hexenmeister! Ist es dir erneut gelungen zu entkommen?«
    Noveli unterbrach diesen rasenden Ausbruch. »Er kann gar nicht entkommen. Alle Hafenanlagen werden überwacht, und kein Schiff darf in See stechen. Die Grenzen werden gesperrt sein, bevor er sie erreichen kann. Und außerdem scheint Ihr zu vergessen, daß er keine Papiere hat.«
    Perinat hob warnend den Finger. »Ihr könnt die Häfen sperren, Ihr könnt die Grenzen abriegeln, er wird durch Eure Wachen hindurchschlüpfen! Und er wird Euer lachen! Oh, ihn zu haben und wieder laufenzulassen!« Er blickte die anderen wütend an.
    »Die Häfen! Die Grenzen! Warum ist er nach Spanien gekommen? Habt Ihr den wahren Grund nicht von Carvalho gehört? Wo ist Doña Dominica de Rada?«
    »Auf dem Weg nach Vasconosa«, sagte irgend jemand. »Aber –«
    »Sagt dem König, daß er ihn dort suchen soll!« rief Perinat aus. »Aber dazu wird es ja auch schon zu spät sein. Der Schurke ist fort, glaubt mir!«
    Ein weiterer Edelmann war zu der Gruppe getreten. In seinen Augen lagen Angst und Sorge, und seine Hände zitterten. Es war Don Rodriguez de Carvalho, den die Nachricht wie der Blitz getroffen hatte und der sich nun in einer beklagenswerten Lage befand: Wie alle anderen hatte auch er Angst vor Beauvallet und wußte nicht, was er tun sollte. Er fürchtete um das Leben seines Sohnes, um die Sicherheit seiner Nichte und wagte nicht, Beauvallets wahrscheinliches Ziel preiszugeben, da er damit Dominica bloßgestellt hätte und das Risiko eingegangen wäre, daß sie und ihr Vermögen in den Händen der Heiligen Inquisition enden würden.
    Er trat heran, denn er wollte wissen, was über die Flucht berichtet wurde. Auf diese Weise hörte er noch die letzten Worte Perinats.
    Perinat erblickte ihn sofort. »Ihr kommt zur rechten Zeit, Carvalho! Sagt mir, wird dieser Pirat nicht Eurer Nichte nachsetzen?«
    Don Rodriguez blickte ihn erschrocken an. Er stammelte:

Weitere Kostenlose Bücher