Der Tomorrow-Code - Thriller
richtiges Riff, aufragte, in dem es von Fischen aller möglichen Arten und Farben nur so wimmelte.
Rebecca setzte sich auf den Beifahrersitz, nahm die Seekarte aus ihrer Halterung und brütete eine Weile darüber. Dann zeichnete sie die größeren Felsen und die Kämme und Riffe in die Karte ein.
Lange, unheimliche Seetangwedel streckten sich von beiden Seiten nach ihnen aus oder ragten von den verstreut herumliegenden Felsbrocken empor. Der Seetang verringerte die Sichtweite beträchtlich, aber ihre größte Sorge war, dass sich die Wedel in den Propellern verfangen könnten. Dann würden sie hier wohl ein frühes und nasses Grab finden.
Dieser Weg durch die Passage kam ihnen allen unheimlich vor.
»Ich bin wirklich froh, dass wir uns Zeit lassen können«, bemerkte Fatboy einmal.
»Und dass wir hier bei Tageslicht durchfahren«, fügte Tane hinzu.
Doch dann wichen die Sockelhänge der Inseln allmählich wieder zurück; die Passage wurde breiter, tiefere Wasser lockten. Tane ließ die Boje hochsteigen und öffnete die Abdeckung der Videokamera.
Die Boje hüpfte und tanzte in den Wellen, sodass sie nur einen verschwommenen grünen Fleck auf dem Bildschirm sehen konnten.
»Das muss Motukiekie sein«, sagte Tane leise.
Die Insel Motukiekie. Ihr zweiter Besuch, aber dieses Mal unterschied sich ihr Trip zur Insel in jeder Hinsicht von ihrer ersten Reise.
Motukiekie. Professor Vicky Green. Das Chimära-Projekt. Plötzlich wurde alles greifbare Wirklichkeit. Viel zu greifbar, viel zu nahe. Jetzt erst, beim Anblick des langen grünen Streifens auf dem Bildschirm, der im blauen Ozean zuschwimmen schien, wurde ihnen klar, welche Gefahren vor ihnen lagen.
Rebecca hörte es zuerst. »Was ist das?«, fragte sie.
Es hatte als tiefes Rumpeln begonnen, entwickelte sich aber schnell zu einem stampfenden Geräusch, begleitet von einem immer lauter werdenden Rauschen, das durch die Schale der
Möbius
lief und sie zum Beben brachte.
»Ich weiß nicht«, murmelte Tane, drehte den Joystick und schwenkte damit die kleine Kamera auf der flachen grauen Boje an der Wasseroberfläche um ihre eigene Achse.
Die Antwort kam prompt – auf dem kleinen Videobildschirm.
»Tauchen! Tauchen! Geh runter!«, brüllte Tane außer sich vor Schreck. Fatboy hatte bereits den Steuerknüppel nach vorn gerammt und gleichzeitig die Automatik aus- und die manuelle Steuerung der Ballasttanks eingeschaltet, sodass sich die Tanks sofort mit Wasser füllten und das Boot wie einen Stein sinken ließen.
»Was ist denn das?«, schrie Rebecca.
Tane griff hastig nach dem Schalter der Winde, mit der sich die Boje herunterholen ließ, aber seine schweißnassen Finger rutschten darüber hinweg und er schaffte es erst beim zweiten Versuch, die Winde einzuschalten und die Boje einzuholen.
Der Bug einer Marinefregatte sieht aus jedem Winkel riesig und eindrucksvoll aus, aber wenn man im Wasser liegt und ihn direkt auf sich zukommen sieht, erscheint er gewaltiger als die Eiger-Nordwand.
»Hoffentlich sind wir tief genug«, murmelte Fatboy, als die
Möbius
mit einem dumpfen Laut, der das kleine Boot kräftig durchrüttelte, auf dem Sandboden aufsetzte.
Das Rumpeln und Rauschen wurde immer lauter, als dieFregatte auf sie zukam, bis sie schließlich jede einzelne Propellerumdrehung hören konnten.
Lärm und Wassermassen brachten das kleine U-Boot heftig ins Schlingern und versetzten seine Insassen in Todesangst, doch dann rauschte die Fregatte über sie hinweg, und die nackte Angst lockerte ihren Griff.
»Was zum Henker hat eine Fregatte hier zu suchen?«, wollte Tane wissen, als er seine Stimme wiederfand. Er ließ die Boje aufsteigen, als er sicher war, dass ihnen keine neuen Überraschungen drohten.
Das große Schiff hatte seine Fahrt verlangsamt, nachdem es das U-Boot passiert hatte, und umrundete jetzt das Ende der Insel.
»Was ist es denn?«, fragte Rebecca. »Eines unserer Schiffe?«
Tane nickte; die neuseeländische Marineflagge auf der kurzen Fahnenstange am Heck war klar erkennbar. »Muss entweder die
Te Mana
oder die
Te Kaha
sein.«
»Vielleicht ein Seemanöver«, vermutete Fatboy.
»Kommt das unserem Plan in die Quere?«, fragte Rebecca weiter.
Tane und Fatboy blickten sich an.
»Sehe keinen Grund dafür«, meinte Tane schließlich. »Die Fregatte ist ganz bestimmt nicht an Motukiekie interessiert. Kreuzt nur daran vorbei, denke ich.«
Trotzdem blieben sie über eine Stunde lang auf dem Meeresgrund liegen, bis sie sicher waren, dass
Weitere Kostenlose Bücher