Der Tomorrow-Code - Thriller
Amerikaner trat ein und stieg die Stufen zum Podium hinauf, gefolgt von einer Frau, die kaum halb so groß war wie er.
»Das ist er!« Rebecca sog scharf die Luft ein.
»Wer?«, fragte Fatboy.
»Der Anführer der Soldaten auf der Insel.«
In der unteren linken Bildschirmecke wurde der Name des Mannes eingeblendet: Doktor Anthony Crowe, USABRF.
Schon sein Anblick reichte, um Tanes Herz zum Rasen zu bringen.
Die Frau stellte sich neben Crowe. Sie wird wahrscheinlich einen Schemel benötigen, um an die Mikrofone heranzukommen, dachte Tane, doch dann wunderte er sich, warum er sich mit so dummen Nebensächlichkeiten befasste, während das Schicksal der Welt auf dem Spiel stand. Dem eingeblendeten Namensschild zufolge hieß sie Doktor Lucy Southwell.
Hinter ihnen hatte man eine große Landkarte vom Northland an eine Stellwand geheftet.
Crowe trug eine Militäruniform, aber sehr nachlässig; er schien sie nicht für ein Symbol seines Nationalstolzes zu halten, wie das bei vielen amerikanischen Soldaten der Fall war. Er hatte ein langes, schmales Gesicht, zerklüftet wie eine Meeresklippe und absolut ausdruckslos – sein Gesicht hätte genauso gut aus Stein gemeißelt sein können, denn es zeigte keinerlei Emotionen.
Southwell deutete auf die Karte. »Die
Horouta
ist ein kleines Frachtschiff. Ankert in Russell, also hier. Sie liefert jede Woche die Vorräte nach Motukiekie. Wie gesagt, ein kleines Schiff – nur ein Skipper und ein Mann Besatzung. Vor drei Wochen wurde sie gefunden – sie war auf dem Strand von Kaingahoa Bay aufgelaufen, ungefähr vierzig Kilometer östlich von Motukiekie. Der Motor war auf volle Kraft voraus und lief immer noch. Von der Besatzung fehlt jede Spur.«
»Seltsam«, murmelte Fatboy.
Southwell fuhr fort: »Ein Boot der Küstenwache wurde losgeschickt, um der Sache nachzugehen. Sechs Mann Besatzung. Es kehrte nicht zurück.«
»Heilige Scheiße!«, fluchte Tane halblaut.
Southwell zog einen Kreis auf der Karte. »Eine Air Force
Orion
wurde dorthin beordert, um nach dem vermissten Boot der Küstenwache zu suchen. Die
Orion
flog ungefähr dieses Gebiet ab, etwa so weit, wie das Boot innerhalb dieser Zeit gefahren sein konnte. Die
Orion
überflog auch Motukiekie, konnte aber nichts erkennen, weil dichter Nebel über der Insel lag. Zu diesem Zeitpunkt war auch die örtliche Polizei mit den Vorfällen befasst, und klugerweise beschloss man dort, Experten heranzuziehen.«
Sie drehte sich wieder zu den Reportern um. »Ich arbeite im Biological Hazard Containment Unit. Wie der Name unserer Abteilung besagt, ist es unsere Aufgabe, die Sicherheit vor biologischen Gefahrenstoffen zu gewährleisten. Wir sind eine Abteilung des Ministeriums für Landwirtschaft und Fischerei. Wir setzten ein dreiköpfiges Team ein, zwei Männer und eine Frau, ausgestattet mit Bioschutzanzügen und in ständigem Funkkontakt mit unserer mobilen Einsatzzentrale, die wir in Russell stationierten. Natürlich befürchteten wir zu diesem Zeitpunkt bereits, dass …« – offensichtlich sträubte sich etwas in ihr fortzufahren, doch dann brachte sie den Satz dennoch zu Ende – »… dass irgendein biologischer Stoff auf der Insel freigesetzt worden sei. Unser Team … hm … unser Team …«
»Verschwand spurlos«, mischte sich Crowe brüsk ein. »Wir fanden ihre Bioschutzanzüge, leer, auf der Insel, als wir dort ankamen, um die Vorfälle zu untersuchen.«
»Und was ist in Whangarei geschehen?«, wollte eine Reporterin aufgeregt wissen. »Fünfzigtausend Menschen! So viele können doch nicht einfach vom Erdboden verschwinden!«
»Tatsächlich, Madam, scheint genau das geschehen zu sein«, gab Crowe ohne sichtbare Erregung zurück.
»Verschwunden! Aber wohin denn?«, rief die Reporterin beharrlich.
»Darüber haben wir gegenwärtig keinerlei Informationen.«
»Erwarten Sie, die Leute lebendig wiederzufinden?«
Völlig emotionslos antwortete Crowe: »Nein, Madam, das erwarten wir nicht.«
Im Saal war es plötzlich totenstill.
Southwell brach schließlich das Schweigen. »Der Zivilschutz evakuiert die gesamte Bevölkerung, die in den Gebieten wohnt, durch die der Nebel voraussichtlich ziehen wird. Pläne für die Evakuierung von Auckland werden derzeit vorbereitet, falls das wirklich nötig werden sollte. Ich muss betonen: Es gibt keinen Grund zur Panik. Jede Evakuierung wird lange vor dem Eintreffen der Wolke abgeschlossen sein. Wir rufen alle Bürgerinnen und Bürger auf, Ruhe zu
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