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Der Torwächter Bd. 1 - Der Torwächter

Der Torwächter Bd. 1 - Der Torwächter

Titel: Der Torwächter Bd. 1 - Der Torwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Stromiedel
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schwimmen und reiten, zeigte ihm essbare Pflanzen und brachte ihm das Spurenlesen bei. Es war ein toller Sommer, auch wenn sein Opa weniger gelacht hatte als früher.
    An jenem Abend, von dem Luc sprach, waren sie spät von einem Ausflug zurückgekehrt: Der Großvater hatte ihm ein altes verlassenes Kloster in den Bergen gezeigt. Plötzlich verdüsterte sich der Himmel, ein Gewitter zog über dem Klosterberg auf. Sie brachen eilig auf, um zurück nach Hause zufahren. Simon war es vorgekommen, als würden die Wolken sie verfolgen. Gerade noch rechtzeitig hatten sie das Haus des Großvaters erreicht.
    »Solche Gewitterwolken hatte ich noch nie vorher gesehen«, erzählte Luc weiter. »Sie zogen von den Bergen herab und sie waren groß und ständig in Bewegung. Sie wechselten die Farbe und es blitzte dauernd in ihrem Inneren. Und dann fing es zu regnen an.«
    Der Regen war unglaublich gewesen, Simon erinnerte sich noch gut. Es war, als würde eine Wand aus Wasser auf sie herabstürzen. Blitze zuckten und es donnerte wieder und wieder. Sie waren alle in der Küche zusammengekommen, sein Opa, die Eltern und sogar Tim, den Gewitter sonst kaltließen.
    »Ich konnte kaum was sehen, so dicht fiel der Regen«, berichtete Luc. Er sah blass aus, die Erinnerung an die Nacht nahm ihn mit. »Die Blitze waren überall. Und dann, ganz plötzlich, hörte der Regen auf. Ich dachte, jetzt ist es vorbei, und wollte schon raus aus der Hütte, als ich diese Wolke sah: schwarz und groß und irgendwie unheimlich. Sie war fast direkt über mir. Und dann blitzte es.«
    Auch Simon hatte die Wolke gesehen. Sie hing über ihrem Haus, und Simon war es so vorgekommen, als würde sie gleich herabstürzen, um sie alle zu erdrücken. Gerade als er die anderen auf die Gewitterwolke aufmerksam machen wollte, hatte sich die Wolkendecke geöffnet, und ein Blitz war hervorgezüngelt.
    »Der Blitz schoss aus der Wolke, ich habe es genau beobachtet«, sagte Luc. Seine Stimme zitterte. »Ich dachte, jetzt ist esaus mit mir, doch der Blitz fuhr auf das Haus zu, das Haus von seinem Großvater.« Er wies auf Simon.
    Der Blitz war auf ihn zugeschossen, wie ein glühendes Messer. Simon hatte vor Schreck geschrien, und überall war gleißendes Licht gewesen, und ein Donner, der so laut war, dass es in den Ohren wehtat.
    »Und dann?« Filippo starrte Luc gespannt an.
    »Ich weiß nicht genau, was dann passiert ist. Alles war voller Licht. Er sah aus, als hätte jemand eine Kuppel über das Haus gestülpt.«
    »Ein Kuppel?« Tomas runzelte die Stirn.
    »Ja. Der Blitz ist um das Haus herumgeglitten.«
    »Du meinst, der Blitz wurde abgelenkt?«
    Luc hob hilflos die Schultern. »Ich hab keine Ahnung. Es ging alles so schnell.«
    Filippo grinste. »Ich wette, du hast dir alles eingebildet.«
    Luc presste die Lippen aufeinander und schwieg.
    Ira warf Filippo einen ärgerlichen Blick zu, bevor sie sich an Luc wandte. »Und die Augen? Du sagtest, du hättest leuchtende Augen gesehen.«
    Zögernd sah Luc auf.
    »Na los, erzähl schon«, drängte sie ihn.
    »Es war kurz nach dem Blitz. Da kam ein Tier aus dem Garten, aus dem von seinem Opa.« Luc warf Simon einen scheuen Blick zu. »Erst hab ich nur einen Schatten bemerkt. Dann huschte etwas über die Wiese, ein Hund oder so was. Ich hab mir nichts dabei gedacht. Bis es zu mir geschaut hat. Da habe ich seine Augen gesehen.«
    »Und die haben geleuchtet? Wie Taschenlampen?« Filippo lachte ungläubig.
    Luc schwieg beleidigt.
    Ira gab Filippo einen Stoß gegen die Brust, sodass er zurück auf die Matratze fiel. »Wie wär’s, wenn du mal still bist?« Sie wandte sich Luc zu. »Wie haben die Augen geleuchtet? Grün, so wie Simon es gesagt hat?«
    Luc nickte.
    »Und warum hast du uns nichts davon erzählt?«
    Luc wies auf Filippo, der spöttisch grinsend auf seiner Matratze lag. »Deshalb. Ihr hättet mich ausgelacht.«
    »Zu Recht!« Filippo feixte. »Tolle Geschichte. Toll ausgedacht.«
    Einen Moment lang war nur Filippos Kichern zu hören.
    Dann ertönte leise Tomas’ Stimme. »Ich hab die Lichtkuppel auch gesehen.«
    »Echt?« Filippo setzte sich auf. »Wo?«
    »Am Hügel. So wie Luc es gesagt hat.« Er stockte kurz und blickte aus dem Fenster. »Ich war hier oben, um die Kräuter zu gießen. Dabei ist das Gewitter gekommen, und ich bin hiergeblieben, um zuzusehen. Dann war da dieser Blitz und dieses helle Licht. Ich dachte, ich hätte mich getäuscht, aber …« Er verstummte. Sein Blick war nachdenklich geworden.
    Simon

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