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Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Titel: Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari Köster-Lösche
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sind seit langem befreundet.«
    Dieses Bekenntnis verschlug Asmus die Sprache. Ohne es zu beabsichtigen, war er Sinkwitz gewaltig auf die Füße getreten. Nicht unwahrscheinlich, dass Schröder sogar bei ihm logierte. Das sollte er aber herausbekommen können.
    »Übrigens, Wachtmeister Asmus!«
    Der scharfe Ton, den Sinkwitz anschlug, unterbrach Asmus in seinen Überlegungen und alarmierte ihn.
    »Gegen Sie ist Anzeige erstattet worden. Wegen Diebstahls von Möweneiern. Oder sind Sie inzwischen jagdberechtigt?«
    Die Erbitterung blieb Asmus fast im Halse stecken. »Nein. Ich hatte Hunger.«
    »Gewiss. Solche Ausreden hören wir häufig von Beschuldigten, wie Sie selbst wissen«, erwiderte Sinkwitz höflich mit einem eher fühlbaren als hörbaren Unterton von Überheblichkeit.
    »Es waren übrigens keine Möweneier, sondern Eier von Brandgänsen. Die stehen nicht unter Schutz.«
    »Können Sie das beweisen?«
    »Nein, aber der, der mich anzeigte, auch nicht. Wer war das?«
    »Das ist mir entfallen. Sie können sich den Namen aus den Anzeigen der letzten Wochen ja heraussuchen.«
    »Ja. Jetzt gleich?«
    »Irgendwann. Es ist zu unwichtig.«
    »Aha. Und was passiert jetzt?«
    Sinkwitz zuckte die Schultern. »Nichts. Auf Sylt gibt es in fast jedem Haus eine Flinte, jagdberechtigt sind die meisten.«
    Das stimmte. Wenn Asmus dienstlich im Gelände unterwegs war, hörte er meistens Schüsse. Die Jäger von Kaninchen und Möwen, auf den Sandbänken auch von Seehunden, ließen sich natürlich nicht sehen, da keine Jagdzeit war. Und Eierdiebe hatte er nie angezeigt, sondern war in eine andere Richtung gegangen. Ärgerlich war lediglich, dass sich Kurgäste aus reinem Beutetrieb beteiligten und aus der Ferne nicht immer von den Einheimischen unterschieden werden konnten.
    »Sie sind also Jagdberechtigter, wenn jemand fragt«, versetzte Sinkwitz und entließ Asmus in die beginnende Dämmerung.
    Es war schon dunkel, als er auf sein Boot stieg.
    Als Asmus am nächsten Morgen Ose abholte, regnete es. Ein scharfer Südwestwind trieb das Wasser in Schlieren über seine Motorradbrille. Ose klammerte sich geduckt an seinen Rücken. Sie würden binnen kurzem durchnässt sein. So konnte er nicht weiterfahren.
    Der Mai und der Juni waren schon viel zu kalt gewesen, und das schien sich fortzusetzen. Jetzt in den ersten Julitagen war es herbstlich unwirtlich.
    »Ose!«, schrie Asmus über seine Schulter nach hinten. »Ich schlage vor, wir setzen uns in ein Café, bis der Schauer vorbei ist.«
    »Ja, gut! Dann am besten ins Kurhaus in Westerland«, rief sie ihm ins Ohr.
    Eine Viertelstunde später stiegen sie mit eingezogenen Köpfen tropfnass die Stufen zum Kurhaus hoch, deren Markisen heute eingerollt waren. Das gemütliche kleine Café war bis zum letzten Platz besetzt. Viele Kur- und Badegäste hatten die gleiche Idee wie sie gehabt. Asmus verstand jetzt Müllers Forderung nach mehr Cafés.
    Später, als sie sich endlich bei Törtchen und Tee aufgewärmthatten, fiel Asmus auf, dass ihre auf Heide und Düne ausgerichtete Kleidung nicht gerade hierher passte. Der sportlichste Aufzug bei den Männern waren modische Knickerbockerhosen, die vermutlich sogar original aus England stammten. Ihm fiel sein Nachbar von der Parteiversammlung ein, wobei ihn vor allem dessen Bekannter interessierte.
    Asmus beugte sich zu Ose hinüber. »Kennst du zwei junge Männer, Freunde wohl, von denen der eine vermutlich ein Bayer ist, der andere einheimisch, aber gekleidet wie ein Großstädter in weißem Anzug. Der machte eine sehr spitze Bemerkung über die illegal gebauten Sommerhäuser von reichen Fremden in den Gebieten, die wir heute unter Schutz stellen. Er erwähnte auch Pläne für Hörnum. Der muss von hier sein.«
    Ose runzelte die Stirn und dachte nach. »Es könnte sein, dass ich weiß, wen du beschreibst. Möglicherweise handelt es sich um Cord Sibbersen, der Sylt verließ, um in München zu studieren. Er hatte wegen des Ausverkaufs der Insel an Fremde, wie er sagte, anfänglich großen Krach mit seinem Vater, einem Kaufmann, und in der Folge mit der gesamten Kaufmannschaft. Schließlich schickte man ihn fort. Ich wusste gar nicht, dass er zurück ist.«
    »Er bekam auf seine Frage keine Antwort von den Parteimitgliedern.«
    »Nein, natürlich nicht. Wenn er der ist, den ich meine. Das Sticheln gehörte zu seiner Natur, nur umsetzen konnte er seine Ideen nie. Er war kein Macher, aber seine Worte wirkten immer. Er brachte es fertig, Umzüge von

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