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Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Titel: Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition)
Autoren: Kari Köster-Lösche
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organisierte. Auch er war beauftragt. »Wem gehört eigentlich die Dünenhalle?« raunte er Ose zu.
    »So viel ich weiß, Rörd Jacobsen. Aber er tritt dort nie in Erscheinung, er hat einen Geschäftsführer.«
    Rörd Jacobsen. Das war der Besitzer des Horchs, des Jagdwagens, wie ihn auch der schwedische König besaß, und der viel zu teuer für einen Sylter Kaufmann war. Es hatte Matthiesen, dem Spezialisten in motorisierten Fahrzeugen, Spaß gemacht, Asmus ausgiebig aufzuklären.
    Rörd Jacobsen, unauffällig im Hintergrund bleibend, aber mit maßgeblichen Politikern des Reichs verbündet oder befreundet, die auf oder mit Sylt das große Geschäft machen wollten. Auf der anderen Seite Bonde Sibbersen, der zusammen mit seinem Sohn den Ausverkauf der Inselschönheiten kommen sah und verhindern wollte.
    So konnte es sein. Es gab für Asmus keinen Zweifel, dass er Jörn Frees in die Enge treiben musste, um an dessenAuftraggeber heranzukommen und damit möglicherweise seinen Verdacht zu beweisen.
    Gerrit, der sich auf dem Fußbänkchen den Sand von den Füßen putzte und die Schuhe anzog, langte gleich darauf mit der Geschicklichkeit eines Taschenspielers ins Innere des Strandkorbs und beförderte einen Gegenstand in die Tasche, in der sich auch ein mitgebrachtes Kopfkissen befunden hatte. Danach machte er sich gemächlich auf den Weg zurück ins Städtchen.
    Sie brauchten Beweise. Also hieß es nochmals zu warten, bis Jörn Frees Geld oder Auftrag abholte und sie ihn in flagranti erwischen konnten. Mit etwas Glück am nächsten Tag schon, denn diese Angelegenheit war offenbar eilig.
    Jedenfalls ruhten Asmus und Ose ab dem frühen Morgen in ihrem Strandkorb, Asmus versteckt hinter der aufgeschlagenen Zeitung, die angeblich dösende Ose neben sich. Matthiesen hingegen hockte in Uniform in einem Strandkorb in Wassernähe, die Wolldecke über sich, den Tschako unter dem Fußbänkchen, bereit, Frees unter Wahrung aller vorgeschriebenen Formalitäten zu verhaften.
    Dann kam Jörn Frees, und alles ging sehr schnell. Ehe er sich’s versah, war er mit Handschellen außer Gefecht gesetzt und ziemlich unauffällig auf die Strandpromenade hochbugsiert.
    Frees wohnte im Tipkenhoog von Keitum. An der Schule sowie an einem grasbewachsenen Hügel vorbei gelangten sie zum letzten Haus des Dorfes. Idyllisch hinter einer Rosenhecke gelegen, bot es einen herrlichen Blick über das Meer, aber die Hausbewohner legten anscheinend darauf wenig Wert. Der Garten war verwahrlost, und das Wohnhaus verfiel.
    Das Haus gehörte Jörns Eltern. Asmus informierte sie behutsam, dass er das Zimmer ihres Sohns durchsuchen müsste, aber sie steigerten sich trotzdem in eine panische Angst hinein, dass sie selber auch verhaftet würden. Selbst Matthiesen schaffte es kaum, sie zu beruhigen. Erst nachdem er ihnen einen Muckefuck aus Hagebutten und unbekanntenZutaten gekocht hatte, versiegten Mutter Frees’ Tränen, und sie konnten endlich an die Arbeit gehen.
    Jörn hauste im Sommer in einer Art Schuppen im Garten. Er war spartanisch eingerichtet. Ein verlängertes Kinderbett und ein Ofen nahmen den größten Teil des Raumes ein, zwischen beiden war Schwemmholz zum Heizen aufgeschichtet. Eine Wandlänge besetzte ein Tisch mit Strandfunden: rissigen, uralten Austernschalen, braunen Bakelitklumpen, Vogelskeletten, Entenmuschelschalen und noch mehr. Über allem hing von der Decke ein Schuh, offensichtlich Jörns Prachtstück: Es war das rechte Gegenstück zu dem Schuh, den Asmus gefunden hatte. Jedoch war das Oberleder makellos weiß und rotbraun, und die Schnürsenkel sauber wie gerade gekauft.
    »Sieh mal«, sagte Asmus zu Matthiesen. »Ich hatte immer das Gefühl, dass der Schuh eine Rolle in unserem Fall spielt. Dieses Exemplar hat nie im Schlick gelegen, das ist vom Fuß des Besitzers direkt in diese Bude zum Tisch mit Devotionalien gewandert.«
    »Und du folgerst daraus was?«
    »Mit aller Vorsicht: dass Jörn Frees den Toten vom Damm seiner Kleider beraubt und Gesicht und Frisur verunstaltet hat. Ich erinnere mich, wie er eine Ente mit Fußtritten malträtiert hat, nachdem er sie getötet hatte. Auch dieser Tod war sinnlos, ein so zertretenes Etwas lässt sich nicht mehr braten. Ihn scheint bei bestimmten Anlässen eine Berserkerwut zu packen.«
    »Glaubst du, dass er unseren Unbekannten ermordet hat?«
    Asmus holte tief Luft. »Bewiesen ist nichts. Aber Frees hatte zweifellos Zugang zur Baustelle und wusste auch mit den Werkzeugen umzugehen, mit denen
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