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Der Tote am Lido

Der Tote am Lido

Titel: Der Tote am Lido Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Foersch
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an und wechselten dann einen Blick. Lunau fielen wieder die Schläge ein, die Michael ihm versetzt hatte. Er musste einen merkwürdigen Anblick bieten.
    Er kniete sich vor das Sofa, wollte Sara über den Kopf streicheln, zog aber, als er Silvias verheulte Augen sah, die Hand wieder zurück und flüsterte nur: »Sara.«
    Dann wurde Lunau von Balboni ins Bild gesetzt. Ein Anwohner aus dem Dorf Longastrino war durch ein Klopfen geweckt worden. Vor seiner Haustür hatte er das verdreckte und mit Schürfwunden gezeichnete Mädchen im Bikini vorgefunden. Er hatte die Polizei verständigt, und da Sara klare Angaben zu ihrer Herkunft machen konnte und sogar die Handynummerihrer Mutter wusste, hatte man sie schnell nach Hause bringen können.
    »Sara muss zu einer Routinekontrolle ins Krankenhaus«, sagte Balboni. Sara schüttelte den Kopf. Silvia sah sie an, legte ihr die Hand auf die Stirn und sagte: »Geht das auch morgen?«
    »Auf Ihre Verantwortung. Und Sie sollten sich auch einmal von einem Arzt untersuchen lassen. Wo haben Sie das denn her?« Er deutete auf Lunaus Schläfe.
    Lunau sah Silvia, die heftig ihren Kopf schüttelte und einen Finger auf ihre Lippen legte. Er sollte schweigen. Aber wieso? Was hatte Silvia den Polizisten erzählt?
    »Ach, ein dummer Zusammenstoß«, sagte Lunau.
    Balboni nickte und schaute noch missmutiger. »Ich muss Sie bitten, morgen aufs Kommissariat zu kommen und ein paar Angaben zu machen. Sie hatten das Kind nicht als vermisst gemeldet.«
    Silvia schüttelte den Kopf. »Sie war erst wenige Stunden weg. Ich weiß, dass die Polizei erst vierundzwanzig Stunden nach dem Verschwinden einer Person tätig wird.«
    »Das gilt nicht bei Minderjährigen«, knurrte Balboni. Er schaute wieder argwöhnisch auf Lunau, dann auf Silvia und wieder auf Lunau. Er setzte zu einer Frage an, überlegte es sich dann anders und winkte nur ab. »Ich nehme an, Sie wollen sich ausschlafen. Morgen um vierzehn Uhr in meinem Büro. Passt das?«
    Balboni grüßte knapp und verschwand mit seinen Kollegen.
    Mirkos Kopf tauchte hinter dem Sofa auf, er lachte,und Lunau merkte, dass er die ganze Zeit über mit Sara Faxen gemacht hatte.
    Lunau trat auf Silvia zu und fragte: »Was hast du denen denn erzählt?«
    »Willst du nicht erst einmal Sara begrüßen?«, fragte Silvia mit unterdrückter Wut zurück.
    Lunau legte Sara die Hand aufs Haar. »Hast du dir bei dem Sprung nicht weh getan?«
    Sie drehte sich um und strahlte: »Sprung? Du hast mich gesehen?«
    »Nein. Ich bin zu spät gekommen. Du warst zu schnell für mich.«
    Sie grinste.
    »Und? Hast du dir weh getan?«
    »Ein bisschen. Aber ich habe mich an der Luke festgehalten und zuerst die Beine herabgelassen.«
    »Und was ist auf dem Maisfeld passiert? Ich dachte, du hättest dich in Luft aufgelöst.«
    »Meiner Spur hätte ja jeder folgen können. Ich bin ein Stück reingegangen und dann in den Abdrücken wieder zurück. Danach bin ich durchs hohe Gras weg, am Feldrand, wo man keine Spuren sieht.«
    Lunau schüttelte den Kopf und lächelte. Er war sprachlos, wie so oft, wenn er seine eigenen Kinder und ihr problemlösendes Denken beobachtet hatte. Er presste Sara und Silvia an sich, und dann angelte er sich auch Mirko. Für einen Moment hatte er den absurden Wunsch, sie könnten alle zusammen sein. Silvia, Mirko, Sara, Jette, Stefan, Paul und er. Vielleicht nur für einen Tag am Strand.
    »Jetzt wollen wir uns aber schnell duschen«, sagte Silvia.
    »Mama!«
    »Keine Widerrede. Wir müssen die Wunden reinigen. Sonst musst du heute Nacht noch ins Krankenhaus.«
    »Das ist Erpressung, oder?«, fragte Sara.
    »Ja«, antwortete Silvia und lachte.
    Während Mutter und Tochter im Bad verschwanden, ging Lunau zu Mirko. »Willst du auf deine Schwester warten?«
    Mirko zuckte mit den Achseln. Er konnte kaum die Augen offen halten. »Komm, ich bring dich ins Bett und erzähl dir eine Geschichte.«
    »Eine von deinen, von den selbst erfundenen?«
    »Wenn du willst«, antwortete Lunau, obwohl er zu müde war, eine gute Geschichte zu erfinden. Der warme Atem des Jungen, die weiche Matratze und der schmale Kleiderschrank verbreiteten eine Behaglichkeit, ein stummes Glücksgefühl, in das er sich fallenlassen wollte. Er hoffte, dass Mirko nach den ersten Sätzen einschlafen würde, zu einem Zeitpunkt, da man die Qualität des Plots noch nicht richtig beurteilen konnte.
    Nach einer Stunde, das Dämmerlicht kroch bereits durch die Fenster, kam Silvia ins Wohnzimmer. Lunau saß auf

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