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Der Tote im Grandhotel

Der Tote im Grandhotel

Titel: Der Tote im Grandhotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Bellin
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rumstöbern
    würden, konnten sie Moritz gar nichts nachweisen. Seine Eltern
    wohnten in der Nähe. Er würde ein Fahrrad mithaben und behaup-
    ten, er radele halt abends gern noch einmal um den See.
    Als er ein Junge gewesen war, hatte er sich hier wirklich oft aufge-108
    halten. Im Sommer ankerten Boote im Schilf. Abends hörte man
    die glücklichen Menschen auf den Booten lachen. Musik wehte
    über das Wasser, Gelächter, Gesang. Sein Herz hatte sich sehn-
    süchtig verkrampft. Nun sollte hier sein Einstieg in ein besseres Leben beginnen.
    Er wollte das Geld nehmen. Hornung würde ihn nicht erkennen,
    dafür mußte er noch sorgen. Rein ins Gebüsch. Weg. Mit dem Fahrrad später in die Heuhütte am Nordufer. Abschminken, umziehen.
    Nach Hause zu den Eltern radeln. Zwei Tage hatte er frei durch
    den Schichtdienst und den Tausch mit einem Kollegen. Es war
    nicht das erstemal, daß er kurz nach Hause fuhr. Es gab immer
    kleine Geschenke. Und er brauchte auch die Liebe seiner Familie.
    Tante Charlotte war für diese Art von Liebe nicht disponiert.
    Zuerst wollte er den Führerschein machen. Dann im Urlaub
    durch Südfrankreich nach Spanien trampen. Da konnte er schon
    unauffällig Geld eintauschen. Dann würde er ein kleines, unauffälliges Auto kaufen. Die gab es schon gebraucht für zehntausend
    Mark. Ja, das war sein Traum. Alle Leute hatten Autos.
    Es war vielleicht riskant, was er nun vorhatte. Wer wagt, gewinnt, sagte sein Vater. Und ein Lehrer hatte immer gesagt: Wille versetzt Berge.
    Stimme verstellen. Großes Ehrenwort geben: nur dieses eine Mal.
    Nachsehen, ob kein Zeitungspapier in der Tasche war. Alles noch einmal durchgehen. Nix wie weg. Und wenn kein Geld drin war?
    Rache! Anonyme Anzeige bei dem Kommissar. Mit dem war be-
    stimmt nicht gut Kirschen essen. Mit dem legte man sich besser
    nicht an.
    Ferner: Anruf bei der Gattin. Ihr lieber Mann in Berlin mit einer echten Zuckerpuppe im Bett. In einen Mord verwickelt. Na, gute
    Nacht!
    Zwar war Moritz furchtbar aufgeregt. Doch das Leben funkelte
    und prickelte plötzlich. Er rief bei Tante Charlotte an.
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    »Ich brauche ein bißchen Hilfe, meinen Typ zu verändern für
    eine Nacht. Hilfst du mir? Es geht um eine Wette.«
    »Zu wann?«
    »Dienstag brauch' ich's.«
    »Okay. Die Wette ist schon so gut wie gewonnen. Man wird dich
    nicht erkennen, Schatz.«
    »Danke, Charlotte.«
    Moritz lächelte vor sich hin. Ich erkenne mich jetzt schon nicht mehr, dachte er.
    Richard Hornung hatte sich entschlossen, es als seine Aufgabe zu betrachten, den Erpressungsversuch unter Einsatz aller seiner Fähigkeiten scheitern zu lassen. Er sah sich als coolen, pragmatisch han-delnden Geschäftsmann, der an eine Aufgabe überlegt und konse-
    quent heranging.
    Mittwochs hatte Lucie immer ihren Bridge-Abend. Diesmal war
    ihre Freundin Gerda als Gastgeberin dran. Er würde Lucie mit seinem Wagen hinfahren, wie er es meistens nach Möglichkeit tat,
    und sie nahm dann ein Taxi zurück, damit sie nach dem Spiel in
    angenehmer Gesellschaft noch entspannt ein paar Gläschen Wein
    trinken konnte.
    Er würde zurückfahren und mit Lucies Wagen gen Kiel starten.
    Dieser Mittelklassewagen fiel – im Gegensatz zu seinem eigenen –
    niemandem auf. Lucie kam nie vor zwölf Uhr nach Hause. Dann
    würde er längst wieder zurück sein. Sie schaute nie auf den Kilome-terstand, also konnte ihr auch nichts auffallen.
    Er hob bei seinen beiden Banken je fünftausend Mark ab. Das tat er oft. Es war völlig unverfänglich. Eine lächerliche Summe. Die Päckchen gingen bequem in eine schwarze, lederne Aktentasche,
    die er früher benutzt hatte, bevor man zu Samsonites übergegangen war. Er hatte sich nie entschließen können, sie wegzuwerfen.
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    Er lud seine ›Makarow‹ und verstaute sie einstweilen in einer Gürteltasche, die er vor Jahren von einem Reisebüro als kleine Aufmerksamkeit erhalten hatte.
    Er würde diese unangenehme Sache souverän meistern, wie er
    schon schwere Pannen in seinem Betrieb gemeistert hatte, vom Sieg durch Ausdauer über den alten Seyboldt mal ganz abgesehen.
    Der Mittwoch war stürmisch und kalt.
    Um so besser. Zeugen konnte man bei einer solchen Geschichte
    nicht brauchen. Mittags sagte ihm Lucie, ihre Freundin Gerda sei erkrankt. Hans Semmler fühle sich auch nicht besonders wohl.
    Kurz: Die Bridgepartie fiele ins Wasser.
    Nun, es war ein kleines Mißgeschick, aber kein wirkliches Drama.
    Richard fuhr nun seinen Wagen in die Werkstatt und erkläre dem
    Meister,

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