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Der Tote im Kofferraum

Der Tote im Kofferraum

Titel: Der Tote im Kofferraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott - Joyce West
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Sie würde jetzt keine jungen Männer mit Beschützerallüren mehr brauchen. Gottlob! Und dabei dachte sie an einen ganz bestimmten Bewunderer von Grace Warwick-Smith.
     
     
     

14
     
    Es war eine bunt zusammengewürfelte Gesellschaft, die sich zum Mittagsmahl versammelt hatte. Man speiste an dem herrlichen Mahagonitisch, den Warwick-Smith für viel Geld gekauft hatte, als er sich in Sunset Lodge in aller Pracht niederließ. Da Grace das Essen in ihrem eigenen Zimmer serviert wurde, führte Delia die Tafel an; Tracy Gibbs, der Rechtsanwalt mit dem ernsten Gesicht, hatte am anderen Ende Platz genommen. Neben ihm saß Mrs. Wharton, die ihr Temperament der Atmosphäre des Hauses anzupassen schien, neben ihr Inspektor Wright und ihm gegenüber Sergeant Cave, dessen Einwand, er brauche jetzt nichts zu essen — und wenn er hungrig würde, könne er nach Hause gehen — , von niemandem beachtet wurde.
    »Sie müssen mithalten, Sergeant. Außerdem können Sie für gute Laune sorgen.«
    »Nun, Miss Hunt, dafür ist die Polizei doch völlig ungeeignet, wie meine Frau immer behauptet.« Er zwinkerte, aber Delia wollte die Andeutung nicht verstehen.
    Neben dem Inspektor, so weit wie möglich von ihrer großartigen Chefin entfernt, saß die zitternde Miss Pink, ihr gegenüber, um sie zu ermutigen, Jim Middleton. Cornelius Pratt, der sich überlegen und gelangweilt gab, hatte zur Linken von Tracy Gibbs Platz genommen. Delias Plan, Keith Wallace für sein spätes Erscheinen zu bestrafen und ihn neben Augusta zu setzen, scheiterte an Trusty, der Delia nicht von der Seite wich, so daß Keith sagte, er müsse neben Delia sitzen, damit sie Trusty nicht heimlich füttere.
    Huia hatte mit dem kalten Schinken und dem Inhalt verschiedener Dosen wahre Wunderwerke vollbracht, und Delia steuerte knuspriges Weizengebäck bei, das sie in letzter Minute gebacken hatte. Dazu gab es würzigen Sahnekäse, den der Ladenbesitzer sentimental als Lieblingskäse des »armen Hausherrn« bezeichnet hatte. Der Gedanke daran verdarb Delia den Appetit, aber Jim meinte fröhlich: »Nehmen wir ihn mit. Schließlich wissen die anderen nicht, daß der Schurke ihn auch gern aß.«
    Man unterhielt sich über alles mögliche, aber ein richtiges Gespräch wollte nicht zustande kommen, bis jemand den Pohutukawa erwähnte, den Warwick-Smith der Hochspannungsleitung geopfert hatte. Cornelius Pratt, der sich heute wieder einmal besonders überlegen vorkam, spottete über den Aberglauben der Maori. Jim, der keinen Streit wollte, sagte freundlich: »Da stimme ich Ihnen nicht zu. Ich liebe die Art, wie sie ihre Traditionen bewahren. Wir haben ihren Lebensstil verändert, ihnen Pferderennen, Trinken und all die Errungenschaften der Zivilisation vermittelt, aber es ist uns nicht gelungen, jene Traditionen zu zerstören.«
    Pratt sah beleidigt aus. »Wir waren ihnen behilflich, indem wir ihnen einige Annehmlichkeiten verschafft haben, die sie, weil sie nicht zivilisiert genug sind, noch nicht nutzen können. Zumindest haben wir sie vor vielen Untugenden errettet und sie einer Kultur zugeführt, die höher als ihre eigene ist.«
    Jim erinnerte sich an den schrecklichen Eindruck, den Pratts Bilder auf ihn gemacht hatten, und erwiderte lachend: »Das ist Ansichtssache. Ich persönlich habe großen Respekt vor den Tugenden der alten Maori. Vielleicht hatte ich Glück, daß ich einige besonders edle Vertreter von ihnen kennengelernt habe, wie zum Beispiel Huia und Eru.«
    Vom anderen Ende des Tisches dröhnte Augustas volltönende Stimme. »Ein fruchtbares Thema. Die Maori und ihre Kultur. Damit will ich mich eines Tages befassen.«
    Dieser Bemerkung folgte ein kurzes, peinliches Schweigen, während dessen sich jeder einen Maori-Roman von Augusta Wharton vorzustellen versuchte, voller Abenteuerlust, Sex und Leidenschaften. Delia brach das Schweigen. »Ich fürchte, ich kenne mich nicht gut genug aus, aber ich habe noch nie nettere Leute als Eru und Huia getroffen. Wenn viele Maori so sind wie die beiden, dann meine ich, daß wir kein Recht haben, ihre Traditionen und ihre Kultur zu kritisieren.«
    Sie blickte zu Cornelius Pratt hinüber, der sich schon zum drittenmal und viel zu reichlich mit grünen Erbsen versorgte. Er schaute sie wütend an und ließ den Löffel mit lautem Klirren fallen. Aber in diesem Augenblick überraschte Miss Pink die Gesellschaft. »Ich finde die Maori-Folklore höchst interessant. Sie ist malerisch und voller Charme. Ich liebe sie«, sagte sie mit

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