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Der Tote im Kofferraum

Der Tote im Kofferraum

Titel: Der Tote im Kofferraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott - Joyce West
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Toast hätte zum Frühstück ja schon gereicht, wenn ich auch Eiweiß am Morgen brauche, um geistig arbeiten zu können. Aber wir haben uns mit dem begnügt, was wir noch hatten. Allerdings haben wir unser letztes Brot gegessen. Wir haben jetzt nichts mehr, bis uns der bummelige Krämer etwas schickt.«
    In dem Moment ging Grace durch die Halle und hörte die letzten Worte. Sie trat auf die Veranda hinaus, und Jim stellte zögernd seine Schwiegermutter vor. Dabei dachte er: Das ist der wahre Grund, weshalb sie herkam. Natürlich ist für sie in Sunset Lodge das nächste Telefon, aber sie hat ein Auto und kann auch selbst zum Einkaufen fahren.
    »Ich höre gerade, daß Sie in Ihrem Ferienhaus noch nichts zu essen haben, Mrs. Wharton. Unser Lebensmittelhändler ist manchmal etwas vergeßlich. Das ist ärgerlich für Sie. Aber Delia und Ihr Schwiegersohn haben gerade reichlich eingekauft. Bleiben Sie doch einfach zum Mittagessen bei uns. In der Zwischenzeit können Sie den Laden noch einmal anrufen.«
    Augusta triumphierte heimlich. Sie war jetzt in diesem Haus eingeführt und konnte die Leute nach Herzenslust beobachten. Es war ein Glück, daß die Lebensmittel nicht geliefert worden waren. Augusta steckte voller List und Tücken, aber sie wußte immer im richtigen Augenblick ihren Charme einzusetzen. Sie nahm die Einladung zögernd und dankbar an. Jim ärgerte sich fürchterlich über sie. Miss Pink murmelte verlegen, es wäre doch nicht weit bis zum Dorf, und sie könnten doch nicht in einer solchen Zeit einfach stören.
    Augusta aber stellte sich taub und beschloß zu bleiben. Grace entschuldigte sich und zog sich in ihr eigenes Zimmer zurück. Delia führte Mrs. Wharton in den Salon und ging selbst in die Küche, um Huia einige der Päckchen zu bringen. Sie flüsterte: »Noch zwei mehr. Wie viele sind es inzwischen?«
    Aber die alte Frau, die den Inhalt der Pakete untersucht hatte, strahlte vor Begeisterung. »Alles in Ordnung. Genug Schinken, genug grüne Erbsen, genug Dosen mit Früchten. Es wird für alle reichen. Missus liebt es, Gäste zu bewirten. Die große Frau mit kleiner kommt, um zu gucken. Macht nichts. Alle werden essen.«
    Delia half Huia bei den Vorbereitungen und überließ es Jim, seine Schwiegermutter zu unterhalten. Grace war zum Glück in ihrem Wohnzimmer. Denn wie auch immer, sie mußte sich noch sehr schonen und vor jeder Aufregung beschützt werden. Dabei fiel ihr ein, daß einer der Beschützer noch fehlte. Wo war Keith Wallace?
    Da hörte sie ein Auto vorfahren und ging hinaus, selbstverständlich rein zufällig, um den Neuankömmling zu begrüßen. Schließlich bestand keine Notwendigkeit, daß Keith sofort zu Grace hineinstürzen mußte. Mrs. Warwick-Smith brauchte jetzt Ruhe. Statt dessen sollte er sich lieber nützlich machen und ihr beim Tischdecken helfen.
    Aber es war nicht Keiths Wagen. Es war ein größeres Modell, von moderner, schlichter Eleganz und dabei keineswegs protzig wie der Straßenkreuzer von Warwick-Smith. Allerdings war das Auto recht staubig — wie nach einer langen Reise. Der Mann, der gerade ausstieg, war groß und schlank. Ein Mann Anfang Vierzig, schätzte Delia, die den gutaussehenden, korrekt mit dunklem Anzug bekleideten Herrn interessiert musterte. Er grüßte höflich und fragte: »Könnte ich bitte Mrs. Warwick-Smith sprechen?« Als Delia zögerte, fügte er hinzu: »Ich bin ein alter Freund von ihr, ein Verwandter. Mein Name ist Tracy Gibbs.«
    Der Fremde war also der geheimnisvolle Cousin, der sich zurückgezogen hatte. Ohne zu überlegen, sagte Delia spontan: »Aber ich denke Sir, Sie leben auf der Südinsel?«
    Er schien nicht überrascht zu sein, daß Delia sich so gut in seinem Privatleben auskannte, und antwortete freundlich: »Ja, das stimmt. Aber ich habe gestern in den Nachrichten gehört, was hier vorgefallen ist. Daraufhin habe ich die Nachtfähre genommen und bin jetzt seit den frühen Morgenstunden mit dem Auto unterwegs. Könnte ich meine Cousine vielleicht sehen?«
    »Selbstverständlich. Sie müssen entschuldigen, wir sind alle ganz durcheinander vor Aufregung.« Sie führte Tracy Gibbs sofort in Mrs. Warwick-Smith’ Wohnzimmer. Delia öffnete die Tür und sagte: »Ein alter Freund möchte Sie besuchen.«
    Bevor sie die beiden allein ließ, sah sie den Fremden zu Grace eilen, sah sie Grace aufstehen und ihm die Arme entgegenstrecken — ihr Gesicht wirkte völlig verklärt.
    Grace hat jetzt ihren Ritter gefunden, dachte Delia erleichtert.

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