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Der Tote im Kofferraum

Der Tote im Kofferraum

Titel: Der Tote im Kofferraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott - Joyce West
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doch mit Wright sprechen, weil ich heute nachmittag noch heimfahren möchte. Da bleibt mir nicht mehr viel Zeit.«
    Augusta lächelte freundlich, blieb aber hartnäckig.
    »Unsinn, Jim. Du hast immer eine Ausrede, wenn jemand dich zum Spazierengehen mitnehmen will. Annabel sagte neulich, daß du von deinen Beinen nur soweit Gebrauch machst, daß du sie an einem Pferd herunterhängen läßt.«
    Jim, der im stillen überzeugt war, daß das der einzig sinnvolle Gebrauch war, entschloß sich, mit Annabel ein deutliches Wort zu reden. Jetzt sagte er zögernd: »Es ist ein steiler Anstieg. Bist du sicher, daß du noch fit dafür bist? Ich meine, gleich nach dem Mittagessen...«
    »Das macht mir nichts aus; ich bin sowieso ein schwacher Esser«, verkündete Augusta, und Jim war taktvoll genug zu verschweigen, daß sie drei Weizenkuchen, er aber nur zwei gegessen hatte. Er grollte innerlich, wußte aber, daß er würde nachgeben müssen. »Ich kann gar nicht verstehen, warum du so versessen bist, auf diesen verflixten Hügel zu steigen. Was ist daran so aufregend?«
    »Der Ausblick auf den See soll von dort oben herrlich sein. Der Hügel gehört zum Besitz des jungen Farmers, aber er sagte, es gibt ein Tor, durch das wir gehen können. Ich möchte mir gern Notizen für mein Buch machen. Dieser Hügel wird eine Rolle spielen. Dort oben wird mein Inspektor eine leidenschaftliche Liebesszene mit der Heldin erleben. Ich möchte alle Eindrücke authentisch festhalten.«
    Jim beunruhigte Augustas Programm, obwohl die Aussicht, Wright als leidenschaftlichen Liebhaber auf dem Gipfel des Hügels in ihrem Kriminalroman wiederzufinden, ihn höchst erheiterte. »Dein Roman soll hier spielen? Solltest du da nicht vorsichtig sein? Schließlich ist Mord...« Er hielt inne und suchte nach einer treffenden Formulierung, die ihm aber nicht einfiel. »Mord ist Mord«, sagte er deshalb einigermaßen lakonisch. Wallace, dachte er, hätte diesen Ausspruch sicherlich als »Philosophie des Nachmittags« bezeichnet.
    Augusta, die endlich ihren Willen durchgesetzt und ihren Schwiegersohn auf Trab gebracht hatte, beruhigte ihn. Er könne ihr vertrauen, sie habe schon viele Bücher geschrieben und wäre nicht ein einziges Mal verklagt worden. Dann wandte sie sich an Minnie und sagte freundlich: »Kommen Sie, meine Liebe, der Spaziergang wird Ihnen guttun. Sie sehen immer noch traurig aus. Frische Luft ist gut gegen traurige Erinnerungen. Auch Sie, Miss Hunt, sehen müde aus. Kein Wunder, nach dem, was Sie durchgemacht haben. Ein Spaziergang ist das beste von der Welt. Vielleicht schließt sich noch jemand an? Der Inspektor hat viel Arbeit, und der lange Sergeant muß ihm helfen. Aber da war doch noch ein junger Mann beim Essen. Ich habe seinen Namen nicht verstanden, aber irgend jemand sagte, er wäre ein Künstler; er trägt einen Bart.«
    Delia, die überhaupt keine Lust hatte, mit Cornelius Pratt spazierenzugehen, sagte schnell: »Ach, der junge Mann, der Eru im Garten hilft. Ich fürchte, er hat zuviel Arbeit.« Sie schaute sich um, ob sie ihn irgendwo über ein Blumenbeet gebeugt sah oder beim Rasenmähen. Als sie ihn nirgends entdeckte, dachte sie, daß er vielleicht Eru im Gemüsegarten half.
    »Ein Gärtner? Ich meine, irgend jemand hat gesagt, er wäre Maler. Na schön, wenn er einen so großen Garten in Ordnung hält, hat er genügend Luft und Bewegung. Und jetzt geht’s los.« Mit erstaunlicher Energie trieb Augusta ihre unwillige Gefolgschaft zum Aufbruch an.
    Als sie außer Sichtweite waren, lugte ein bärtiges Gesicht um die Verandaecke. »Alles klar«, murmelte Cornelius Pratt und legte sich wieder in die bequeme Hängematte, um eine wenig schmeichelhafte Zeichung von Mrs. Wharton anzufertigen.
     
     
     

15
     
    Wright trat auf die Veranda hinaus, als die Spaziergänger das Ende der Auffahrt erreicht hatten. Er lächelte beim Anblick seines Freundes, von dem er wußte, wie sehr er Spaziergänge haßte. Er kannte Jims Auffassung, daß die einzig angenehme Art der Fortbewegung war, auf dem Rücken eines Pferdes zu sitzen. Wright blickte zum Hügel hinüber und staunte, warum sich Mrs. Wharton, die weiß Gott kein Leichtgewicht war, in den Kopf gesetzt hatte, den Hügel zu erklimmen.
    Sie waren gerade an den Torpfeilern und traten zur Seite, als ein Auto in die Auffahrt einbog. Er erkannte Dr. Shaws Auto und fragte sich, ob Tracy Gibbs Ankunft dem berühmten Arzt wohl einen Schlag versetzen würde. Wright war überzeugt, daß Shaw in

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