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Der Tote im Schnee

Der Tote im Schnee

Titel: Der Tote im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Eriksson
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vorbestimmt ist, wer zum Fixer oder Mörder wird?«
    »Im Gegenteil«, erwiderte Ottosson unerwartet scharf.
    »Aber jeder trägt doch selber die Verantwortung für sein Leben«, meinte Haver.
    »Ja natürlich, daran kommen wir nicht vorbei, trotzdem möchte ich, daß du an meine Worte denkst, wenn du Hahn verhörst. Deine Aufgabe, unsere Aufgabe ist es, zu ermitteln und dem Staatsanwalt und der Gesellschaft zu berichten, was geschehen ist, dennoch müssen wir auch die Jungen mit den Rucksäcken sehen.«
    Ottosson fuhr sich mit der Hand durch den Bart, sah Haver an und nickte ihm zu. Haver nickte ebenfalls und verließ den Raum.
     
    »Können Sie uns den Mann genauer beschreiben, der wie ein Soldat aussah?«
    Vincent Hahn seufzte. Karolina Wittåker saß an der Seite, die Beine so weit gespreizt, wie es der enge Rock ihres Kostüms zuließ. Haver konnte sich nicht verkneifen, einen Blick in ihre Richtung zu werfen. Sie sah Hahn an.
    »Er war wütend«, sagte Hahn plötzlich.
    »Hat er geschrien?«
    »Ja, er hat geschrien und geschimpft. Es sah abstoßend aus.«
    Beatrice und Lundin waren in der Zwischenzeit auf dem Vaksala torg gewesen und hatten mit den Weihnachtsbaumverkäufern gesprochen. Sie konnten sich weder an John Jonsson noch an einen Mann erinnern, der wie ein Soldat ausgesehen hatte.
    »Warum glauben Sie, daß er Soldat war?«
    »Er sah eben so aus.«
    »Denken Sie dabei an seine Kleidung?«
    Hahn antwortete nicht sofort, sondern wandte sich der Psychologin zu und betrachtete ihre Beine. Sie erwiderte ruhig seinen Blick.
    »Wer sind Sie?« fragte er, obwohl sie sich ihm erst vor wenigen Minuten vorgestellt hatte.
    »Ich bin Karolina«, antwortete sie und lächelte. »Ich höre Ihnen zu und versuche mir vorzustellen, wie es auf dem Vaksala torg aussah, wie dieser Mann geschrien hat und Sie Angst bekommen haben.«
    Hahn senkte den Blick. Erwartungsvolle Stille legte sich über den Raum.
    »Er sah aus wie Hitler«, sagte Hahn und spuckte die Worte regelrecht aus.
    »Hatte er einen Schnurrbart?« fragte Beatrice.
    Hahn nickte. Haver spürte, wie die Spannung stieg.
    »Sprechen Sie weiter«, sagte er, lehnte sich vor und versuchte Augenkontakt zu Vincent zu bekommen.
    »Ich habe sie eingeholt.«
    »Wie alt war der andere?« fragte Haver.
    »Dreiundsechzig«, antwortete Vincent schnell.
    »Erzählen Sie uns von seiner Kleidung.«
    Hahn antwortete nicht. Dreißig Sekunden vergingen, eine Minute. Haver wurde immer ungeduldiger und wechselte einen Blick mit Beatrice.
    »Was haben Sie gefühlt, als Sie hinter den beiden her liefen?« fragte die Psychologin. »Sind Sie außer Atem geraten?«
    Hahn blickte auf, sah sie an und schüttelte den Kopf.
    »Sie wußten, daß Sie ihnen folgen mußten?«
    Hahns Antwort bestand aus einem bejahenden Nicken.
    »Glauben Sie, daß John Angst hatte?«
    »Er hatte nie Angst. Nicht einmal als der Lastwagen gegen die Mauer gefahren ist und die Lehrerin geschrien hat. Da hat er nur gelacht.«
    »Vielleicht hatte er ja Angst, obwohl er gelacht hat«, meinte Karolina Wittåker.
    Haver begriff, daß die Vernehmung sich hinziehen konnte. Er war sich nicht sicher, was er von den Einmischungen der Psychologin halten sollte. Er hatte erwartet, daß sie die Rolle einer Zuhörerin spielen würde, aber nun griff sie aktiv in das Geschehen ein und lenkte das Gespräch. Andererseits ließ sich nicht leugnen, daß Hahn jetzt redete. Haver schielte zu Beatrice hinüber, die ihm zunickte.
    »Es war ein Paprikaauto. Jede Menge Konservendosen fielen heraus. Diese kleinen mit rotem Paprika. Alle haben sich ein paar Dosen genommen. Ich auch. Zwei Stück. Papa dachte, ich hätte sie gestohlen, aber ich habe ihm gesagt, daß sich alle welche genommen haben. Sie lagen doch auf der Straße.«
    »Wurde er wütend?«
    »Ja.«
    »Wie der Mann auf dem Platz?«
    Hahn nickte.
    »Was hat Ihr Papa gemacht?«
    »Er war ein Nazi.«
    »Was war er von Beruf?«
    »Er war nichts. Er schrie einem direkt ins Ohr.«
    »Sie wollten kein Nazi werden?«
    »Ich bin ein Taliban«, erwiderte Vincent Hahn.
    Haver lachte und handelte sich dafür einen eiskalten Blick von Karolina Wittåker ein. Plötzlich stand Vincent auf, Haver schoß ebenfalls in die Höhe, ließ sich jedoch wieder auf seinen Stuhl fallen, als Hahn anfing zu reden.
    »Er ging schnell. Es war kein schöner Weihnachtsbaum. Warum wollen die Leute so was haben? Das kostet doch nur Geld. Denken Sie mal an das ganze Lametta, die Kugeln. Das habe ich auch zu John

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