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Der Tote im Schnee

Der Tote im Schnee

Titel: Der Tote im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Eriksson
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Kleiderbügeln an der Garderobe.
    Der sparsam möblierte Flur erinnerte Sammy an die Praxis seines Zahnarztes in einer umgebauten Wohnung, wenn man einmal von den Tüten mit leeren Dosen absah, die einen schwachen Geruch von abgestandenem Bier verströmten.
    Lennart kam in einer Jeans und einem schlampig in die Hose gestopften T-Shirt aus der Toilette.
    »Die Sache mit Ihrem Bruder tut mir leid.«
    Lennart Jonsson nickte. Er senkte den Blick, und als er wieder aufsah, hatte sich sein Gesichtsausdruck verändert.
    »Wollen wir uns setzen?«
    Lennart nickte aufs neue, machte eine Geste und ließ Sammy Nilsson den Vortritt in die Küche.
    »Was glauben Sie?« begann Sammy das Gespräch.
    Lennart schnaubte. Er räumte eine Bierdose vom Tisch.
    »Sie kannten ihn am besten. Wer wollte Johns Tod?«
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte Lennart. »Und was wißt ihr?«
    »Wir versuchen uns ein Bild von Johns Leben zu machen, von den letzten Monaten, dieser Woche, vorgestern. Ja, Sie wissen schon. Wir müssen einfach puzzeln.«
    »Ich habe darüber nachgedacht«, meinte Lennart, »aber mir fällt niemand ein, der meinen Bruder hätte ermorden wollen. Er war doch sauber. Schon seit Jahren.«
    Er warf Sammy einen Blick zu, als wollte er sagen: Und erzähl du mir keinen Mist über meinen Bruder!
    Sammy Nilsson kaute die üblichen Fragen durch. Lennart antwortete kurz angebunden. Einmal unterbrach er sich, ging zur Küchenzeile und holte sich eine Banane, die er in wenigen Sekunden verschlang. Danach bot er auch Sammy eine Banane an, der sie annahm, ohne sie jedoch zu schälen.
    »Es gibt jemand, mit dem sich John öfters traf, Micke Andersson«, sagte Lennart. »Habt ihr mit ihm gesprochen?«
    »Das haben wir«, sagte Sammy, erwähnte jedoch nicht, daß Micke am Vorabend die Polizei angerufen hatte.
    »Wir sind nicht so viele«, sagte Lennart, und Sammy nahm an, daß dies eine Beschreibung von Johns kleinem Freundeskreis sein sollte.
    Lennart holte sich eine weitere Banane und aß sie genauso schnell.
    »Machen Sie Bodybuilding mit Bananendiät?« erkundigte sich Sammy.
    Lennart schüttelte den Kopf. Er sah nachdenklich aus. Sammy stellte keine Fragen mehr.
    »So, wie ich lebe, werden die engsten Verwandten sehr wichtig für einen. Alle anderen können einen verpfeifen, einen verraten, aber ein Bruder nicht, nicht John. Wir sind immer füreinander dagewesen.«
    »Zum Guten wie zum Schlechten vielleicht?«
    Lennart schnaubte wieder.
    »Das werdet ihr nie verstehen«, sagte er. »Warum sollte ich jemand anderem trauen?«
    Stimmt, warum sollte er das, dachte Sammy.
    »Manchmal muß man das aber«, sagte er.
    Lennart lächelte ironisch.
    »Wer versteht das eigentlich nicht?« fragte Sammy.
    »Ihr alle«, faßte Lennart zusammen.
    Der Polizist sah Johns Bruder an. Er wollte nicht mehr hören. Er wußte, was jetzt kommen würde. Die Stiefkinder der Gesellschaft.
    »Als ich in der Schule beim Tischtennis gegen meinen Lehrer gewonnen habe«, sagte Lennart, »hat er seinen Schläger nach mir geworfen. Er hatte falsch aufgeschlagen, und als ich mich gebückt habe, um den Ball aufzuheben, hat er seinen Schläger mit voller Wucht abgefeuert. Er traf mich hinterm Ohr. Wollen Sie die Narbe sehen?«
    Sammy schüttelte den Kopf.
    »Ich ging in die Klasse für auffällige Schüler, und Tischtennis war das einzige, was ich richtig gut gelernt habe. Wir spielten zwei, drei Stunden pro Tag.«
    »Um auf John zurückzukommen«, sagte Sammy Nilsson.
    »Wie lief es denn bei ihm zu Hause?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ich meine mit Berit.«
    »Berit ist in Ordnung.«
    »Davon bin ich überzeugt, aber verstanden die beiden sich auch gut?«
    »Wer hat etwas anderes behauptet?«
    »Niemand.«
    »Na also«, sagte Lennart.
    Sammy hatte den Eindruck, daß Lennart Jonsson versuchte, sich durch seine scheinbare Gleichgültigkeit und Arroganz zu schützen. Sammy Nilsson wußte, daß er sonst die Fassung verlieren würde, aber gleichzeitig ärgerte ihn Lennarts widerspenstige Haltung.
    »Ich versuche den Mörder Ihres Bruders zu finden«, sagte er.
    »Tatsächlich.«
     
    Sammy verließ die Wohnung, ging mit schnellen Schritten die Treppe hinab und trat gegen eine leere Dose vor dem Hauseingang, so daß sie in ein Blumenbeet flog, in dem bereits Unmengen von Papiermüll lag.
    Vom Auto aus rief er Ottosson an, um zu hören, ob es etwas Neues gab; aber der Leiter des Kommissariats hatte nicht viel zu berichten. Sixten Wende hatte damit begonnen, eine Übersicht über

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