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Der Tote im Schnee

Der Tote im Schnee

Titel: Der Tote im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Eriksson
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Schulkamerad von mir. Und dann kommt dieser Verrückte.«
    Der Kriminaltechniker, der ihre Äußerung gehört hatte, kehrte ins Wohnzimmer zurück.
    »John Jonsson war ein Schulkamerad von Ihnen?«
    Rydes Stimme eignete sich nicht für den Kontakt mit der Allgemeinheit, vor allem dann nicht, wenn er mitten in der Arbeit steckte. Gunilla sah ihn an.
    »Sind Sie auch Polizist?«
    Fredriksson konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
    »Das ist Eskil Ryde«, sagte er, »der beste Mann der Spurensicherung in unserer Stadt.«
    »Der einzige«, berichtigte Ryde, »aber erzählen Sie von John.«
    Gunilla seufzte, und Fredriksson sah jetzt, wie erschöpft sie war.
    »John kenne ich besser«, begann Gunilla. »Wir sind uns ab und zu begegnet. Ich kenne auch seine Frau.«
    »Ich möchte Ihnen eine sehr direkte Frage stellen, Sie müssen meine Aufdringlichkeit entschuldigen«, sagte Fredriksson, und Ryde schnaubte, »aber sind Sie mit John zusammengewesen?«
    »Nein, wie kommen Sie denn darauf?«
    »Sie haben so schnell hinzugefügt, daß Sie auch Johns Frau kennen.«
    »Ja und, ist das so seltsam?«
    »Was haben Sie gedacht, als Sie gehört haben, daß John ermordet wurde?«
    »Ich war natürlich entsetzt. Ich mochte ihn«, antwortete Gunilla und sah Fredriksson mit festem Blick an, so als wollte sie sagen: Kommen Sie mir jetzt nicht mit irgendwelchen Andeutungen. »Er war nett, ein bißchen schweigsam. In der Schule machte er nicht viel Aufhebens von sich. Wir. sind uns übrigens letzten Herbst begegnet. Da war er richtig aufgekratzt, was ein wenig ungewöhnlich für ihn war. Ich habe ihn gefragt, was mit ihm los sei, und er meinte, er habe vor, ins Ausland zu reisen.«
    »In ein bestimmtes Land?«
    »Nein, aber ich hatte das Gefühl, daß es weit weg gehen sollte.«
    »Wann wollte er fahren?«
    »Das weiß ich nicht, davon hat er nichts gesagt.«
    »Man sagt doch schon mal, daß man in die Sonne fahren will«, meinte Fredriksson.
    »Er hat es eher scherzhaft gesagt, einfach so, aber ich hatte trotzdem den Eindruck, daß er es irgendwie ernst meinte.«
    »Sie haben nicht genauer nachgefragt?«
    »Wir hatten es beide eilig und wechselten nur ein paar Worte miteinander.«
    »Seither haben Sie ihn nicht mehr gesehen?«
    »Es war das letzte Mal«, erwiderte Gunilla Karlsson und schluchzte endlich auf. Fredriksson war beinahe erleichtert.

16
    Der Barkeeper betrachtete ihn gleichgültig, während er Gläser abtrocknete. Lennart trank einen Schluck Bier und sah sich im Lokal um. Einer der bekanntesten Juristen der Stadt saß einsam an einem Fenstertisch. Lennart war ihm einmal in einer Verhandlung begegnet, in welcher wußte er nicht mehr. Nun führte der Anwalt bei einem doppelten Whisky in eigener Sache das Wort. Es war bestimmt nicht sein erster, denn er redete mit sich selbst, den Kopf in die linke Hand gestützt, während die rechte krampfhaft das Glas festhielt.
    »Und«, sagte Lennart und drehte sich wieder zu dem Mann hinter dem Tresen um. Lennart wußte, daß seine Teilnahmslosigkeit gespielt war, aber im Moment hatte er keine Zeit für unnötige Verzögerungen.
    »Es ist schon was her, daß er hier war«, sagte der Barkeeper.
    »Wann?«
    »Ich erinnere mich nicht mehr.«
    »Wo kann ich ihn finden?«
    Der Mann schien abzuwägen, wie viele Probleme er einerseits bekommen würde, wenn er bei seiner passiven Haltung dem vorwitzigen Fragesteller gegenüber blieb, und welche Schwierigkeiten ihm andererseits Mossa machen würde, wenn er verriet, was er wußte. Er entschied sich für die im Augenblick bequemste Lösung.
    »Versuch’s mal im ›Kroken‹«, sagte er, aber das war eher ein Test, wie gut sich der Besucher auskannte, denn ›Kroken‹ war der Name eines illegalen Spielclubs in einem Keller im Stadtzentrum. Offiziell hauste dort ein Importeur von Spielsachen aus Südostasien und Handtüchern aus dem Baltikum, aber diese Geschäftsaktivitäten beschränkten sich auf einen handgeschriebenen Zettel an der Tür, POS Import, und ein Dutzend Kisten mit Plastikschußwaffen, die man an einer Wand aufgestapelt hatte.
    »Er geht nie ins ›Kroken‹«. sagte Lennart und wandte sich wieder seinem Bier zu, um dem Barkeeper eine zweite Chance zu geben. Wenn er noch so einen idiotischen Vorschlag machte, würde Lennart handgreiflich werden müssen.
    Der Anwalt am Fenstertisch erhob sich auf wackligen Beinen, warf einen Fünfhunderter auf den Tisch und ging mit schwer erkämpfter Nonchalance zur Tür. Der Barkeeper eilte hin,

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