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Der Tote im Schnee

Der Tote im Schnee

Titel: Der Tote im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Eriksson
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Bauarbeiter gewesen?« fragte Berglund.
    »Betonbauer«, antwortete Oskar Pettersson anspruchslos. »Das ist richtig.«
    Berglund schaute sich in der Küche um.
    »Ich bin Witwer«, erklärte der Mann.
    »Schon lange?«
    »Im März werden es drei Jahre. Krebs.«
    Er trank einen Schluck Bier.
    »Albin und Aina habe ich über Eugen, Ainas Bruder und Johns Onkel, kennengelernt. Eugen und ich haben viele Jahre zusammen gearbeitet. Er war ein lustiger Typ. Aina war zurückhaltender, genau wie Albin, aber ich glaube schon, daß die beiden sich gern hatten, so kam es mir zumindest vor. Nie hat man von einem Streit oder so was gehört. Albin war einer der geschicktesten Dachdecker, die man finden konnte. Er ist dann gestorben, aber das wissen Sie vielleicht?«
    Berglund nickte.
    »Später habe ich John mitunter in der Stadt getroffen, vor allem, seit sie ihn gefeuert hatten. Ich denke manchmal darüber nach: Was macht einen Menschen aus? Wenn es das Erbgut ist, dann gab es nichts, was dafür sprach, daß Lennart und John eines Tages Kriminelle sein würden.«
    ›Anständige Menschen‹, so hatte Ottosson Johns Eltern genannt, wie sich Berglund erinnerte.
    »Und dann haben wir da noch das Umfeld«, fuhr der pensionierte Bauarbeiter mit der gleichen sanften, aber dennoch kraftvollen Stimme fort, die Berglund aufgefallen war und die er augenblicklich geschätzt hatte. »Sie sind ganz in der Nähe aufgewachsen. Natürlich gab es hier auch das eine oder andere schwarze Schaf, aber die meisten in dieser Gegend waren fleißige Leute. Woher kommen Sie?«
    Berglund lachte auf, überrascht von der schnellen Wendung, die das Gespräch genommen hatte.
    »Geboren bin ich in Eriksberg, als es noch ein Bauerndorf war. Mein Vater hat dort in den vierziger Jahren ein Haus gebaut. Er hat in der Ekeby-Keramikfabrik gearbeitet.«
    Pettersson nickte.
    »Er arbeitete an den Brennöfen, und meine Mutter kümmerte sich um die Kinder. Mein Vater hatte oft Nachtschicht und schlief den größten Teil des Tages.«
    »Ja, so war das damals«, meinte Pettersson. »Sie sind sicher, daß Sie keinen Kaffee haben wollen?«
    »Nein, danke. Erzählen Sie mir mehr von John.«
    »Ich glaube, er ist sehr verbittert darüber gewesen, daß er seinen Job verloren hat. Er hat mal so was gesagt, daß er das Gefühl habe, nichts mehr wert zu sein. Es war einfach sein Ding, zu schweißen. Er hatte Albins Genauigkeit geerbt. Jeder Mensch braucht einen Ort, an dem er zu Hause ist, komplizierter ist es doch im Grunde nicht, oder?«
    »Da ist was dran«, erwiderte Berglund. »Sind Sie sich oft begegnet?«
    »Im Grunde nicht, manchmal im Kaufhaus in der Fußgängerzone. Ich fahre öfters hin und esse da und plaudere ein bißchen mit den anderen Rentnern. Ein paarmal sind wir uns auch zufällig in der Stadt begegnet und einen Kaffee trinken gegangen. Ich glaube, er hat gerne mit mir gesprochen. Er hat sich gerne unterhalten.«
    Merkwürdig, dachte Berglund, zum ersten Mal höre ich jemanden sagen, daß John gesprächig sein konnte.
    »Aber ich habe gespürt, daß er über etwas nachgegrübelt hat.«
    »Und worüber?«
    »Nun ja, er hatte doch seine Fische, das wissen Sie, nicht? Es kam mir so vor, als wollte er etwas mit Fischen aufziehen. Er hat eine Zeitlang viel in so einem Verein gemacht. Für jeden Mist gibt es ja Vereine.«
    »Was zieht man denn mit Fischen auf? Ein Geschäft, meinen Sie?«
    »Keine Ahnung, aber es hatte mit dem Aquarium zu tun. Er hatte wohl irgendeinen Traum.«
    »Aber er hat nicht konkreter darüber gesprochen, worum es ging?«
    »Nein, nicht direkt, außer daß etwas im Gange sei.«
    »Wenn Sie sich begegneten, unterhielten Sie sich dann auch darüber, wie es ihm privat ging?«
    »Selten. Er hing sehr an seinem Jungen. Haben Sie zufällig einen gekannt, der Sandberg hieß und in Ekeby gearbeitet hat? Ich glaube, er war auch Heizer. Ein dicker Kerl, ein bißchen mürrisch.«
    Berglund lachte.
    »Alle, die an den Öfen arbeiteten, wurden mit der Zeit mürrisch, das gehörte irgendwie dazu.«
    Die beiden Männer sahen sich an und lächelten.
    »Obwohl, er ist sicher schon vierzig Jahre tot«, meinte Pettersson, »aber er war ein Bekannter meines Vaters.«
    »Wie ging es John finanziell?«
    »Ich glaube nicht, daß er regelrecht am Hungertuch nagte. Er war immer ordentlich gekleidet und so.«
    »Trank er?«
    Pettersson schüttelte den Kopf.
    »Schrecklich, wenn man so umkommt«, sagte er. »Alle schnüffeln überall herum. Wie wäre es, wenn man sich

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