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Der Tote in der Wäschetruhe

Der Tote in der Wäschetruhe

Titel: Der Tote in der Wäschetruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Swat
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zwei Monate später der Patient wie abgesprochen nach Brandenburg verlegt werden soll, rebelliert Tutschinski und zieht seine Zustimmung zur Behandlung zurück. Er wolle auf keinen Fall auf »seinen Orgasmus« verzichten. Von den meisten im Charite-Gutachten festgehaltenen Selbstbezichtigungen dis-tanziert er sich. »Die habe ich doch nur gemacht, um mildernde Umstände zu bekommen«, erklärt er den Ärzten unmissver-ständlich. An den behandelnden Arzt in Neuruppin schreibt er In einem Brief:
    »Ich lehne von vornherein diese Überweisung in die Nervenklinik Brandenburg-Görden ab, weil ich der Meinung bin, dass ich es ohne Psychologen schaffe. Ich habe hier in der Klinik eine feste Freundin, und ich habe sie sehr gern. Des Weiteren bin ich nicht gewillt, unter diesen Umständen untätig meine kostbare Zeit zu verschwenden. Ich will Ihnen noch Folgendes mitteilen. Ich habe Klage erhoben gegen meine gerichtliche Einweisung, die völlig unbegründet ist...«
    Einen Monat nach der Entlassung aus der Haft und der Einweisung in die Neuruppiner Klinik lernt er dort die Wirtschaftsgehilfin Christina Celinski kennen. Hartnäckig wirbt er um die junge Frau. Täglich besucht er sie auf ihrem Zimmer auf dem Klinikgelände. Sie spielen Karten miteinander, trinken gemeinsam Kaffee und unterhalten sich. Sexuell bleibt Helfried zurückhaltend. Drei Wochen später, während eines Wochenendurlaubs, lieben sich die beiden zum ersten Mal.
    Über einen Anwalt betreibt Helfried Tutschinski seine Entlassung aus der Nervenklinik. Christina Celinski hilft ihm dabei. Im Januar 1979 hebt das Kreisgericht Neuruppin die unbefristete Unterbringung auf. Die Ärzte der Neuruppiner Klinik sehen bei ihrem Patienten keinen sexuellen Leidensdruck mehr.
    Pfleger der Einrichtung sind anderer Meinung. Krankenpfleger Hans-Jürgen Behnert gehört zu ihnen. In einer Vernehmung erklärt er, dass sich Tutschinski mehrfach als Fetischist ausgegeben habe, weil er sich beim Anblick weiblicher Unterwäsche sexuell errege. Er habe sogar befürchtet, dass der Patient einen Menschen töten könnte. Tutschinski sei schlau und tue nichts ohne Überlegung. Völlig anders als gegenüber dem aus seiner Sicht niederen Personal sei sein Verhalten in Gegenwart von Ärzten gewesen. Durch kluge Reden habe er sich immer ins richtige Licht rücken können.
    Christina Celinski und Helfried Tutschinski stören derartige Einschätzungen nicht. Sie haben sich verlobt und wollen heiraten. Ein Kind ist unterwegs. Christinas Zimmer auf dem Klinikgelände in Neuruppin oder die Wohnung in Karwesee sind allerdings alles andere als ideal für die Familiengründung. Helfried beschließt, sich in der Umgebung von Cottbus nach Arbeit und Wohnung umzusehen. Möglicherweise kann ihm eine Tante helfen, die im Spreewald wohnt. Wo genau, weiß er nicht.
    Der 23-jährige angehende Vater macht sich am 20. April 1979, einem Freitag, auf den Weg nach Lübbenau. »Am Montag bin ich wieder zurück«, verspricht er seiner Verlobten.
    Auf der Suche nach einer Unterkunft lernt er einen Mann kennen, der mit zwei weiteren Freunden in einer Wohngemeinschaft etwas außerhalb von Lübbenau im Ortsteil Stennewitz wohnt. Dort könne er ein Bett bekommen. Helfried nimmt das Angebot an, die Männer verstehen sich auf Anhieb.
    Einer seiner neuen Freunden schleppt ihn am nächsten Tag zum Tanz in die »Turbine« in Lübbenau. Der »Schuppen« gefällt ihm. Helfried ist ein guter Tänzer, und an Partnerinnen gibt es keinen Mangel. Der Boxsport, den Helfried betreibt, zahlt sich aus. Sein Körper ist muskulös, kein Mädchen gibt ihm einen Korb.
    Gegen 0.30 Uhr ist Schluss im Tanzsaal. Als Helfried die Gaststätte verlässt, stehen draußen bereits Grüppchen von jungen Leuten. Ein paar Mädchen sitzen auf einem Treppengeländer und rauchen. Liane Kaiser gehört zu ihnen. Sie ist mit Freunden von einem Klassentreffen herübergekommen zur »Turbine« in der Hoffnung, dass noch etwas los ist. Die Türsteher waren unerbittlich und haben sie nicht mehr in den Saal gelassen.
    "He, wo kommst denn du her«, fragt sie den jungen Mann, den sie hier noch nie gesehen hat. »Kannst dich ruhig zu mir setzen, ich beiße nicht«, fordert sie ihn auf. Helfried lässt sich nicht zweimal bitten, erst recht nicht, als ihn Liane fragt, ob er sie nach Hause bringt. Er nimmt sie an die Hand, und das Paar für eine Nacht zieht einträchtig von dannen.
    Gut eine Stunde später stehen sie vor Lianes Haus. Die zeigt Ihm auf dem

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