Der Tote in der Wäschetruhe
Alkoholsucht des Vaters kostet viel Geld und lässt in der Familienkasse kaum genügend zum täglichen Leben. Falk stiehlt von Mitschülern die Schlüssel zu deren Wohnungen und sucht dort nach Geld. In einem Fall lässt er 100 Mark sowie einige Matchboxautos mitgehen, in einer anderen Wohnung findet er 100 Mark Bargeld und Forumschecks im Wert von 70 Westmark. Im Intershop kauft er sich dafür Zigaretten, Süßigkeiten und vier Matchbox-Autos.
Die Beschaffung von Geld treibt Falk Grunde um. Die erfolg reich verlaufenen Einbrüche in fremden Wohnungen haben ihn mutiger werden lassen. Niemand ist ihm bisher auf die Schliche gekommen.
Am 15. Juni 1984 ergibt sich erneut eine Chance, sich schnell und leicht die Taschen zu füllen. Er sieht Carola Bellmann, die im Speiseraum der Schule gemeinsam mit Freundinnen am Tisch sitzt. Die Mädchen lassen sich das Essen schmecken und achten nicht auf die Taschen, die im Vorraum stehen. Falk kennt die Schulmappe von Carola und weiß, dass im vorderen Fach der Wohnungsschlüssel liegt. Er stiehlt ihn aus der Mappe, fährt mit dem Rad schnell zu ihr nach Hause und schließt die Wohnung der Bellmanns auf. Die Tür lässt er angelehnt, rast zur Schule zurück und steckt den Schlüssel zurück in Carolas Schulmappe. Die hat nichts bemerkt, sondern hockt noch immer mit den Mädchen am Essenstisch. Falk geht davon aus, dass die neunte Klasse noch eine weitere Stunde Unterricht hat. So bleibt ausreichend Zeit, in der Wohnung der Nachbarn nach Geld und anderen wertvollen Dingen zu suchen, die man verkaufen oder tauschen kann. Ohne Hast inspiziert Falk Küche, Schlaf- und Wohnraum, ohne etwas zu finden, was ihm gefällt. Im Zimmer von Karsten Bellmann, dem älteren Bruder von Carola, hat er schließlich Glück. Auf dem Tisch liegt eine Lohntüte mit 130 Mark. »Dafür kann ich mir die Jeanshose kaufen«, frohlockt er und steckt sich die Tüte in die Tasche. Die Hose im Exquisitgeschäft hat es ihm schon lange angetan. Im Exquisit gibt es tolle Klamotten, doch die sind in den Edelgeschäften richtig teuer. Mit solchen und ähnlichen Gedanken im Kopf und der Hoffnung auf weitere Beute widmet er sich dem Reich von Carola. Als er die Schrankwand durchsucht, geht die Wohnungstür auf. Carola ist nach Hause gekommen. Die letzte Schulstunde ist ausgefallen, und sie freut sich über die gewonnene Zeit. Sie will nur schnell die Schultasche abstellen und sich später mit Klassenkameradinnen treffen. Carola bemerkt den Dieb zunächst nicht. Als sie ahnungslos ihr Zimmer betritt, schlägt Falk ihr mit einer kunstgewerbliche Schnapsflasche, die er vom Schrank genommen hat, auf den Kopf. Durch die Wucht des Schlages fällt der Boden der Flasche ab. Carola flüchtet benommen ins Zimmer ihres Bruders. Mit dem Flaschenhals in der Hand rennt
Falk dem Mädchen nach und trifft es erneut am Kopf. Doch auch durch diese Attacke wird Carola nicht wie erhofft bewusstlos. Im Gegenteil. Sie dreht sich um, erkennt den Nachbarsjungen und schreit ihn voller Wut und Schmerz an: »Bist du verrückt geworden, hör auf, lass das sein!« Falk versetzt seinem Opfer mit dem Handballen einen Schlag gegen das Kinn, nimmt es in den »Schwitzkasten« und reißt es zu Boden. Spätestens jetzt Ist ihm klar, dass er als Dieb und Einbrecher entlarvt ist. Carola wehrt sich und versucht, den Täter von sich zu stoßen. Sie ist zu schwach. Falk greift ihr in die Haare, schlägt den Kopf mehrmals auf den Boden und würgt sein Opfer danach so lange, bis es leblos zusammensackt. Gleich darauf versucht er die roten Flecken, die das Würgen am Hals hinterlassen hat, wegzureiben. In diesem Moment stößt Carola einen Seufzer aus und röchelt. Mit aller Kraft drückt er nun den Kehlkopf zu. Er schleppt sein Opfer ins Badezimmer, um mit Wasser alle Spuren am Körper und der Bekleidung beseitigen.
Carola Bellmann ist noch nicht tot. Sie atmet, wenn auch nur schwach. Falk beschließt, sie zu ertränken. Er bugsiert das Mädchen so in die Badewanne, dass es mit dem Gesicht nach unten auf dem Abfluss liegt, und dreht beide Wasserhähne voll auf. Das Wasser steigt schnell an. Deutlich hört der Täter, wie Carola schluckt und ertrinkt.
Falk verlässt nach der Tat die Wohnung. Ihm wird langsam bewusst, was er getan, dass er Carola getötet hat. Er geht die Treppen hoch und will durch die Luke auf das Dach des Hochhauses steigen, um sich auf die Straße zu stürzen. Die Luke klemmt und lässt sich keinen Zentimeter öffnen. Er gibt auf und geht
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