Der Tote in der Wäschetruhe
angetan haben. Auch bei der Polizei fällt es dem Mädchen zunächst sehr schwer, die Qual in allen Einzelheiten zu schildern. Mandy wird zur Kur geschickt und psychologisch betreut.
Trotz erdrückender Beweise leugnet Bohrmann beharrlich das Verbrechen. Nach seiner Version hatte er Jonas lediglich versprochen, ihn sowie das Kind einer Freundin nach Halle zu fahren. Auf der Fahrt sei es zu dem Unfall gekommen. Er habe danach wegen der ganzen Aufregung kaum noch das Auto vernünftig lenken können. Zum Glück sei in Leisning ein Kumpel von Jonas aufgetaucht. Dieser habe ihm verblüffend geähnelt. Dem habe er den geliehenen Pkw zur Weiterfahrt übergeben, und er sei nach Leipzig zurückgetrampt, wo er mit einem Freund, einem ehemaligen Knastbruder, und dessen Partnerin
in einem Cafe verabredet war und sich dort auch mit ihnen getroffen habe.
Die Polizei vernimmt die beiden Beteiligten am Verkehrsunfall bei Leisning. Unabhängig voneinander erkennen die Zeugen auf Fotos von zehn verschiedenen Männern Dietrich Bohrmann als Fahrer des Autos, von dem sie gerammt wurden. Der sei nach dem Unfall auch nicht besonders aufgeregt gewesen und nach der Unfallaufnahme allein mit dem Auto davongefahren. Eine weitere Person sei nicht hinzugekommen. Sie erinnern sich an das Mädchen im Fonds des Fahrzeugs und an den Mann, der mit dem Kind kurzzeitig davongegangen war. Auch im Gerichtssaal identifizieren sie Bohrmann. Dort muss er sich im Januar 1995 für den sexuellen Missbrauch an Mandy verantworten. Dem Kind bleibt es nicht erspart, über das Martyrium noch einmal zu sprechen. Mandy versichert, dass Dietrich Bohrmann und kein unbekannter Dritter sie sexuell missbraucht habe. Die Schilderungen der Tat bei der Polizei, gegenüber der Gutachterin und im Prozess selbst sind identisch. Der Verteidigung gelingt es nicht, die Glaubhaftigkeit der Zeugenaussage des Mädchens zu erschüttern, die zudem durch eine Kinderpsychologin bestätigt wird.
Von den beiden Entlastungszeugen, die Bohrmann benannt hat, ist das nicht zu sagen. Diese geben ihm zwar ein Alibi. Doch glaubhaft ist es nicht. Wie schon bei den polizeilichen Vernehmungen verstricken sie sich auch vor Gericht in Widersprüche.
Bohrmann unternimmt noch einen letzten Versuch, möglichst ungeschoren davonzukommen. Als das Landgericht Leipzig den Befund der Gehirnuntersuchung der Medizinischen Akademie Dresden aus dem Jahre 1984 heranziehen will, protestiert Bohrmann gegen dessen Verwertung. Die sei damals gar nicht vorgenommen, sondern von der Stasi verhindert worden, behauptet er. Das Gericht gibt ein neues Gutachten in Auftrag mit dem Ergebnis, dass beide Befunde vollständig übereinstimmen. Der Angeklagte ist aus medizinischer Sicht gesund und f ür seine Taten voll verantwortlich.
Das Landgericht Leipzig verurteilt Dietrich Bohrmann wegen sexueller Nötigung und sexuellem Missbrauch eines Kindes zu sechs Jahren Freiheitsentzug.
Bohrmann zieht auch aus dieser Verurteilung keine Lehren. Seit März 2006 sitzt er wieder im Gefängnis. Erneut hat er eine Frau überfallen, schwer verletzt und zu sexuellen Handlungen genötigt. Dietrich Bohrmann wird nie wieder freikommen. Das Gericht hat nach Verbüßung der Strafe die unbefristete Sicherungsverwahrung für ihn angeordnet.
DIE RAUBZÜGE DES FALK GRUNDE
Carola Bellmann und Falk Grunde kennen sich gut. Sie wohnen in Hoyerswerda im Wohnkomplex IX im selben Hauseingang und besuchen die gleiche Polytechnische Oberschule. Allerdings lernt das Mädchen bereits in der neunten Klasse, der Junge hat erst Klassenstufe sieben erreicht. Ihr fällt das Lernen leicht, Falk dagegen hat Mühe, die Klassenziele zu erreichen. Zweimal, im zweiten und siebten Schuljahr, hat er es nicht geschafft. Die Wurzeln für das Zurückbleiben hinter den anderen liegen vor allem in der Familie. Die Mutter trägt die Hauptlast bei der Erziehung von Falk und seiner jüngeren Schwester. Sie ist eher nachsichtig, wo Konsequenz angebracht wäre, verwöhnt die Kinder, ohne ihnen auch häusliche Pflichten aufzuerlegen. Der Vater hält sich zurück, nimmt kaum Einfluss auf die Entwicklung von Falk. Der Sohn ist vier Jahre alt, als der Vater seinen Alkoholkonsum nicht mehr steuern kann, immer öfter und immer mehr trinkt. Die Spannungen zwischen den Eltern bleiben den Kindern nicht verborgen. Falk fühlt sich hin-und hergerissen. Er liebt seine Mutter, hat aber auch zum Vater ein gutes Verhältnis, obwohl der, wenn er sich in die Kindererziehung einmischt,
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