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Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a

Titel: Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Grote
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Abteilung zwei. Er und Schumann sollten sich gleich darum kümmern.
    Als er den Tatort verließ, brachte er ein neues Polizeisiegel an der Tür an.
     
    Mit falschen Papieren auf den Namen Yann Perche und einem präparierten Handy versehen, sollte Jean-Marc undercover gehen. Johan Schlick hatte ihn bestens vorbereitet und ihm die Spielregeln eingebläut, die in Pädophilenkreisen gelten.
    Frag nie nach den richtigen Namen der Leute.
    Erzähl nichts Privates von dir, aber viel von deinen sexuellen Vorlieben, das wollen sie hören.
    Sag ihnen, dass der Name des Chatrooms, Tif fauges, dich neugierig gemacht hat und dass du dir davon einiges versprichst.

    Schaffe Vertrauen, indem du gestehst, du hättest schon mal wegen einschlägiger Sachen Schwierigkeiten mit der Polizei gehabt.
    Rede über Reisen in Pädophilenparadiese. Thailand, Südamerika, Marokko.
    Brüste dich mit deiner Sammlung einschlägiger Fotos und Filme, bring Samples mit. (Johann hatte ihm ein paar aussagekräftige Fotos auf das neue Handy geladen.)
    Und was auch immer du zu sehen und zu hören bekommst - zeige nie Abscheu, Befremden oder Ähnliches. Du bist neugierig auf alles Neue. Je ausgefallener, desto besser.
    Die intensiven Gespräche mit Johan, die bis zum Morgengrauen andauerten, hatten zeitweise Zweifel in Jean-Marc geweckt. War er wirklich der Richtige für diese Aktion? Wäre jemand wie Franck nicht besser geeignet? Cooler, abgebrühter?
    »Nein«, hatte Johan gesagt. »Franck sieht man schon meilenweit den Bullen an. Du passt vom Typ her einfach besser ins Bild. Pardon, Jean-Marc, aber das meine ich wirklich nicht persönlich.«
    Der Paradiesvogel musste sich eingestehen, dass ihm mulmig zumute wurde, wenn er an seinen Auftrag dachte. Sich in ein Milieu zu begeben (wenn auch nur zum Schein), das ihm zutiefst zuwider war. Bei einem Spiel mitmischen, deren Akteure für ihn zur schlimmsten Sorte Verbrecher zählten.
    Erst gegen fünf Uhr früh war er nach Hause gekommen und hatte sich aufs Ohr gelegt. Er musste fit sein, wenn es losging. Noch war nicht sicher, ob und wann er überhaupt
zum Einsatz kam. Johan Schlick wollte am Morgen Kontakt zu »Lachmöwe« aufnehmen und ein Treffen am Square Beaudelaire im Elften Arrondissement vorschlagen. Dort gab es Kinderspielplätze, das ideale Ambiente.
    »Darauf wird er zwar nicht sofort einsteigen, Jean-Marc. Aber so läuft das Spiel. Du marschierst zum Square Beaudelaire. Oder auch zu einem anderen Treffpunkt. Einem, den ›Lachmöwe‹ selbst bestimmt. Er wird dich dann beobachten, dich auf dem Handy anrufen und dir einen neuen Treffpunkt nennen. Das geht vielleicht drei- oder viermal so, bis er sicher ist, dass du allein kommst und er nicht in irgendeine Falle tappt.«
    »Und wenn er gar nicht auftaucht?«
    »Dann haben wir Pech gehabt. Dann hat er den Braten irgendwie gerochen.«
    Kurz nach neun erwachte Jean-Marc. Er bereitete sich ein schnelles Frühstück zu und rief sich noch einmal all das ins Gedächtnis, was Johan ihm gesagt hatte.
    Dann setzte er sich auf seine Wohnzimmercouch und wartete. Johan würde ihn anrufen, wenn der Kontakt hergestellt war. Er schaltete den Fernseher an. Im ersten Programm wurde eine Messe aus der Kathedrale von Reims übertragen. Die anderen Programme brachten zumeist Animationsfilme. Ideal für alle Eltern, die an Sonn- und Feiertagen ausschlafen wollten, während ihre Kinder mit Walt Disney und Co. beschäftigt waren.
     
    Während Franck sich gegen neun auf den Weg zu Ribanvilles Steuerberater begab, fuhren LaBréa und Claudine ins Dreizehnten Arrondissement. In den innerstädtischen
Bezirken hatte die Stadtreinigung am Morgen die Straßen gesäubert und teilweise mit Wasser gesprengt. Doch hier, in der Rue Baudricourt, lagen alte Plastiktüten, Zeitungen, Getränkedosen und andere Verpackungen auf dem Bürgersteig und im Rinnstein. Der Staub der letzten Tage hatte alles in ein schmutziges Grau getaucht.
    Claudine parkte den Wagen gegenüber der Maison de Dieu , direkt vor dem Collège Flaubert. Das Zufahrtstor zum Waisenhaus war verschlossen. Neben dem Messingschild mit dem Namen der Einrichtung gab es eine Klingel. Energisch drückte Claudine den Knopf. Nach einer Weile ertönte durch die Sprechanlage eine männliche Stimme.
    »Ja?«
    »Polizei«, sagte Claudine. »Brigade Criminelle. Wir möchten zu Kaplan Coulon.«
    Gleich darauf wurde der Summer betätigt, und die beiden Beamten betraten den Innenhof. Von dort aus führte eine Eingangstür ins

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