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Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a

Titel: Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Grote
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glaube. Etwas anderes hatte ich erhofft, und das ist eingetreten: Nachdem ich mein Fake-Foto angeboten habe, hat mir jemand geantwortet, der ein ähnliches Foto offeriert. Darum ging es mir. Kontakt zu jemandem zu finden, der eine ähnliche Vorliebe für die Inszenierung des Missbrauchs und das Meeres-Ambiente hat, in dem der Junge auf meinem Fake-Foto und unser Junge aus der Seine zu Opfern wurden.«
    »Ob unser Opfer am Meer missbraucht wurde, wissen wir doch gar nicht«, gab LaBréa zu bedenken. »Wir wissen lediglich, dass er gefesselt ins Meer geworfen wurde und dass er da noch gelebt hat.«
    »Richtig. Mir ist klar, dass es eine Chance unter Tausenden ist, über diesen Kontakt hier an die Mörder des Jungen zu kommen. Aber es ist die Einzige, wenn ich das richtig sehe.«
    »Er hat Recht, Chef«, sagte der Paradiesvogel. »Wir haben nicht die geringste konkrete Spur.«
    »Ich weiß.« LaBréa schwieg einen Moment und betrachtete erneut das Bild des gequälten Jungen. Wer war das? Wann wurde dieses Foto aufgenommen? Lebte dieses Kind noch? Sollte man nicht schon deshalb dieser Spur nachgehen, um ihn aus den Fängen seiner Peiniger zu befreien? Erneut spürte LaBréa lodernde Wut in sich aufsteigen. Hinzu kamen Abscheu und ein Gefühl der Ohnmacht. Konnte
man solchen Tätern jemals das Handwerk legen? Hier bot sich die Möglichkeit dazu. Selbst wenn Johan Schlicks Kontakt nicht zu den Mördern des Jungen aus der Seine führte, konnte man diese Täter hier vielleicht ausschalten und das Martyrium dieses Kinds beenden, sofern es noch am Leben und aufzufinden war. Johan Schlick riss LaBréa aus seinen Gedanken.
    »Der Typ tummelt sich in einem Chatroom mit dem Namen Tiffauges .« Er blickte LaBréa an. »Sie wissen, was Tiffauges ist, Commissaire?«
    »Nein.« LaBréa forschte in den Gesichtern seiner Mitarbeiter und entdeckte ebenfalls nur Ratlosigkeit.
    » Tiffauges ist ein Schloss im Département Vendée«, sagte Schlick. »Bekannt ist es unter dem Namen Blaubarts Schloss . Hier hat Gilles de Raïs im fünfzehnten Jahrhundert seine Gräueltaten begangen. In seinem Auftrag wurden mindestens einhundertvierzig Kinder, zumeist Jungen, entführt und aufs Schloss geschafft. Dort hat Gilles de Raïs sie gefoltert, missbraucht und umgebracht.«
    Niemand sagte zunächst ein Wort. Schließlich brach LaBréa das Schweigen.
    »Ein Chatroom mit einem Namen, der auf einen Massenmörder hinweist … ich fass es nicht!«
    »Der Chatter, der mir das Foto geschickt hat, benutzt den Nickname ›Lachmöwe‹.«
    LaBréa horchte auf.
    »Liegt dieses Schloss Tiffauges denn am Meer?«
    »Nicht direkt, Commissaire. Aber der Atlantik ist nicht weit. Fünfzehn Minuten bis ans Meer. Das Schloss ist heute eine Ruine.«

    »Und ein Deckname für pädosexuelle Verbrechen. Sie haben Recht. Dann sollten wir die Spur ›Lachmöwe‹ weiter verfolgen.«
    »Sag ich ja, Commissaire. Die Chance ist da.«
    »Wie würden die nächsten Schritte aussehen, um an den Absender dieses Fotos ranzukommen?«
    Johan lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, blickte in die Runde und erwiderte: »Ich versuche, einen direkten Kontakt zu ›Lachmöwe‹ herzustellen. Gelingt mir das, muss jemand von uns undercover gehen. Und ich würde vorschlagen, dass Jean-Marc es macht.«
    Franck grinste, beäugte den Paradiesvogel und meinte zweideutig: »Genau, weil du mit deinem Schwulenoutfit am überzeugendsten wirkst!«
    Der Paradiesvogel musterte ihn eisig und sagte mit leiser Stimme: »Noch ein Wort, Franck, und ich hau dir eine in die Fresse!«
    Johan Schlick seufzte laut auf.
    »Sehr sensibel von dir, Franck, wirklich!«
    »Ich hab’s doch nicht so gemeint.«
    »Na klar hast du’s so gemeint!«, fauchte Jean-Marc.
    Der Paradiesvogel war ganz weiß im Gesicht geworden.
    »Schluss jetzt mit diesem Blödsinn!«, sagte LaBréa scharf. »Seid ihr verrückt geworden? Lassen Sie Ihre verdammten Anspielungen, Franck!«
    Franck begriff, dass sein Chef richtig sauer war. Er zog es vor, lieber nichts darauf zu antworten. LaBréa wandte sich an Johan.
    »Undercover, sagen Sie? Und wie soll das Ganze vonstattengehen?«

    »Mit so was haben wir hier bei Lilliput Routine. Vorausgesetzt, Jean-Marc ist einverstanden und Sie als Chef segnen es ab, kann ich Jean-Marc vielleicht schon in wenigen Stunden einschleusen.«
    »Und wie? Das wüsste ich gern, Johan.«
    »Besser, Sie wissen es nicht.«
    »Kann es gefährlich für ihn werden?«
    »Nicht, wenn er sich genau so verhält, wie ich es ihm

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