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Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a

Titel: Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Grote
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Hauptgebäude der Maison de Dieu . Sie wurde geöffnet, und ein junger, schlanker Priester in Soutane erwartete sie. LaBréa stellte sich vor.
    »Ich bin Commissaire LaBréa. Und das ist Leutnant Millot.«
    »Pater Francis. Kommen Sie wegen Joseph?«
    »Nein. Aber ihren Worten entnehme ich, dass der Junge immer noch vermisst wird?«
    Der Priester nickte. LaBréa blickte in seine grauen Augen, die bekümmert wirkten.
    »Bringen Sie uns bitte zum Kaplan.«
    »Selbstverständlich.« Pater Francis trat zur Seite und machte Platz. LaBréa und Claudine betraten den dämmrigen
Korridor. An dessen Ende wurde jetzt eine Tür geöffnet, und Kaplan Coulon steckte seinen Kopf heraus. Als er die beiden Beamten erkannte, stutzte er.
    »Commissaire?«, sagte er. Dann verdüsterte sich seine Miene, und seine Stimme klang besorgt. »Sind Sie hier, weil Sie unseren Joseph gefunden haben?«
    »Nein, Hochwürden. Wir kommen aus einem anderen Grund.«
    »Doch hoffentlich nicht, um erneut meine Angaben zu hinterfragen, wie gestern Ihr junger Kollege! Sie wissen ja, wo das hingeführt hat!«
    LaBréa ging nicht darauf ein. Doch er war hellwach. Die Tatsache, dass der Kaplan erneut mit seinen Beziehungen zur Kirchenhierarchie drohte, machte LaBréa stutzig.
    »Können wir uns irgendwo ungestört unterhalten?«
    Coulon zögerte kurz.
    »Hier in meinem Büro. Kommen Sie bitte herein.«
    LaBréa und Claudine folgten ihm, während Pater Francis lautlos in die entgegengesetzte Richtung davonging. Coulon schloss die Tür.
    »Ich hoffe nicht, dass es lange dauert, Commissaire. Heute ist Mariä Himmelfahrt, ein ganz besonderer Feiertag. Um zehn Uhr muss ich in die Messe.«
    Er bot den beiden nicht an, sich zu setzen. Stattdessen blickte er auf seine Uhr und seufzte nervös.
    »Also, worum geht es diesmal, Commissaire?«
    »Um Yves Ribanville, Hochwürden.«
    »Um wen?« Der Kaplan beugte seinen Kopf ein Stück nach vorn, als hätte er den Namen nicht richtig verstanden.

    »Yves Ribanville«, sagte Claudine laut und deutlich. »Er wurde vorletzte Nacht ermordet.«
    »Ich kenne niemanden, der so heißt, Madame. Dennoch - Gott sei seiner Seele gnädig.«
    »Der Mann war ein bekannter Fernsehmoderator«, sagte LaBréa ruhig. »Jemand, der seit Jahren auf dem Bildschirm präsent war. Ein Promi, Monsieur.«
    »Nun, das mag schon sein.« Der Kaplan lächelte dünn. »Aber erstens sehe ich nur in den seltensten Fällen fern, und zweitens kenne ich keine … Promis aus dieser Branche.«
    »Sie waren doch vor fünfzehn Jahren Pfarrer in der Gemeinde St. Philippe du Roule.« LaBréa ließ den Mann nicht aus den Augen.
    »Ja, das ist richtig. Warum fragen Sie?«
    »Monsieur Ribanville war seit vielen Jahren Mitglied in dieser Gemeinde. Aktives Mitglied, Hochwürden. Sie müssten ihn eigentlich kennen.«
    Urplötzlich verwandelte sich das Gesicht des Geistlichen. Als holte er die Erinnerung tief aus einer Ecke seines Gedächtnisses, murmelte er wie zu sich selbst: »Ribanville … Ribanville … ein Mann vom Fernsehen …« Sein Augenlid begann zu zucken. »Ja! Ich glaube, ich erinnere mich an ihn! Jetzt fällt es mir wieder ein. Er kam regelmäßig zur Messe. Wissen Sie, Commissaire, als Seelsorger begegne ich so vielen Menschen, da erinnert man sich manchmal nicht gleich.«
    LaBréa glaubte ihm kein Wort, ließ sich jedoch nichts anmerken. Sein Jagdinstinkt war geweckt.
    »Die Nachricht von seiner Ermordung kam gestern in allen Medien, Monsieur«, sagte Claudine. »Im Fernsehen, im Radio, als Schlagzeile in allen Zeitungen.«

    »Ich habe nichts davon mitbekommen.«
    LaBréa schlenderte zum Fenster und warf einen Blick auf die Straße. Der Priester namens Francis schob einen Rollstuhl. Darin saß ein etwa fünfzehnjähriger Junge, dessen Gesicht auf die Brust gesunken war, so dass laBréa es nicht richtig sehen konnte. Er drehte sich vom Fenster weg.
    »Also, Sie kannten Ribanville. Wie gut kannten Sie ihn?«
    »So, wie man ein Gemeindemitglied kennt, Commissaire. Aber ich könnte Ihnen nicht mehr genau sagen, wie er ausgesehen hat. Er kam sicher einige Male zu mir in den Beichtstuhl. Doch Sie wissen ja …« Erneut huschte ein Lächeln über Coulons Lippen. »Es gibt das Beichtgeheimnis. Darüber hinaus könnte ich mich nach all den Jahren wirklich nicht mehr daran erinnern, was er mir anvertraut hat. Nur Gott wird es im Gedächtnis behalten haben.«
    »Wann haben Sie Monsieur Ribanville denn zum letzten Mal gesehen? Oder mit ihm gesprochen?«
    Der Kaplan

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