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Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a

Titel: Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Grote
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Stimme hören.
    Lisa öffnete die Tür des großen Backofens. Die Perlhühner nahmen bereits Farbe an. Noch zehn Minuten, dann waren sie gar. Danach kam das Gratin in den Ofen. Lisa
schmeckte den Obstsalat ab. Er war beinahe perfekt. Ein Gläschen Calvados würde ihn abrunden. Ein Cassis-Sorbet befand sich in der Tiefkühltruhe und stellte die ideale Ergänzung zu dem Obstsalat dar. Lisa holte die Flasche aus dem Schrank und verteilte einige Spritzer Calvados über die Schüssel. Dann holte sie sich ein Glas und schenkte sich einen Schluck ein. Ein guter Tropfen. Monsieur Bouvier bezog ihn direkt von einem Obstbauern außerhalb von Blonville.
    Durch die halboffene Küchentür wehte das Lachen der Herren herein. Sie schienen gut gelaunt und genossen ihr Frühstück. Lisa holte zwei Leckerli aus der großen Blechdose, die immer griffbereit stand, und gab sie den beiden Hunden. Zufrieden trotteten sie zurück in die Halle. Lisa blickte auf ihre Armbanduhr. Gleich halb zwölf. In einer knappen Stunde würde sie Le Cloître verlassen.
     
    Ermittlungsrichter Couperins Stimme klang ungehalten, als er sich gegen Mittag bei LaBréa meldete.
    »Was gibt es denn so Eiliges, Commissaire?«
    LaBréa setzte ihn über den Stand der Ermittlungen im Mordfall Ribanville in Kenntnis und erklärte ihm sein Anliegen. Couperin hörte schweigend zu. Dann sagte er: »Dass ein Kirchenmann den Namen eines Großspenders nicht an die große Glocke hängt, kann ich verstehen. Gut, er hat Ihnen nicht gleich gesagt, dass er Ribanville kannte. Aber geleugnet hat er es letzten Endes nicht. All das weist nicht darauf hin, dass er als Mörder in Betracht kommt.«
    »Vergessen Sie nicht das Telefonat, das er mit dem Opfer wenige Tage vor dessen Tod geführt hat.«

    »Das beweist gar nichts, LaBréa.«
    »Vorher hatte er noch behauptet, sein letzter Kontakt mit Ribanville läge fünfzehn Jahre zurück.«
    »Glauben Sie etwa, Kaplan Coulon hat sich in der Mordnacht in die Herrentoilette des Hotel Ritz geschlichen, um Ribanville mit einem rostigen Hammer zu erschlagen?« Couperin lachte ironisch. »Sie haben doch selber gesagt, der Clochard hätte eine junge Frau gesehen, die die Toilette verlassen hat?«
    »Bisher kann die Aussage des Clochards weder bestätigt noch verworfen werden, Monsieur.«
    »Und deshalb suchen Sie dringend einen weiteren Verdächtigen. Ich sage Ihnen was, LaBréa. Auch wenn wir in unserem Land die Trennung von Kirche und Staat praktizieren - mit Vermutungen, die sich auf so dünnem Eis bewegen, bekommen Sie von mir keinen Durchsuchungsbeschluss gegen eine kirchliche Einrichtung und deren Leiter. Wir wollen doch keine Lawine lostreten und riskieren, dass sich womöglich der Heilige Vater einschaltet! Die Maison de Dieu liegt dem Erzbischof von Paris sehr am Herzen. Hier werden Kinder aus dem sozialen Randfeld aufgenommen. Sie erhalten eine vernünftige Schulbildung und erlernen einen ordentlichen Beruf. In der Maison de Dieu werden Nächstenliebe und soziales Engagement praktiziert und gelebt. Über Ribanville mag man sagen, was man will. Mit seinen großzügigen Spenden gehörte er jedenfalls zu denen, die ein solches Engagement erst möglich machen.«
    Amen, dachte LaBréa und spürte, wie Zornesröte sein Gesicht überzog. Warum engagierte sich Couperin derart? Kaplan Coulons Verhalten war höchst suspekt und alarmierend.
Wieso ignorierte der Ermittlungsrichter das? LaBréa zwang sich zur Gelassenheit, als er in ruhigem Ton antwortete. »Vor dem Gesetz sollten alle gleich sein, Monsieur le Juge. Bei jedem anderen würden Sie nicht zögern, mir den Durchsuchungsbeschluss zu geben. Warum zögern Sie hier?«
    »Weil ich nicht sehe, welches Motiv Kaplan Coulon haben sollte, einen großzügigen Spender wie Yves Ribanville zu töten. Niemand sägt sich den Ast ab, auf dem er sitzt.«
    »Vielleicht steckt ja was ganz anderes dahinter? Warum hat Coulon uns so offenkundig belogen? Das muss doch einen Grund haben! Eine Durchsuchung der Räume und Unterlagen in der Maison de Dieu würde da vielleicht Klarheit bringen.«
    »Mit mir nicht, LaBréa. Das ist mein letztes Wort. Schönen Tag noch.«
    LaBréa starrte auf sein Handy. Nun war der Moment gekommen, wo Couperin aus dem Spiel genommen werden musste. LaBréa gab sich einen Ruck und wählte die Nummer von Roland Thibon. Er berichtete ihm von Couperins Weigerung, den Durchsuchungsbeschluss auszustellen. Selten hatte LaBréa eine solch tiefe Befriedigung in der Stimme seines Vorgesetzten

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