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Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a

Titel: Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Grote
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vernommen wie jetzt.
    »Ich habe es fast geahnt, LaBréa. Na, dann setze ich mich mal mit dem Gerichtspräsidenten in Verbindung. Sobald die Angelegenheit in trockenen Tüchern ist und wir einen neuen Ermittlungsrichter zugeteilt bekommen, rufe ich Sie an.«
     
    Um kurz nach zwölf war es endlich so weit. Jean-Marc hatte sich bis dahin immer wieder durch die Fernsehprogramme
gezappt und war zum Schluss bei der Wiederholung einer amerikanischen Seifenoper hängen geblieben. Gerade, als er sich in der Küche eine Kleinigkeit zu essen machen wollte, rief Johan Schlick an. Jean-Marcs Herz klopfte heftig, als er die Stimme seines Kollegen hörte.
    »Es kann losgehen, Jean-Marc. Bist du bereit?«
    Der Paradiesvogel schluckte und sagte mit fester Stimme: »Ja klar. Am Square Beaudelaire?«
    »Nein. Er hat was anderes vorgeschlagen. Jardin du Luxembourg. Um vierzehn Uhr an der Bronzestatue Der Maskenhändler .«
    »Der Maskenhändler … das passt ja. Die beiden Typen auf dem Foto von ›Lachmöwe‹ tragen Masken.«
    »Hm. Wie wir inzwischen wissen, hat ›Lachmöwe‹ ein Faible für klare Symbole.«
    »Ich bin zwar waschechter Pariser, aber diese Statue im Jardin kenne ich nicht. Wie finde ich sie?«
    »Du nimmst am besten den östlichen Eingang an der Place Rostand. Ich mail dir eine Skizze auf dein normales Handy. Aber lass dieses Handy bloß zu Hause!«
    »Keine Angst, Johan.«
    »Ich habe unter deinem Nicknamen ›Schmetterling‹ nochmal ganz deutlich gemacht, wie sehr mich Tiffauges anmacht. Er hat geschrieben, dass er eine Überraschung für ›Schmetterling‹ hat.«
    »Was meinst du, was das sein könnte?«
    »Keine Ahnung, Jean-Marc. Vielleicht ein heißes Video, das er dir anbietet, falls du ihm ebenfalls was überlässt. Vielleicht will er dir auch was verkaufen. Oder er nimmt dich irgendwo mit hin, wo er dir einschlägiges Material
zeigt. Lass dich überraschen. Viel Glück, Jean-Marc. Der erste Kontakt ist der wichtigste. Darauf kannst du dann aufbauen. Also, ab jetzt ist Funkstille. Du gibst deine falsche Identität erst auf, wenn du was in der Hand hast. Aber melde dich auf jeden Fall vor morgen früh. Möglichst aus einer Telefonzelle. Damit wir wissen, dass alles okay ist.«
    Zehn Minuten später verließ Jean-Marc seine Wohnung. Noch einmal checkte er sicherheitshalber die Taschen seiner Kleidung. Sein Dienstausweis lag ebenso wie seine Waffe in der Schublade des Flurschränkchens. Den Wohnungsschlüssel warf er in seinen Briefkasten. Zu seiner neuen Identität gehörte laut den Angaben in seinem falschen Personalausweis auch eine Wohnung im Siebzehnten Arrondissement mit einem gefakten Schlüsselbund, an dem er jetzt seinen Briefkastenschlüssel befestigte. Nichts verriet seine wahre Identität. Für seinen Undercovereinsatz hatte er hellblaue Bermudashorts und ein lilaweiß gestreiftes, ärmelloses, eng anliegendes Shirt gewählt. Seine Füße steckten in knallgelben Sneakers. Sein Haar hatte er am Morgen mit einer hellen Strähne versehen. Das Klebetattoo mit dem bunten Schmetterling auf seinem Oberarm war deutlich zu sehen.
    Aus dem Schatten seines Hausflurs trat er hinaus in die Gluthitze des Tages. Es war Feiertag, und es herrschte kaum Verkehr in der Stadt. Die Metroschächte boten nur wenig Kühlung. Er nahm die Linie vier und stieg an der Station Odéon aus. Ein einsamer Gitarrenspieler saß am Ausgang. In dem Pappbecher, der neben ihm stand, lagen nur wenige Münzen. Durch die schmalen Gassen und Straßen schlug Jean-Marc den Weg zum Jardin du Luxembourg ein. Alles
war wie ausgestorben. Als er den Jardin betrat und auf das große Wasserbecken mit der Fontäne zusteuerte, bemerkte er, dass sich hier viele Kinder aufhielten. Es gab einen Verleih von Mini-Segelbooten, und die Kinder hatten ihren Spaß.
    Ein wunderbares Terrain für Pädophile, dachte Jean-Marc. Hier konnten sie Kinder jeden Alters ungestört beobachten, sich ihre Kicks holen und ihren kranken Fantasien freien Lauf lassen.
    Er ging nach links, und wenig später entdeckte er die Statue des Maskenhändlers. Umgeben von vielen Bäumen befand sie sich in einer weniger belebten Ecke des Jardin. Betont lässig schritt Jean-Marc darauf zu. Er betrachtete die etwa einen Meter siebzig hohe Jünglingsfigur, die eine Maske des Dichters Viktor Hugo in der ausgestreckten Hand hielt. Um den Sockel herum, auf der die Bronzefigur stand, waren die Gesichter anderer französischer Berühmtheiten als Masken angeordnet. Unter ihnen erkannte

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