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Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a

Titel: Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Grote
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Jean-Marc Alexandre Dumas und Balzac.
    Jean-Marc spähte unauffällig umher. Niemand war zu sehen. Er setzte sich auf den unteren Teil des Sockels, streckte die Beine aus und wartete.
    Nach kurzer Zeit klingelte sein Handy. Auf dem Display erschien keine Nummer.
    »Ja?«, meldete er sich.
    Eine weiche Männerstimme sagte: »Steig auf dem Boulevard St. Michel in ein Taxi und fahr in den Parc de Monceau. Treffpunkt ist die Rotonde.«
    Ehe Jean-Marc etwas erwidern konnte, hatte der Anrufer aufgelegt.

    Eine Allerweltsstimme. Kein Akzent. Kein junger, aber auch kein älterer Mann. Zwischen dreißig und vierzig, schätzte Jean-Marc.
    Er erhob sich und ging mit zügigen Schritten den Weg zurück, den er gekommen war. An der Fontäne blieb er einen Moment stehen und beobachtete die Kinder. Wurde er selbst auch beobachtet? Hatte sein unbekannter Chat-Partner ihn im Blick?
    »Vor allem dreh dich nicht suchend um«, hatte Johan Schlick ihm noch eingeschärft. »Der Typ wendet sich an dich, wenn er wirklich den Kontakt aufnehmen will. Wenn er sieht, dass du gezielt Ausschau nach ihm hältst, wird er verschreckt.«
    Deshalb beobachtete Jean-Marc seine Umgebung und die Menschen, die durch den Jardin liefen, nur aus den Augenwinkeln. Auf dem Weg zur Métro fiel ihm nichts Besonderes auf. Soweit er es beurteilen konnte, folgte ihm niemand.
    Er musste einige Minuten warten, bis ein Taxi vorbeikam. Er nannte dem Fahrer die Adresse. Der Parc de Monceau lag im Achten Arrondissement.
    Nach einer schnellen Fahrt durch die Stadt setzte ihn der Taxifahrer am Parkeingang Boulevard des Courcelles ab. Die Rotonde befand sich gleich hinter dem schmiedeeisernen Eingangstor. Jean-Marc blickte auf die große Uhr im Säulenrundgang. Es war halb drei. Ein Pärchen mit Kinderwagen und zwei kleinen Mädchen betraten den Park. Der Paradiesvogel schaute ihnen nach. In dem Moment legte sich eine Hand auf seine Schulter.
    »Schmetterling …«, sagte die Stimme, die vorhin aus dem Handy erklungen war.

    Jean-Marc drehte sich um. Vor ihm stand ein mittelgroßer, unscheinbarer Mann mit gescheitelten, dunkelblonden Haaren. Er trug Jeans und ein grünes T-Shirt.
    »Lachmöwe?«, fragte Jean-Marc leise und gab seinen Augen einen gleichermaßen interessierten wie komplizenhaften Ausdruck.
    Der Mann nickte und berührte ihn leicht am Arm. Er warf einen Blick auf das Tattoo und lächelte.
    »Hast du was Interessantes dabei?«, fragte er.
    »Auf meinem Handy. Kleine Diashow. Zu Hause habe ich natürlich mehr.’ne Riesensammlung. Hab ich von einem Freund übernommen, der kürzlich gestorben ist. Er hat lange in Thailand gelebt. Aber ich bin vorsichtig.« Er musterte sein Gegenüber. »Hab mal’ne schlechte Erfahrung gemacht. Mit’nem Bullen, der undercover war.«
    »Ja, vorsichtig bin ich auch. Kommst du mit?«
    »Wohin?«
    »Zu einem Freund. Der chatted auch bei Tiffauges . Er hat gestern eine heiße Ladung Ware bekommen. Ganz junges Fleisch. Nicht älter als acht.«
    Anerkennend pfiff Jean-Marc durch die Zähne.
    »Genau meine Richtung«, sagte er und wunderte sich, wie glatt und routiniert ihm das über die Lippen kam. »Wo wohnt dein Freund?«
    »Nicht weit von hier. Im Siebzehnten. Mein Wagen steht gleich draußen vor dem Eingang.«
    Wie zwei gute Bekannte verließen Schmetterling und Lachmöwe den Parc Monceau. Der Wagen des Mannes entpuppte sich als nagelneuer Mercedes der C-Klasse.

    »Super Wagen!«, meinte Jean-Marc voller Bewunderung, als er auf dem Beifahrersitz aus grauem Leder Platz nahm. Lachmöwe grinste breit und zeigte eine Reihe strahlend weißer Zähne.
    »Ich verkaufe auch ab und zu mal was. Spitzenmaterial zu Spitzenpreisen.«
    »Für wirklich heiße Ware zahle ich auch Spitzenpreise«, sagte Jean-Marc.
    »Delphin, mein Freund, zu dem wir jetzt fahren, hat solche Ware. Aber erst wollen wir sehen, was du zu bieten hast.«
    Delphin, dachte Jean-Marc. Er war gespannt, was für ein Typ sich hinter diesem Nickname verbarg.
    Lachmöwe startete den Wagen. Kurz darauf bogen sie in den Boulevard Malsherbes ab.

24. KAPITEL
    W ieder einmal hatte Chantal Coquillon eine schlaflose Nacht hinter sich. Eine zusätzliche Valiumtablette um zwei Uhr früh war reine Verschwendung gewesen. Stundenlang grübelte sie darüber nach, was zu tun sei. Viele Möglichkeiten gab es nicht. Sie konnte weiterhin ihren Kopf in den Sand stecken oder endlich der Wahrheit ins Auge blicken. Eric Lecadre, ihr Ehemann, war möglicherweise im Begriff, sein ganzes Leben zu

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