Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a

Titel: Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Grote
Vom Netzwerk:
Unterlagen vor. Wo befinden sie sich, Hochwürden?«
    Der Kaplan schluckte einige Male und sagte dann: »Mit welcher Begründung dringen Sie hier ein?«
    »Wir ermitteln in einem Mordfall«, erwiderte LaBréa. »Sie haben uns belogen und sich dadurch verdächtig gemacht. Wir möchten wissen, warum Sie geleugnet haben, Monsieur Ribanville zu kennen.«
    »Sie haben kein Recht, unsere Unterlagen einzusehen. Wir sind eine kirchliche Einrichtung. Ich werde unverzüglich den Erzbischof unterrichten!«
    »Tun Sie das, Hochwürden!«, erwiderte LaBréa. »Aber das wird uns nicht davon abhalten, Madame Allards Beschluss umzusetzen. Sie und ich werden einen gründlichen Blick in Ihre persönlichen Unterlagen werfen.« Er wandte sich an Pater Francis. »Bitte führen Sie meine Kollegen in die Verwaltungsräume der Maison de Dieu .«
    Nach einem kurzen Zögern und einem hilfesuchenden Blick zu seinem Vorgesetzten zuckte Pater Francis resigniert
mit den Schultern und bat Claudine und Valdez, ihm zu folgen.
    LaBréa gab der Ermittlungsrichterin ein Zeichen, und beide lenkten ihre Schritte Richtung Coulons Büro. Dem Kaplan blieb nichts anderes übrig, als ihnen zu folgen.
    Während Virginie Allard sich den Terminkalender des Heimleiters vornahm, begann LaBréa rasch und routiniert mit der Durchsuchung von Coulons Schreibtisch. Dort fand sich neben einigen persönlichen Dingen sein Adressbuch. LaBréa blätterte es durch. Namen und Telefonnummern waren alphabetisch geordnet und mit kleiner, akkurater Handschrift eingetragen. Ribanvilles sämtliche Telefonnummern waren hier verzeichnet, ebenso wie die Telefonnummer des Erzbischofs von Paris. Die meisten anderen Namen kannte LaBrea nicht. Als er weiterblätterte, stieß er unter dem Buchstaben »S« auf einen Eintrag, der ihn stutzen ließ. Er wandte sich an Coulon.
    »Sie kennen den MediaFrance -Chef Léon Soulier?«, fragte er erstaunt.
    Coulon verschränkte die Arme über der Brust.
    »Ich werde Ihnen nicht antworten, Commissaire. Ihre Vorgehensweise ist so ungeheuerlich, dass ich darauf bestehe, einen Anwalt anzurufen.«
    Die Ermittlungsrichterin hob den Kopf und sagte: »Aber bitte, wir haben nichts dagegen! Rufen Sie einen Anwalt an, wenn Sie wollen!« Sie deutete auf das Telefon.
    Bevor Coulon den Hörer abnehmen konnte, kam LaBréa ihm zuvor.
    »Moment, Hochwürden!« Er griff nach dem Hörer und drückte die Taste »Wahlwiederholung«. Auf dem Display
erschienen die zuletzt gewählten Nummern. LaBréa blätterte sie durch und notierte sie in seinem Notizbuch.
    »Bitte, jetzt können Sie telefonieren«, meinte er dann und übergab Coulon den Hörer. Dessen Hand zitterte so stark, dass er ihm beinahe aus der Hand geglitten wäre. Er blätterte im Menü gespeicherter Nummern und drückte schließlich auf die grüne Taste. Doch anscheinend meldete sich niemand, denn nach einer Weile legte Coulon den Hörer wieder auf und strich sich nervös über den kahlen Schädel; offenbar überlegte er fieberhaft. Dann schien er einen Entschluss zu fassen und griff erneut zum Telefon. Er wählte eine Nummer, die er auswendig kannte. Nach einer Weile war die Verbindung hergestellt.
    »Pater Thomas?«, sagte er und versuchte, seiner Stimme Festigkeit zu verleihen. »Hier ist Kaplan Coulon. Ich hätte gern mit seiner Eminenz gesprochen. - Ja, es ist eilig. Die Polizei ist in unserer Einrichtung, sie durchsuchen unsere Unterlagen. - Ja, ein richterlicher Beschluss. Ich habe schon versucht, Maître Martial zu erreichen, aber … Ach so? Seine Eminenz hat die Stadt verlassen? Gestern meinte er doch noch … Verstehe, Pater. Nun, da kann man nichts machen. Wiederhören.«
    Langsam legte der Kaplan den Hörer auf die Ladestation. Sein Blick streifte durch den Raum und blieb an dem hölzernen Kruzifix an der Schmalseite des Büros hängen. Als ob er nicht anders konnte, faltete er die Hände, als erflehte er sich vom Gekreuzigten die Hilfe, die ihm der Erzbischof nicht geben wollte, da er sich soeben ganz offensichtlich hatte verleugnen lassen.

    Ermittlungsrichterin Allard klappte den Terminkalender des Geistlichen zu.
    »Auf den ersten Blick nichts Auffälliges«, sagte sie zu LaBréa. »Aber wir nehmen den Kalender mit. Das Adressbuch auch.«
    LaBréa stimmte ihr zu. Er fuhr mit der Durchsuchung fort. In einem Regal entdeckte er einige Aktenordner. Sie enthielten Unterlagen über die Chronik der Maison de Dieu und eine nach Jahrgängen abgeheftete Namensliste aller Kinder und Jugendlichen, die

Weitere Kostenlose Bücher