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Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a

Titel: Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Grote
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immer zu Hause. Mit ihrer leichten Gehbehinderung verreiste sie nicht mehr. Erst vor wenigen Tagen hatten sie miteinander telefoniert, und Yvonne hatte gemeint, Chantal müsse sie unbedingt mal wieder besuchen. Nun, heute wäre die passende Gelegenheit dazu. Gleich nachher würde sie Yvonne anrufen und ihr Kommen ankündigen.
    Kaum saß Chantal wieder im Wagen, öffnete sich geräuschlos das Tor. Wie sie bereits vermutet hatte, ging die Kastanienallee auf der anderen Seite der Mauer weiter. Nach einigen Hundert Metern tauchte links des Weges die alte Klosterkirche auf. Der kleine Vorplatz lag schutzlos im Sonnenlicht. Eine Schar Tauben flog jetzt auf die Kirchturmspitze zu und ließ sich auf dem steilen Schieferdach nieder.
    Als Chantal kurz darauf das Kloster erreichte, beschlich sie erneut ein eigenartiges Gefühl. Hellrot leuchtete das steinerne Templerkreuz an der Außenfassade neben der Eingangstür. Die grauen Quadersteine der Außenmauer des Gebäudes wirkten abweisend, verströmten eine diffuse Aura von Gefahr. Neben dem Eingang parkte ein roter Peugeot 407.
    Niemand war zu sehen. In einem ersten Impuls war Chantal versucht, sofort zurückzufahren. Doch das ging nicht, das Tor war ja verschlossen!
    Nimm dich zusammen, dachte sie. Diese Angst ist doch kindisch und völlig unbegründet … Wie zur Bestätigung
dieser beruhigenden Gedanken traten jetzt Eric, Louis Bouvier und ein anderer älterer Mann, den Chantal nicht kannte, aus der Eingangstür des Klosters. Erics Gestalt hob sich dunkel gegen das helle Sonnenlicht ab. Einige Strahlen fielen in sein blondes Haar. Erneut war Chantal fasziniert von seiner Erscheinung, seiner einmaligen Schönheit. Selbst in diesem Moment konnte sie sich Erics magischer Ausstrahlung nicht entziehen.
    Sie brachte den Wagen zum Stehen und ließ das Fahrerfenster herunter. Eric kam mit langsamen Schritten auf sie zu. Die beiden anderen Männer blieben am Eingang stehen.
    Chantal lächelte, doch Eric lächelte nicht zurück. Er sagte kein Wort. Sein Gesicht wirkte hermetisch verschlossen. So hatte Chantal ihn noch nie gesehen. Blitzartig schoss ihr der Gedanke durch den Kopf, dass Eric wie eine jener Jünglingsgestalten des Nazi-Bildhauers Arno Breker aussah. Ein grausamer Zug von Unnachgiebigkeit lag um seinen Mund. Härte spiegelte sich in seinen hellen Augen, und sein Blick führte direkt in einen Abgrund.
    In diesem Augenblick wusste Chantal, dass der Empfang in Le Cloître alles andere als freundlich ausfiel. Im Bruchteil einer Sekunde traf sie die Erkenntnis, dass dies der Beginn eines Alptraums war.

25. KAPITEL
    D ie beiden Zivilfahrzeuge der Polizei parkten außer Sichtweite der Maison de Dieu . Claudine und Brigadier Valdez warteten bereits, als LaBréa und die Ermittlungsrichterin zu ihnen stießen.
    Kurz nach fünfzehn Uhr. Die Luft flimmerte. Gleißendes Sonnenlicht fiel auf die Straßenseite, die nicht im Schatten lag. Es war die Seite, wo auch das Waisenhaus stand. Als die kleine Gruppe das Eingangstor erreichte, klebte LaBréa das Lacostehemd bereits am Körper. Es war wie in einer Sauna. Jede Bewegung zog einen Schweißausbruch nach sich.
    Das Eingangstor war verschlossen. Brigadier Valdez betätigte den Klingelknopf. Erneut war die Stimme von Pater Francis zu vernehmen. Als er hörte, dass die Polizei vor der Tür stand, sagte er rasch: »Kaplan Coulon macht gerade seine Siesta. Nachmittags um diese Zeit schläft er meistens.«
    »Dann wecken Sie ihn auf!«, sagte Claudine. »Und öffnen Sie bitte die Tür, Pater.«
    Wenig später betraten die Polizeibeamten und die Ermittlungsrichterin das Waisenhaus. Kurz darauf kam ihnen Kaplan Coulon auf dem Flur entgegen. Er schien höchst aufgebracht. LaBréa ließ ihn gar nicht erst zu Wort kommen und hielt ihm den Durchsuchungsbeschluss unter die Nase.

    »Eine richterliche Anordnung auf Durchsuchung Ihrer Einrichtung, Hochwürden.« Er deutete auf die Ermittlungsrichterin. »Ausgestellt von der Ermittlungsrichterin.«
    Virginie Allard nickte knapp und sagte zu Coulon: »Wir würden uns gern in Ihrem Büro umsehen und auch einen Blick in die allgemeinen Unterlagen Ihrer Einrichtung werfen. Steuerunterlagen, Bankauszüge, Spendenbelege.«
    Unaufhörlich zuckte das Augenlid des Geistlichen. Sein Gesicht war bleich. Immer wieder blickte er Pater Francis an, der das Geschehen wortlos und mit großen Augen verfolgte.
    »Leutnant Millot«, fuhr die Ermittlungsrichterin fort. »Sie und Brigadier Valdez nehmen sich die allgemeinen

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