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Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a

Titel: Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Grote
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Panik stieg in ihm hoch. Ihr durfte er sich keinesfalls ausliefern, sonst war er verloren.
    Irgendwo musste es hier einen Ausgang geben.
    Erneut richtete er sich ein Stück auf. Mit zusammengebissenen Zähnen wartete er, bis die Welle aus Schmerz abgeklungen war. Langsam drehte er seinen Körper in alle Richtungen.
    Etwas weiter entfernt erkannte er plötzlich einen schmalen Lichtstreifen. Eine Tür, die ins Freie führte? Minutenlang starrte er auf die Stelle. Ja, das sah aus wie ein Türspalt, durch den Tageslicht fiel. Jean-Marc versuchte, die Entfernung abzuschätzen. Wenn er all seine Kraft bündelte und den Schmerz zurückdrängte, konnte er es schaffen.
    Eine Tür. Was, wenn sie verschlossen war?

    Jean-Marc ließ sich zurück auf den Boden gleiten. Eine ganze Weile lag er so da, um sich von den Anstrengungen zu erholen. Den rechten Arm spürte er kaum noch. Wahrscheinlich war er gebrochen. Hinzu kamen jetzt starke Kopfschmerzen. Sie hämmerten in seinen Schläfen und vernebelten jeden Gedanken.
    Langsam begann Jean-Marc, sich auf dem Bauch liegend vorwärtszurobben. Jede Bewegung war eine Pein. Nur zentimeterweise kam er voran. Den Blick starr auf den Lichtspalt gerichtet, dachte er plötzlich an den Film mit Grace Kelly und James Stewart. Vor einigen Wochen war er im Fernsehen wiederholt worden.
    Das Fenster zum Hof.
    Der Lichtspalt unter der Tür, der plötzlich verschwand … Keuchend hielt Jean-Marc inne, zwang sich jedoch sofort, weiterzukriechen, auf den Lichtschein zu, der keineswegs verschwand, sondern langsam näher rückte.
    Es war tatsächlich eine Tür. Der Spalt an der Unterseite mochte mehrere Zentimeter hoch sein. Mühsam hob Jean-Marc die linke Hand und ertastete das grobe Holz des Türrahmens.
    Er wollte sich aufrichten, sehen, ob es eine Klinke gab. Doch als er seinen Körper nach oben zwang, schrie er erneut vor Schmerz auf und fiel zurück. Mit letzter verzweifelter Kraft schob er seine Hand nach vorn, bis seine Finger unter dem Türspalt lagen.
    Dann verlor er erneut das Bewusstsein.

26. KAPITEL
    D ie Rue Chaptal im Neunten Arrondissement war eine ruhige Einbahnstraße in einer bürgerlichen Wohngegend. Es gab eine École Primaire für die Kinder des Viertels, und das Restaurant Annexe bot eine gute und preiswerte Küche.
    Franck parkte den Wagen in einiger Entfernung zur Hausnummer sieben. Er, LaBréa und Claudine gingen auf den Hauseingang zu. Eine unscheinbare Tür mit roter, verblasster Farbe. Es gab keinen Türcode, aber ein Klingelschild mit den Namen der acht Wohnparteien. Claudine betätigte einen der Klingelknöpfe, und kurz darauf ertönte die Stimme einer Frau.
    »Ja bitte?«
    »Polizei«, sagte Claudine. »Bitte öffnen Sie die Tür.«
    Ein dunkles Treppenhaus führte zu der Wohnung im zweiten Stock. Eine etwa fünfunddreißigjährige Frau stand im Türrahmen, als die Beamten oben ankamen.
    »Véra Marchand?«, fragte LaBréa und zeigte seinen Dienstausweis. Die Frau nickte. »Ich bin Commissaire LaBréa von der Brigade Criminelle.« Er deutete auf Claudine und Franck. »Meine Kollegen kennen Sie ja bereits. Ist Michel Delpierre zu Hause?«
    Véra Marchand schluckte, und ein Ausdruck von Bestürzung überzog ihr Gesicht wie eine zweite Haut. Ihr Blick flackerte unruhig. Sie wirkte nervös und verunsichert.

    »Er ist kurz zur Gare St. Lazare gefahren. Eine Zeitung holen. Worum geht es denn?«
    »Ich glaube, Sie wissen sehr gut, worum es geht, Madame«, erwiderte LaBréa ruhig. »Schließlich haben Sie Ihrem Freund ja ein falsches Alibi verschafft, oder nicht? Dürfen wir reinkommen?«
    Die Frau trat zögernd zur Seite, um die drei in die Wohnung zu lassen. Dort zeigte Franck ihr den Durchsuchungsbeschluss der Ermittlungsrichterin und sagte: »Wir nutzen die Zeit, bis Monsieur Delpierre zurückkommt, und werden uns mal ein bisschen umsehen.«
    Er gab Claudine einen Wink, und die beiden anderen begannen mit der Durchsuchung der Wohnung. Véra Marchand wollte protestieren, doch LaBréa ergriff ihren Arm.
    »Kommen Sie, Madame, wir beide setzen uns, und dann erzählen Sie mir, warum Sie uns belogen haben.«
    Véra Marchand schien durch den Besuch der Polizei wie gelähmt. Sie führte LaBréa in die Küche, einen hellen und freundlichen Raum. Beide nahmen am Tisch Platz.
    »Es geht um die Nacht vom dreizehnten auf den vierzehnten August. Die Nacht, in der der Chef Ihres Freundes auf der Herrentoilette des Ritz ermordet wurde. Sie haben uns gesagt, Michel Delpierre wäre so gegen

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