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Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a

Titel: Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Grote
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diese Einrichtung seit ihrer Entstehung durchlaufen hatten. Er setzte sich an Coulons Schreibtisch und blätterte die Akte durch. Die Ermittlungsrichterin gesellte sich zu ihm und blickte ihm über die Schulter. Nach einer Weile schlug LaBréa die Akte zu. Er hatte darin nichts entdeckt, was für die Polizei von Interesse sein konnte.
     
    Claudine und Valdez hatten die Verwaltungsunterlagen der Maison de Dieu unter die Lupe genommen und herausgefunden, dass Léon Soulier im vergangenen Jahr ebenfalls eine Großspende an die Einrichtung überwiesen hatte. Es handelte sich um die Summe von zweiundzwanzigtausend Euro. Das Geld war ordentlich verbucht worden, der Spender bekam eine Spendenquittung fürs Finanzamt. Alles schien seine Ordnung zu haben, nichts Illegales konnte festgestellt werden. Die Buchhaltungsunterlagen des Waisenhauses wurden ordentlich und offenbar umfassend geführt.
    Es war vielmehr die Verbindung zwischen den Personen, die LaBréa eigenartig fand.

    Léon Soulier - Yves Ribanville - Kaplan Paul Coulon.
    Alle Indizien ließen darauf schließen, dass es zwischen diesen drei Männern regelmäßige Kontakte gegeben haben musste. Der Medienmogul war ein Freund des ermordeten Yves Ribanville. Beide hatten der Maison de Dieu große Summen gespendet. Doch nichts wies eindeutig darauf hin, dass Kaplan Coulon etwas mit dem Mord an Ribanville zu tun hatte. Diese Erkenntnis war für LaBréa frustrierend, bedeutete sie doch, dass er in den Ermittlungen keinen Schritt weitergekommen war. Eine erneute Vernehmung des Kaplans erübrigte sich daher. Zusammen mit seinen Kollegen und der Ermittlungsrichterin verließ er das Waisenhaus.
    Auf dem Weg zum Wagen fragte er Claudine: »Hat Jean-Marc schon was von sich hören lassen?«
    »Nein, Chef. Der meldet sich aber auch erst, wenn er irgendwas Wichtiges zutage gefördert hat. Sonst riskiert er seine Tarnung.«
     
    Hauptmann Franck Zechira war es endlich gelungen, Kontakt mit der nigerianischen Putzfrau aufzunehmen. Auf dem Weg ins Hotel Ritz, wo er sich die Liste der Hotelgäste ansehen und ihre An-und Abreisedaten überprüfen wollte, hatte ihn die Frau angerufen. Sie habe seine Nachrichten erhalten, sei aber erst jetzt von einem Besuch bei ihrer Schwester in der Banlieue Nord zurückgekehrt. Gestern und am heutigen Feiertag arbeitete sie nicht und konnte sich gerne mit ihm in einem kleinen Café im Zwölften Arondissement treffen. Es lag ganz in der Nähe ihrer Wohnung.

    Am Mittag hatte Franck versucht, Dr. Messier, einen Gutachter und Psychologen zu erreichen. Er hatte kein Glück. Die erneute Vernehmung des Clochards musste warten. Laut gesetzlicher Vorschrift konnte die Polizei einen Verdächtigen achtundvierzig Stunden in Gewahrsam halten, bevor er einem Richter vorgeführt werden musste, der über das weitere Vorgehen entschied. Im Fall von Nick Sabatier war diese Frist noch längst nicht abgelaufen.
    Das kleine Café Atalante befand sich direkt am Boulevard Diderot, der am heutigen Feiertag wie ausgestorben wirkte. Ein Wunder, dass das Café überhaupt geöffnet hatte. Doch die Putzfrau war sich dessen offenbar sicher gewesen, deshalb hatte sie Franck auch hierher bestellt.
    Als Franck das Café betrat, wartete sie bereits auf ihn. Sie war eine etwa dreißigjährige Frau namens Myriam Oudoungo. Ihre dunkle Haut war übersät mit Aknepusteln. Dies trübte den Gesamteindruck ihres Gesichtes mit den ebenmäßigen Zügen und den sanften, großen Augen, die treuherzig und ohne Argwohn in die Welt blickten. Franck begrüßte sie, bestellte für beide eine Limonade mit Eis und kam ohne Umschweife auf das Wesentliche zu sprechen.
    »Sie haben in der Nacht vom 13. auf den 14. August im Ritz als Putzfrau gearbeitet. Die Hausdame sagte mir, Sie hätten das Hotel kurz vor elf Uhr verlassen.«
    »Das ist richtig, Monsieur.« Sie sprach ein beinahe akzentfreies Französisch. »Ich bin gleich zur Métro Concorde gegangen und nach Hause gefahren.«
    »Haben Sie im Zeitraum zwischen halb elf und kurz vor elf in der Herrentoilette beim Salon d’Été gearbeitet?«

    »Nein. Dort war ich viel früher. Am Abend, so gegen sieben. Ich habe gründlich saubergemacht und bin dann auf den anderen Stockwerken gewesen.«
    »Ist Ihnen zu dem Zeitpunkt in der Toilette irgendwas aufgefallen? Jemand, der sich dort aufhielt?«
    »Nein. Ich bin niemandem begegnet.«
    »Und später? Waren Sie da nochmal auf dem Flur, der zur Herrentoilette führt?«
    »Nein, warum sollte ich? Ich hatte sie

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