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Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a

Titel: Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Grote
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ja schon saubergemacht und wusste, dass am Abend eine große Gesellschaft erwartet wird.«
    »Schildern Sie mir bitte genau, welchen Weg Sie genommen haben, als Sie das Hotel nach der Arbeit verließen.«
    Die junge Frau überlegte einen Augenblick.
    »Ich habe meinen Gerätewagen in die Abstellkammer geschoben. Die ist gleich hinter der Hotelhalle. Dann bin ich in die Personalgarderobe gegangen und hab mich umgezogen.«
    »Wo befindet sich diese Garderobe?«
    »Auch im Erdgeschoss. In einem Seitengang in der Nähe der Hemmingway-Bar.«
    »Und dann?«
    »Dann habe ich das Hotel verlassen. Durch den Angestellteneingang in der Rue des Capucines.« Sie zögerte einen Moment. »An der Tür bin ich gestolpert und beinahe hingefallen. Ein sehr netter Mann hat mir geholfen und mich in letzter Minute aufgefangen.«
    »Ein Mann? Jemand aus dem Hotel?«
    »Nein, den kannte ich nicht. Er hat mich gefragt, ob das der Lieferanteneingang ist. Er musste irgendwas liefern, für die Party des Quizmasters.«

    Franck wurde hellhörig.
    »Für die Party des Quizmasters? Die war doch schon in vollem Gange, als Sie das Hotel verlassen haben!«
    Myriam Oudoungo starrte ihn mit großen Augen an.
    »Ja, das stimmt. Daran hab ich in dem Moment gar nicht gedacht.«
    »Betrat der Mann dann durch den Angestellteneingang das Hotel?«
    »Ja. Er sagte noch, er kennt sich aus.«
    War das der Clochard?, dachte Franck. Hatte er sich zum Nebeneingang geschlichen und war auf diese Weise ins Hotel gelangt?
    »Wie sah der Mann aus?«
    Die Beschreibung, die die Frau ihm lieferte, traf nicht im Geringsten auf Nick Sabatier zu. Im Gegenteil - sie hätte nicht unterschiedlicher sein können.
    Franck war wie vom Donner gerührt. Er kannte den Mann, der gegen elf Uhr in der Mordnacht durch den Lieferanteneingang des Hotels geschlüpft war. Plötzlich hatte er es eilig, die Zeugin loszuwerden. Er dankte ihr, erklärte, dass sie ihre Aussage später auf dem Polizeipräsidium wiederholen und unterschreiben müsse, und verließ rasch das Café.
    Auf dem Weg zum Wagen, der an der nächsten Straßenecke stand, wählte er LaBréas Handynummer. Sein Chef befand sich soeben auf dem Weg zum Quai des Orfèvres. Franck berichtete ihm von der Aussage der Zeugin.
    »Sieht so aus, als hätten wir eine heiße Spur, was Ribanvilles Mörder angeht«, bemerkte LaBréa, und Franck hörte die Erregung in der Stimme seines Chefs. »Glücklicherweise
sitzt die Ermittlungsrichterin neben mir. Da können wir die Formalitäten schnell erledigen.«
     
    Jean-Marc erwachte mit rasenden Schmerzen. Er spürte jede Faser seines Körpers. Um ihn herum herrschte absolute Dunkelheit. Er lag bäuchlings auf der nackten Erde, im Staub. Als er den rechten Arm bewegte, um sich aufzurichten, stieß er einen Schmerzensschrei aus und brach zusammen. Seine Haare klebten am Kopf, der Geruch von Blut lag in der Luft.
    Stöhnend versuchte Jean-Marc erneut, sich aufzurichten. Was war passiert? Wo befand er sich? Wie war er hierhergekommen?
    Filmriss.
    Die letzte Erinnerung war die an ein Glas Champagner, das er mit Lachmöwe und Delphin getrunken hatte. Champagner … Was hatten sie ihm da reingeschüttet? Und wo hatten sie ihn anschließend hingebracht?
    Verzweifelt versuchte er, sich das Geschehen danach ins Gedächtnis zu rufen. Es gelang ihm nicht. Jetzt galt es, einen kühlen Kopf zu behalten. Jean-Marcs Überlebensinstinkt war geweckt. Er wusste nicht, welche Verletzungen er davongetragen hatte. Zweifellos war er von den beiden Männern brutal zusammengeschlagen worden. Möglicherweise hatten sie ihm etwas gebrochen. Jeder Atemzug tat höllisch weh.
    Erneut versuchte er, seinen Arm zu bewegen. Wo war das Handy? Hatte er es in die Hosentasche gesteckt? Er wusste es nicht. Jede Bewegung ließ eine Feuerwalze über ihn hinwegrollen. Dennoch gelang es Jean-Marc nach einer
Weile, sich auf die Seite zu drehen und die rechte Hosentasche abzutasten.
    Nichts.
    Natürlich - sie hatten ihm das Handy abgenommen.
    Und dann? Was war danach geschehen? Seine Gedanken kreisten um ein dunkles Loch, das sich immer weiter zu öffnen schien, aber nichts preisgab.
    Wie spät mochte es sein?
    Seine Uhr mit dem Stahlarmband am linken Handgelenk war ebenfalls verschwunden.
    Vor Erschöpfung und Schmerzen brach Jean-Marc erneut zusammen. Einige Minuten lag er so da, das Gesicht auf der Erde. Der staubige Boden roch nach Unrat und altem Motorenöl.
    Ich darf hier nicht liegen bleiben!, dachte Jean-Marc voller Verzweiflung.

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