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Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a

Titel: Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Grote
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halb elf zu Ihnen nach Hause gekommen und danach nicht mehr weggegangen.«
    Die Frau schwieg und betrachtete nervös ihre Fingernägel.
    »Er ist in jener Nacht aber doch nochmal weg gewesen«, fuhr LaBréa fort. »Oder nach der Jubiläumssendung gar
nicht erst heimgekommen. Er wurde nämlich gegen dreiundzwanzig Uhr am Lieferanteneingang des Ritz gesehen, als er das Hotel betrat.«
    Véra Marchand schüttelte den Kopf. Eine Geste der Verzweiflung. Sie wusste offensichtlich nicht, was sie sagen sollte. LaBréa beugte sich vor.
    »Warum hat er Sie gebeten, ihm ein falsches Alibi zu geben?«
    Erneut schluckte Véra Marchand und rang um Fassung. In ihren Augen glitzerten jetzt Tränen, und sie begann zu weinen.
    »Fragen sie ihn selbst«, sagte sie mit erstickter Stimme. »Es ist alles ganz anders, als Sie denken!«
    »Wir denken gar nichts«, sagte LaBréa leise. »Wir ermitteln in einem Mordfall, und da ist Ihr Freund für uns der Verdächtige Nummer eins.« Er machte eine Pause und sah sein Gegenüber prüfend an. Immer noch weinte die Frau.
    »Wie lange kennen Sie Michel Delpierre schon?«
    »Wir sind seit zwei Jahren zusammen.« Véra Marchand schniefte, stand auf, ging zur Anrichte und riss ein Stück von der Küchenpapierrolle ab. Sie schnäuzte sich und ließ sich wieder auf ihren Stuhl gleiten. »Er ist der sanfteste und fürsorglichste Mann, den man sich vorstellen kann.«
    LaBréa nickte.
    »Das glaube ich gern, Madame Marchand. Das eine hat aber mit dem anderen nichts zu tun.« Sein Blick ruhte unverwandt auf der Frau. »Haben Sie gewusst, dass er in der besagten Nacht im Ritz war?«
    Erneut schüttelte die Frau vage den Kopf. Dies konnte alles bedeuten. Zustimmmung, Verneinung, Nichtwissen.

    Claudine betrat jetzt die Küche. Sie sagte nichts. In der rechten Hand hielt sie eine blonde Langhaarperücke, die sie leicht hin- und herschwenkte.
    »Das war im Kleiderschrank, Chef«, sagte sie.
    »Na bitte.« LaBréa lehnte sich zurück und warf Véra Marchand einen Blick zu. Die Frau begann erneut zu schluchzen.
    In diesem Moment hörte man das Geräusch des Schlüssels an der Wohnungstür.
    »Chérie? Ich bin wieder da«, ertönte die Stimme von Michel Delpierre. »Mit den Parkplätzen bei uns wird es immer schlimmer. Ich bin dreimal …«
    Jetzt stand er mit einer Zeitung unterm Arm in der Küchentür, und seine Stimme brach jäh ab. Michel Delpierres Blick wanderte von der Perücke in Claudines Hand weiter zu LaBréa und blieb bei Véra hängen, die jetzt die Hände vors Gesicht schlug und immer heftiger schluchzte. Mit zwei Schritten war Delpierre bei ihr, beugte sich zu ihr und legte ihr den Arm um die Schultern.
    »Es wird alles gut, Chérie«, flüsterte er. »Mach dir keine Sorgen. Ich bin froh, dass es vorbei ist.« Sanft drückte er seine Lippen auf ihr Haar. »Ich liebe dich, Véra«, fügte er leise hinzu. »Mehr als alles andere auf der Welt.«
    Dann straffte er seine Gestalt. Noch einmal streiften seine Augen flüchtig die blonde Perücke, dann sagte er zu LaBréa: »Ich wusste, dass dieser Augenblick kommen würde. Wir können gehen, Commissaire.«
    LaBréa tauschte einen erstaunten Blick mit Claudine und Franck, der inzwischen ebenfalls in die Küche getreten war. Das Verhalten Delpierres kam einem Geständnis gleich.
LaBréa war verblüfft, wie schnell der Mordfall Ribanville eine Wende genommen hatte.
    Wenig später verließen die Beamten und Michel Delpierre das Haus Nummer sieben.
    Es war später Nachmittag. Die Rue Chaptal lag bereits im Schatten. Sie war menschenleer. Vor der École Primaire hatte der Asphalt auf dem Bürgersteig Blasen geschlagen. Versehentlich trat LaBréa auf die Stelle, und sein Schuh blieb kleben. Mit einer raschen Bewegung befreite LaBréa sich, doch die zähe Masse verschwand erst nach einigen Schritten von seiner Schuhsohle.
     
    Innerhalb der nächsten beiden Stunden überstürzten sich die Ereignisse. Zunächst wurden zwei verschiedene Gegenüberstellungen organisiert. Die nigerianische Putzfrau vom Hotel Ritz erkannte Michel Delpierre zweifelsfrei als denjenigen, der in der Mordnacht um dreiundzwanzig Uhr das Hotel durch den Lieferanteneingang betreten hatte.
    Nick Sabatier hingegen war sich nicht so sicher. Durch die verspiegelte Scheibe betrachtete er die sechs jungen Männer mit blonder Perücke, unter ihnen Michel Delpierre. Alle trugen Jeans und ein neutrales T-Shirt. Auf den ersten Blick war nicht zu erkennen, dass es Männer waren.
    »Ich kann es nicht

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