Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a

Titel: Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Grote
Vom Netzwerk:
Was ist mit Candice?«, wollte Louis Bouvier wissen. »Wer kümmert sich um sie? Du?«
    »Nein, das wollte Eric machen. Aber sie ist nach ihrer Vernehmung allein nach Hause gefahren und meinte, sie käme schon klar.«
    Es entstand ein kurzes Schweigen, dann sagte Bouvier: »Ich kann es nicht glauben! Er war so locker, so gut drauf bei seiner heutigen Sendung! Wer kann dahinterstecken? Weiß Jean-François schon Bescheid? Hast du ihn angerufen?«
    »Nein. Das wollte ich dir überlassen, Louis. Du kennst ihn am besten, außerdem seid ihr Nachbarn. Es wird ein ziemlicher Schlag für ihn sein.«
    Louis Bouvier seufzte.
    »Ja. Die beiden hatten eine Lebensfreundschaft.«
    Noch lange, nachdem das Gespräch beendet war, hielt Louis Bouvier den Hörer in der Hand und heftete seine Blicke auf den Streifen Licht, den der Mond auf den Steinfußboden warf. Nach einer Weile schreckte er hoch und wählte die Nummer von Jean-François Kahn.
     
    Hauptmann Franck Zechira hatte sämtliche Fenster seines Wagens heruntergelassen, und der Fahrtwind wirkte angenehm
kühl. Sein Wagen, ein alter VW Golf, besaß keine Klimaanlage. Als er ihn vor einer Stunde auf der Straße vor seiner Wohnung im Zehnten Arrondissement bestiegen hatte, um zum Tatort ins Ritz zu fahren, strahlte das Blech der Karosserie immer noch schwach die Hitze des Tages ab. Für die Fahrt in den Parc de Belleville hätte er lieber einen Dienstwagen genommen, um den Polizeifunk abhören zu können. Immerhin begab er sich kurz nach Mitternacht in eine Gegend, in die sich auch ein Hauptmann der Brigade Criminelle ungern allein wagte. Der Parc de Belleville galt als Drogenumschlagplatz. Öfter schon hatten sich hier rivalisierende Dealerbanden wilde Schießereien geliefert. Zudem waren Teile des Viertels fest in der Hand der asiatischen Mafia. Hier, zwischen Rue de Belleville und Rue Menilmontant, wohnten viele Chinesen und Vietnamesen, die meisten illegal. Sie prägten das Straßenbild, redeten in ihrer Sprache und lebten in der Parallelwelt ihrer fernen Heimat. Es gab Schutzgelderpressungen bei den örtlichen Ladenbesitzern, die hauptsächlich Billigkleidung verkauften oder einen asiatischen Imbiss betrieben. Viele der angestammten Einwohner waren inzwischen von hier weggezogen. Der Ruf des Bellevilleviertels als Mekka für Künstler und Bohémiens verblasste allmählich. In den Malerateliers und Ausstellungsforen gab es nichts Sensationelles mehr zu entdecken. Hier sah man zumeist nur noch Gebrauchskunst, Töpferwaren und Kunsthandwerk.
    Franck überquerte die Place de la République und fuhr über die Rue de la Fontaine auf den Boulevard de Belleville. Obwohl die Fenster geöffnet waren, schwitzte Franck.
Schweißperlen hatten sich auf seiner Oberlippe gebildet. Er wischte sie mit der Hand weg und fuhr sich über seinen Dreitagebart. Er dachte an den heutigen Abend, den er mit seiner neuen Freundin verbracht hatte. Eloïse arbeitete als Anwaltsgehilfin in einer Kanzlei in der Banlieue Nord. Ihre Wohnung befand sich in der Nähe der Place Léon Blum, und jeden Tag fuhr sie zwei Stunden mit Métro und Vorortbahn zu ihrem Arbeitsplatz. Dementsprechend knapp war ihre Freizeit bemessen. Auch Francks unregelmäßige Dienstzeiten erschwerten ein Privatleben, und so sahen sie sich manchmal tagelang nicht oder nur spät in der Nacht. Doch beide hatten sich vorgenommen, trotz dieser Umstände eine feste Beziehung einzugehen. Als Eloïse und Franck sich vor vier Wochen in der VW-Reparaturwerkstatt im Elften Arrondissement kennenlernten, wo beide ihre Wagen von der Inspektion abholten, hatte es sofort zwischen ihnen gefunkt. Bis jetzt hatte sich das Gefühl der ersten Verliebtheit noch nicht verflüchtigt. Einen freien Abend verbrachten sie am liebsten in seiner Wohnung oder bei ihr. Eloïse kochte, und Franck sah sich auf dem Sportkanal die Ergebnisse der Pferderennen in Longchamps und Vincennes an. Seine Wettleidenschaft war ungebrochen, doch er fuhr immer seltener hinaus auf die Rennbahnen, um bei den Rennen live dabei zu sein.
    Auch an diesem Abend hatten sie gemütlich in seiner Wohnung in der Rue de Marseille vor dem Fernseher gesessen. Franck hatte den Gedanken an die Mordermittlung um den toten Jungen aus der Seine beiseitegeschoben. Die nächsten Tage würden stressig genug, das wusste er. Nachdem Eloïse ein wunderbares Couscous mit Huhn und frischer
Minze auf den Tisch gezaubert hatte, sahen sie sich auf TF1 die Show mit Yves Ribanville an. Doch nach einer halben Stunde

Weitere Kostenlose Bücher