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Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a

Titel: Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Grote
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schaltete Franck den Ton aus - sie fanden die Sendung langweilig und ohne Niveau. Nach einem kurzen, aber heftigen Vorspiel landeten beide im Bett. Es war lange her, dass er sich mit einer Frau in sexueller Hinsicht so gut verstanden hatte.
    Er bremste vor einer roten Ampel und seufzte sehnsüchtig, als er jetzt daran dachte. Eloïse war ein Klasseweib mit den richtigen Polsterungen an den richtigen Stellen. Sie wusste genau, was sie von einem Mann wollte, und brachte dies auch unverblümt zum Ausdruck. Franck mochte ihre direkte Art, die er als etwas ganz Neues empfand. In den letzten Jahren hatte er nicht viel Glück mit Frauen gehabt. Jedes Mal hatten sie ihn verlassen, und eine war sogar als Mörderin überführt worden. Mit Eloïse schien ein Neuanfang gemacht, und diesmal wollte er es nicht vermasseln. Einen Moment überlegte er, ob er sie anrufen sollte, doch er entschied sich anders. Beide waren nach der Liebe erschöpft eingeschlafen, bis kurz vor halb zwölf das Telefon klingelte. Er hatte sich rasch angezogen, während Eloïse sich auf die Seite drehte und weiterschlief. Wenn er jetzt anrief, würde er sie nur aufwecken. Morgen früh musste sie zeitig aufstehen und zur Arbeit fahren.
    Der Parc de Belleville war der höchstgelegene Park der Stadt. Von seiner Aussichtsterrasse hatte man einen atemberaubenden Blick über ganz Paris. Als Junge war Franck einige Male mit seinen Eltern oder Klassenkameraden hier gewesen. Schon damals hatte ihn der große Kaskadenbrunnen beeindruckt.

    In der Fernsehshow hatten sie gezeigt, wie der Clochard Nick Soundso (Franck hatte seinen Nachnamen vergessen) am Parkausgang Rue Julien Lacroix in den Luxuswagen des Senders gestiegen war. Da es mehrere Parkausgänge gab, nahm Franck an, dass das Nachtlager des Clochards in der Nähe dieses Ausgangs liegen musste. Von der Rue de Belleville bog er in die Rue Lacroix ein und parkte den Wagen an der Ecke Rue de Couronnes. Hier oben auf der Anhöhe schien die Luft nicht so stickig wie in der Stadt. Ein leichter Wind säuselte in den Bäumen und Büschen des Parks. Die Eingangstür in der schmiedeeisernen Umzäunung stand offen. Kein Mensch war zu sehen. Instinktiv vergewisserte sich Franck, dass seine Pistole griffbereit im Gürtelhalfter steckte. Entschlossen betrat er den Kiesweg und sah sich um. Aus dem Buschwerk rechts und links des Weges war hin und wieder ein Rascheln zu hören. Eine Maus? Ein Nachtvogel? Franck ging weiter. Seine Augen hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt, und er spähte nach allen Seiten. Nach etwa fünfzig Metern bemerkte er eine langgestreckte Hecke, gleich dahinter stand eine Gruppe junger Bäume. Ein idealer Platz für jemanden, der hier wohnt und sich den Blicken der Besucher entziehen will, dachte er. Franck steuerte auf die Stelle zu. Und tatsächlich: Hinter der Hecke entdeckte er eine Lage Pappkartons und einen zusammengerollten, karierten Schlafsack. Zweifellos die Lagerstatt des Clochards aus der Sendung. Im Filmbericht zu Anfang der Show war gezeigt worden, wie er sich aus eben diesem Schlafsack geschält und in die Kamera geblickt hatte.
    Die Lagerstatt war verlassen. Von dem Clochard keine Spur.

    Franck überlegte einen Moment und hielt dann erneut Ausschau. Den Gedanken, dass der Mann seinen Platz kurzzeitig zum Pinkeln verlassen haben könnte, verwarf er sofort wieder. Dann wäre der Schlafsack nicht zusammengerollt gewesen. Hier deutete alles darauf hin, dass der Clochard nach der Sendung im Fernsehen gar nicht wieder zurückgekehrt war. Wohin war er verschwunden, nachdem der Portier des Ritz gegen dreiundzwanzig Uhr mit ihm gesprochen hatte? Auf die Herrentoilette des Hotels, wo Moderator Yves Ribanville wenig später ermordet wurde?
    Nach kurzem Zögern wandte sich Franck frustriert um und ging zurück zum Parkausgang.
    Auf der Straße begegneten ihm zwei junge Asiaten, die im Schlenderschritt aus der Rue de Couronnes kamen. Franck war auf der Hut und beobachtete sie, ohne seine Schritte zu verlangsamen. Doch sie kümmerten sich nicht um ihn und überquerten die Straße. Franck sah ihre Kopfhörer und die um den Hals baumelnden MP3-Player. Die Musik, ein rhythmischer Technosound, dröhnte bis an sein Ohr.
    Er stieg in seinen Wagen und rief LaBréa an.
    »Fehlanzeige, Chef. Der Clochard ist nicht im Park.«
    »Da kann man nichts machen, Franck. Wir versuchen es gleich morgen früh noch einmal. Kommen Sie zurück ins Ritz. Wir sind hier noch nicht fertig.«

10. KAPITEL
    L aBréa stellte

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