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Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a

Titel: Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Grote
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sein Handy ab und legte es auf den Tisch. Er hatte sein Notizbuch aufgeschlagen und die Aussage der Witwe des Ermordeten stichwortartig protokolliert. Candice Ribanville, geborene Clark, saß ihm gegenüber an der großen Tafel des Salon Cambon , wohin LaBréa sich mit ihr zurückgezogen hatte. Dieser Salon war kleiner und intimer als der Salon d’Été , doch der Tisch war bereits festlich gedeckt für das morgige Mittagessen der Vorstandsmitglieder eines großen Industriekonzerns. LaBréa hatte einige Gedecke beiseitegeschoben, um Platz zu schaffen.
    Das Gespräch mit Candice Ribanville war bis jetzt glatt verlaufen, sogar etwas zu glatt, wie LaBréa feststellte. Sie hatte minuziös den Ablauf des heutigen Abends geschildert, beginnend mit Ribanvilles Fahrt in den Sender am späten Nachmittag. Sie selbst hatte sich die Jubiläumssendung zusammen mit ihren Kindern zu Hause am Bildschirm angesehen. Gleich nach Ende der Sendung, gegen zweiundzwanzig Uhr, hatte sie ein Taxi gerufen und war von ihrer Wohnung in der Avenue Montaigne direkt ins Ritz gefahren. Noch vor allen anderen war sie dort eingetroffen, um diejenigen Gäste zu begrüßen, die schon etwas früher erscheinen würden. Ihr Mann Yves war um zweiundzwanzig Uhr dreißig in Begleitung seines Kandidaten Léon Soulier und des Fernsehdirektors in einem Dienstwagen von TF1
vorgefahren. Da waren die Gäste bereits vollzählig versammelt, bis auf Roland Thibon und Chantal Coquillon.
    LaBréa überflog kurz seine Notizen und setzte das Gespräch mit der Witwe fort.
    »Bevor Ihr Mann am Nachmittag in den Sender fuhr, was für einen Eindruck machte er da auf Sie?«
    Candice Ribanville legte die Hände ineinander und stützte die Ellbogen auf den Tisch. Ihr Gesicht war weiterhin blass, doch sie schien gefasst. Ihre Stimme klang leise, aber bestimmt.
    »Er war wie immer, Commissaire. Am Tag der Sendung ist er meistens sehr wortkarg, weil er sich den ganzen Tag schon konzentriert. Dass es die Jubiläumssendung war, hat für ihn keinen großen Unterschied gemacht.«
    »Sie sagten vorhin, Léon Soulier, einer der beiden Kandidaten, ist ein guter Freund von ihm. Wie lange kannten sich die beiden?«
    Candice zuckte mit den Achseln.
    »Das weiß ich nicht. Léon gehört schon seit Ewigkeiten zu dieser Freundesclique. Eric Lacadre gehört auch dazu. Sie spielen alle im selben Tennisclub.«
    »War außer Eric Lecadre und Leon Soulier heute Abend noch jemand aus dieser Freundesclique unter den Partygästen?«
    »Nein.«
    »Wer gehört noch dazu?«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen. Ich kenne nur Lecadre und Soulier.«
    »Kennen Sie auch Lecadres Ehefrau, Chantal Coquillon?«

    Candice verzog abfällig den Mund.
    »Natürlich kenne ich sie! Aber beste Freundinnen sind wir nicht gerade.«
    »Was heißt das?«
    »Sie ist ziemlich arrogant, obwohl sie heutzutage wahrlich keinen Grund mehr dazu hat.«
    »Inwiefern?«
    Wieder zuckte Candice Ribanville mit den Schultern und warf ihre langen, blonden Haare zurück.
    »Verschaffen Sie sich selbst einen Eindruck. Ich nehme an, dass Sie sowieso mit ihr reden werden, weil sie nicht zum Fest gekommen ist.«
    LaBréa beließ es vorerst dabei und wechselte das Thema.
    »Der zweite Kandidat der Sendung, der Clochard aus dem Parc de Belleville, ist heute kurz gegen dreiundzwanzig Uhr vor dem Ritz aufgetaucht und hat behauptet, er hätte eine Einladung zu dem Fest.«
    Candice runzelte die Stirn.
    »Wie bitte? Das kann ich mir nicht vorstellen. Jedenfalls stand er nicht auf der Gästeliste.«
    »Vielleicht hat Ihr Mann ihn nach der Sendung spontan eingeladen?«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Hat Ihr Mann diesen Clochard vorher gekannt? Gibt es irgendeine Verbindung zwischen ihm und Ihrem Mann?«
    Candice überlegte kurz und wandte den Blick ab. Dennoch sah LaBrea, wie sie stutzte und ihre Augen flackerten. Er setzte nach.
    »Vielleicht jemand, den er von früher kannte?«
    Candice schüttelte energisch den Kopf.

    »Nein, Commissaire. Jedenfalls hat er nichts davon erzählt. Yves hatte wenig Kontakt zu …« Sie suchte nach den passenden Worten. »Zu einfachen Menschen.«
    »Sie meinen, zu Menschen aus anderen sozialen Schichten?«
    »Ja, das meine ich.«
    »Wissen Sie, ob Ihr Mann Feinde hatte? Kollegen im Sender, mit denen er nicht gut auskam, die ihm seinen Job neideten?«
    »Den Job haben ihm viele geneidet. Aber Feinde? Dazu kann ich Ihnen nichts sagen, Commissaire. Mein Mann war eigentlich überall beliebt. Sonst hätte er nicht die

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