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Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a

Titel: Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Grote
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Fernsehdirektor und an Léon Soulier.
    »Auch Sie beide möchte ich bitten, noch einen Augenblick zu bleiben«, fuhr LaBréa fort. »Die anderen können jetzt nach Hause gehen. Ich bitte Sie allerdings, uns Ihre Teleonnummern zu geben. Meine Mitarbeiterin kümmert sich darum. Sie ist in der Hotelhalle.«
    Léon Soulier hob die Hand zu einer Geste des Einverständnisses, und der Fernsehdirektor nickte zustimmend.
    »Warten Sie bitte hier im Salon, meine Herren. Madame Ribanville, kommen Sie, wir gehen in einen anderen Raum.«
    Wie in Trance erhob sich Candice Ribanville. Eric Lecadre nahm sie in den Arm, und LaBréa hörte, wie er ihr
zuflüsterte: »Es tut mir so leid, Candice, das ist alles so furchtbar …«
    LaBréa und die Frau des Showmasters verließen den Salon. Stühle wurden gerückt zum Zeichen des allgemeinen Aufbruchs, und LaBréa sah im Hinausgehen, dass Eric Lecadre und Léon Soulier sich wie alte Bekannte voneinander verabschiedeten.
    LaBréa griff nach seinem Handy und drückte die Kurzwahltaste von Claudines Nummer. Er bat sie, die Partygäste in der Hotelhalle abzupassen und ihre Telefonnummern zu notieren.
     
    Es war elf Uhr, als Ex-Staatssekretär Jean-François Kahn sich auf den Heimweg begab. Gemeinsam mit Louis Bouvier hatte er Yves Rinbanvilles Show am Fernseher verfolgt. Beide hatten sich köstlich amüsiert angesichts der Extremkombination der beiden Kandidaten. Léon Soulier, ebenso wie Ribanville ein gemeinsamer Freund, hatte sich souverän geschlagen und alle Fragen richtig beantwortet. Einfache Fragen, Schulwissen für Sonderschüler, wie Louis Bouvier während der Sendung belustigt konstatiert hatte. Der Clochard war von Beginn an überfordert und hatte nur eine einzige Frage sofort richtig beantwortet: Wie heißt der Fluss, der durch Paris fließt? Am Anfang der Show waren zwei kurze Filmteile eingespielt worden, sie dienten der Vorstellung beider Kandidaten. Léon Soulier an seinem prunkvollen Schreibtisch in der Chefetage seines Medienimperiums, der Clochard auf seinem Pappkartonlager im Parc de Belleville und im Moment seines Einsteigens in die VIP-Limousine, die der Sender für ihn am Parkausgang bereitgestellt hatte.

    Ein schöner und amüsanter Abend, dachte JFK. Er schaltete das Autoradio ein. Auf France Musique erklang eine Opernarie. L’amour est un oiseau rebelle … »Carmen«. Renata Tebaldi. Sofort erkannte er ihre Stimme. Er hatte sie der Callas immer vorgezogen und nie verstanden, was die Leute an der Stimme dieser exzentrischen Diva fasziniert hatte. Die Arie hatte etwas Beschwingtes, gepaart mit einem Schuss Frivolität. Er drehte den Lautstärkeknopf hoch und trommelte den Rhythmus der Musik mit den Fingern aufs Lenkrad.
    Gegen achtzehn Uhr war er in Le Cloître angekommen, wo Louis Bouvier ihn mit einem wunderbaren Rotwein begrüßt hatte. Die Stunden bis zu Ribanvilles Sendung verliefen in kurzweiliger Entspannung. Bouvier begutachtete Kahns neueste Kostbarkeiten, dann gab es ein leichtes, kaltes Abendessen und zwei weitere Flaschen Burgunder. Nach Ende der Rateshow hatte Yves sie auf Kahns Handy aus Paris angerufen und war ihnen damit zuvorgekommen. Ribanville befand sich gerade in der Maske und wollte wenig später zur Aftershowparty ins Ritz fahren.
    JFK drückte das Gaspedal seines Peugeot durch, und der Wagen schoss über die mit Pappeln gesäumte Landstraße. Die Klimaanlage lief auf vollen Touren. Noch immer hatte sich die Luft nicht abgekühlt. Es war eine schwüle Sommernacht, eine Nacht wie in den Tropen. Vor vielen Jahren hatte er Louis Bouvier einmal besucht, als dieser das Konsulat in Bangladesch leitete. Wie lange war das her? War es in jenem Sommer gewesen, als seine Frau in die Nervenheilanstalt eingewiesen wurde? JFK wusste es nicht mehr. Das war das Lästige, wenn man älter wurde. Man vergaß
Namen und Orte, die genauen Zeiträume der Begebenheiten, die im Leben eine Rolle gespielt hatten. Er nahm sich vor, Louis bei nächster Gelegenheit nach dem genauen Datum seines damaligen Besuchs zu fragen.
    Insekten und Nachtfalter schlugen gegen die Frontscheibe. Im Licht der Scheinwerfer rannte ein Tier über die Straße. Eine Katze? Ein junger Dachs? Der Wagen raste vorbei, und das Tier hatte Glück.
    Zu Hause angelangt, parkte er den Wagen vor dem Garagentor. Im Erdgeschoss des Hauses brannte Licht. Kahn hatte es angelassen, als er zu Louis Bouvier fuhr. Nichts hasste er mehr, als in der Nacht in ein dunkles Haus zurückzukehren. Sein Gang war müde

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