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Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a

Titel: Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Grote
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Karriere gemacht, die er gemacht hat.«
    LaBréa beugte sich über sein Notizbuch und notierte sich etwas. Er ließ sich Zeit, um die nächste Frage zu stellen. Dabei bemerkte er, dass Candice Ribanville nervös auf ihrem Stuhl hin und her rutschte. Er würde sie ein wenig schmoren lassen und sie dann mit der nächsten Frage überraschen.
    »Und Ihre Ehe, Madame? War sie glücklich? Gab es Probleme?«
    Als fiele ein unsichtbarer Vorhang, veränderte sich plötzlich der Gesichtsausdruck der Witwe. Ihre Züge wirkten verschlossen, hermetisch abgeriegelt. Ihre Augen blickten misstrauisch, als wäre höchste Vorsicht geboten. Um Zeit zu gewinnen, stellte sie eine Gegenfrage.
    »Wie meinen Sie das, Commissaire?«
    LaBréa lächelte. Ihre Reaktion war ihm nur allzu vertraut. Er hatte einen wunden Punkt getroffen, das wusste er.

    »Ich meine es so, wie ich es sage. War Ihre Ehe glücklich? Diese Frage ist doch ganz einfach zu beantworten, Madame.«
    Candice lachte kurz auf, es klang gezwungen.
    »Vielleicht nicht ganz so einfach, wie Sie glauben, Monsieur. Unsere Ehe war sicher wie viele andere Ehen auch. Es gab Höhen und Tiefen, gute und schlechte Zeiten. Wir sind seit vierzehn Jahren verheiratet, ich glaube, das sagt alles.«
    Sie weicht aus, dachte LaBréa. Sie drückt sich um eine klare Antwort. Warum? Um den Schein zu wahren? Hat er sie betrogen? Hatte er eine Geliebte? Candice spürte LaBréas forschenden Blick und fügte schnell hinzu: »Wir haben uns geliebt, aber in den letzten Jahren ein wenig auseinandergelebt.«
    »Hatte er eine Geliebte?«
    »Das nehme ich an«, erwiderte Candice, und LaBréa sah plötzlich eine leichte Röte in ihrem Gesicht. »Aber ich habe ihn weder gefragt, noch mich weiter dafür interessiert.« Ihre Stimme wurde eine Spur schärfer. »Männer sind nun einmal so. Sie gehen fremd, tauschen ihre langjährige Partnerin und Mutter ihrer Kinder gegen eine Jüngere aus. Wir Frauen müssen damit leben. Das Entscheidende ist doch, dass ein Ehemann und Vater die Familie nicht Hals über Kopf verlässt, nur weil irgendjemand aufreizend mit dem Hinterteil wackelt.«
    »Also gab es keine Trennungs- oder Scheidungspläne?«
    »Um Gottes willen! Yves hätte sich nie scheiden lassen, er war gläubiger Katholik, und das Sakrament der Ehe war für ihn heilig. Außerdem - unsere Ehe war ja nicht schlecht, und einen Grund zur Scheidung gab es nicht.«

     
    Wenig später schickte LaBréa die Witwe nach Hause. Candice Ribanville schied als Täterin aus. Sie hatte den Salon d’Été nach Beginn des Festes zu keinem Zeitpunkt verlassen und somit ein wasserdichtes Alibi. Konnte es möglich sein, dass sie jemanden mit dem Mord beauftragt hatte? Den Clochard? Als LaBréa erwähnte, dass er vor dem Ritz gesehen worden war, hatte sie kurz irritiert gewirkt.
    Oder hatte sie einen Profikiller engagiert, der den Job eiskalt, routiniert und diskret auf der Herrentoilette des Ritz erledigt hatte? Doch wo läge das Motiv für einen Auftragsmord? Zu viele Fragen, auf die LaBréa noch keine Antworten wusste.
    Über Handy bat LaBréa Jean-Marc, den Fernsehdirektor in den Salon Cambon zu führen, den Madame Ribanville soeben verlassen hatte. Das Gespräch war kurz. Es führte die Ermittlungen nicht weiter. Ribanville galt als Darling von TF1, als Erfolgsgarant und Quotenkönig, den man in den vergangenen Jahren mit sicherem Instinkt aufgebaut hatte. Auf der gemeinsamen Fahrt vom Sender zum Ritz war dem Fernsehdirektor nichts aufgefallen. Ribanville hatte sich sehr zufrieden mit der Sendung gezeigt. Einen Stimmungsumschwung oder ein nervöses Verhalten konnte der Fernsehdirektor nicht feststellen. Dies alles ließ darauf schließen, dass der Showmaster an diesem Abend weder bedroht worden war noch im Entferntesten damit rechnete, in tödlicher Gefahr zu schweben.
    »Hat er während der Fahrt ins Hotel mit irgendjemandem telefoniert? Oder einen Anruf bekommen?«, fragte LaBréa.
    »Nein, Commissaire. Nichts davon.«

    »Ich brauche gleich morgen früh eine Liste seiner Mitarbeiter«, bat LaBréa den Fernsehdirektor abschließend. »Die Namen aller, die innerhalb und außerhalb des Senders an der Show mitgearbeitet haben. Außerdem hätte ich gern einen Mitschnitt der heutigen Jubiläumssendung.«
    Der Fernsehdirektor sagte dies zu und verabschiedete sich.
    »Ich hoffe, Sie finden den Mörder bald«, meinte er und blickte LaBréa mit besorgter Miene an. »Die Presse wird sich darauf stürzen, Commissaire. Für seine Familie

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