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Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a

Titel: Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Grote
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Stadtreinigung darauf, dass Denkmäler und Standbilder, ebenso wie die Fassaden des Louvre und anderer Sehenswürdigkeiten, möglichst schnell von jeglichen Graffiti gereinigt wurden.
    Die Wohnung des Schauspielers und der Agentin lag an der Ecke Rue de Béarn, gleich neben einem Blumengeschäft. LaBréa hatte den Namen von Chantal Coquillon am Morgen ebenfalls gegoogelt und sich mit ihrem beruflichen Werdegang vertraut gemacht. Geboren und aufgewachsen war sie in Nantes. Auch Yves Ribanville hatte in dieser Stadt das Licht der Welt erblickt. Chantal Coquillon war zwanzig Jahre älter als der Moderator. Unwahrscheinlich, dass die beiden sich von früher kannten, eine gemeinsame Jugend verbracht hatten. Bei Wikipedia war ein Foto
der Agentin gespeichert, auf dem sie unglaublich jung aussah. Eine attraktive, dunkelhaarige Frau mit Modelfigur. Sicher keine Aufnahme aus jüngster Zeit.
    Gegen zehn Uhr hatte er bei ihr angerufen und sein Kommen angekündigt. Sie hatte ihm den vierstelligen Türcode genannt, den LaBréa jetzt ins Tableau neben der Haustür eingab. Er durchquerte eine dunkel getäfelte Eingangshalle und stieg die Treppe hoch. Die Wandmalereien im Treppenhaus mit ihren verblassten Farben verströmten den Atem der Geschichte, der diesem Gebäude seine spezielle Note gab. Ein leichter Geruch von Feuchtigkeit lag in der Luft. Das konnte am alten Gemäuer liegen. Die Häuser rund um die Place des Vosges, zu Beginn des siebzehnten Jahrhunderts auf Anordnung von Heinrich IV errichtet, standen immer noch auf ihren jahrhundertealten ursprünglichen Fundamenten. Alle Gebäude waren einheitlich dreigeschossig angelegt und dienten seinerzeit Adel und Klerus als Stadtpalais. Später wohnten hier auch namhafte Schriftsteller und Künstler. In ihrer Symmetrie und mit den durchlaufenden Arkaden im Erdgeschoss war die Architektur dieses Platzes die erste dieser Art in Europa.
    Im zweiten Stock angekommen, klingelte LaBréa an der hohen Eichentür ohne Namensschild. Wenig später wurde geöffnet, und er stand einer äußerst fülligen Frau gegenüber. Mit dem Menschen auf dem Foto bei Wikipedia hatte sie kaum noch Ähnlichkeit. Chantal Coquillon bat LaBréa herein und führte ihn in einen Salon mit Empiremöbeln und Stuckaturen an der Decke. LaBréa bemerkte, dass ihr Gang in den flachen Ballerinas ein wenig schleppend wirkte. Der trübe Glanz ihrer Augen, die ihn nur kurz angesehen
hatten, sowie ihre verlangsamte Mimik ließen den Schluss zu, dass die Frau Drogen oder Medikamente nahm.
    Sie bot ihm an, auf einem der Sessel Platz zu nehmen. Auf einem Tischchen daneben standen eine Flasche Mineralwasser und ein Glas.
    »Bedienen Sie sich, Commissaire. Sie können aber auch gern einen Kaffee bekommen«, sagte Chantal Coquillon.
    »Nein danke, ich habe gerade in der Brûlerie einen Espresso getrunken.«
    »Wie Sie möchten.« Ihre Stimme war die einer starken Raucherin. Und als gälte es, das zu bestätigen, fischte sie aus einem Päckchen Pall Mall eine filterlose Zigarette.
    »Es stört Sie hoffentlich nicht.« Ihr Feuerzeug schnappte auf, und ein erster Schwall Rauch stieg empor.
    Chantal Coquillon schien darauf vorbereitet zu sein, dass die Polizei sie befragen würde. Wenn sie tatsächlich Tabletten oder andere Drogen nahm, hatte sie sich jetzt gut im Griff. Auf LaBréas Fragen antwortete sie kurz und präzise. Ja, sie war zur Aftershowparty eingeladen worden und wollte ursprünglich auch zusammen mit ihrem Mann ins Ritz fahren. Am Abend hatte sie jedoch heftige Kopfschmerzen verspürt und sich unwohl gefühlt. Die große Hitze dieses Sommers machte ihr stark zu schaffen. Sie hatte sich kurz vor halb zehn zu Bett gelegt. Da sie jedoch nicht einschlafen konnte, war sie wieder aufgestanden und hatte in ihrem Arbeitszimmer an ihrer Autobiografie geschrieben.
    »Obwohl Sie unter starken Kopfschmerzen litten?« LaBréa blickte sie skeptisch an. Ein müdes Lächeln erschien auf ihren welken Lippen.

    »Ich leide schon sehr lange unter starken Kopfschmerzen. Sie haben Jahre meines Berufslebens begleitet. Sie sind lästig und schmerzhaft, aber deswegen schreibe ich trotzdem an meinem Buch.«
    »Nehmen Sie keine Schmerzmittel?«
    »Doch, natürlich. Die üblichen Hämmer. Aber oft wirken sie nicht.«
    LaBréa blickte sie prüfend an. Es stand ihm nicht zu, Chantal Coquillon zu fragen, ob sie noch andere Mittel nahm. Beruhigungstabletten, Barbiturate … Doch er hätte darauf gewettet. Vielleicht war sie Alkoholikerin? Als sie sich

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