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Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a

Titel: Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Grote
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dass er dem Mädchen etwas angetan hatte. Die Polizei auch. Nur beweisen konnte man es nicht.«
    LaBréa runzelte die Stirn. Die Geschichte, die Chantal Coquillon ihm da erzählte, warf einige Fragen auf.
    »Der Name Yves Ribanville taucht aber nirgendwo im ganzen Land im Zusammenhang mit einer polizeilichen Ermittlung auf. Ich habe das bereits überprüft.«
    Chantal Coquillon lachte kurz auf. LaBréa sah ihre gelben Raucherzähne.
    »Kein Wunder, dass Sie nichts über ihn gefunden haben. Damals hieß er ja auch noch nicht Yves Ribanville!«
    LaBréa starrte sie verblüfft an und beugte sich vor.
    »Sondern?«, fragte er.
    »Robert Cazeneuve. Kurz nach dieser Sache mit dem Mädchen verschwand er aus Nantes. Als ich ihn Jahre später
wieder hier in Paris traf, nannte er sich Yves Ribanville und machte gerade Karriere beim Fernsehen.«
    Chantal Coquillon zündete sich eine weitere Zigarette an und lehnte sich im Sessel zurück. Lag so etwas wie ein stiller Triumph in ihrem Blick? Schwer zu sagen, denn ihre Augen schienen noch immer ausdruckslos.
    »Weiß Ihr Mann von dieser Geschichte?«
    »Nein.« Der Rauch entwich ihrem Mund. »Ich glaube nicht, dass Yves das jemals irgendwo herumposaunt hat.«
    »Warum haben Sie es ihm nie erzählt?«
    »Mein Mann und er sind sehr lange und sehr gut befreundet. Und Freundschaften soll man nicht zerstören, Commissaire.«
    »Hat Ribanville denn gewusst, dass Sie seine Vergangenheit kannten?«
    »Nein. Ich habe ihn nie darauf angesprochen. Schließlich hatte man ihm damals in Nantes nichts nachweisen können.«
    »Dass er einen anderen Namen angenommen hatte, hat sie nicht stutzig gemacht?«
    »Doch, natürlich! Aber ich habe es mir damit erklärt, dass er nach dieser Sache mit dem verschwundenen Mädchen neu anfangen wollte.«
    LaBréa blickte sie forschend an. Warum will jemand mit einem neuen Namen neu anfangen, wenn er unschuldig ist und nichts zu verbergen hat?, dachte er. Doch er behielt diesen Gedanken für sich.
    »Noch eine letzte Frage, Madame. Yves Ribanville war blasenkrank. Wussten Sie das?«
    Die Frau sah ihn entgeistert an.

    »Das ist jetzt nicht Ihr Ernst, oder, Commissaire?« Verständnislos schüttelte sie den Kopf. »Aber um Ihnen eine klare Antwort zu geben: Über Ribanvilles Krankheiten bin ich nicht im Geringsten informiert. Und sie interessieren mich nicht so viel!« Sie schnippte mit dem Finger. LaBréa wusste nicht, ob er ihr glauben sollte. Aber es gab keinen Beweis für das Gegenteil.
    Als er das noble Appartement verließ, begegnete er Chantals Mann, dem Schauspieler, der soeben die Wohnungstür aufschloss. Eric Lecadre war im Tennisdress; sein blonder Lockenschopf und das klassische Profil gaben ihm das Aussehen eines altgriechischen Olympioniken.
    »Commissaire!«, begrüßte er LaBréa und zeigte seine ebenmäßigen, weißen Zähne. »Puh! Viel zu heiß für jede Art von sportlicher Betätigung.«
    Er gab seiner Frau die üblichen Küsschen auf die Wangen.
    »Hallo, Chérie. Was machen deine Kopfschmerzen?«
    »Sind besser, Eric«, erwiderte seine Frau, ohne ihn anzublicken. »Wiedersehen, Commissaire.«
    »Wiedersehen, Madame. Und danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben.«
    Als LaBréa die Treppen hinunterging, wunderte er sich. Manche Menschen passten so gar nicht zusammen. Eric Lecadre und Chantal Coquillon waren ein so ungleiches Paar, dass zwangsläufig die Frage auftauchte, was diese beiden Menschen miteinander verband.
    Wenn Chantal Coquillons Erzählung stimmte, kannte sie ein Geheimnis aus Ribanvilles Vergangenheit, das er mit Sicherheit sorgfältig gehütet hatte. Nach dem mysteriösen
Verschwinden eines jungen Mädchens hatte er sich abgesetzt und sich einen neuen Namen zugelegt. LaBréa musste sich nicht lange fragen, wie so etwas möglich war. Die Antwort lag auf der Hand. Jemand musste ihm dazu verholfen haben. Jemand mit Einfluss. Jemand, der ihn bereits als Jugendlichen gekannt hatte.
    Hatte Chantal Coquillon den Moderator mit ihrem Wissen um seine Vergangenheit erpresst? Lag hier das Motiv für den Mord an ihm? Die Frau des Schauspielers konnte für die Mordnacht kein Alibi vorweisen. Möglicherweise wusste sie von seiner Blasenentzündung. Und ein verrosteter Hammer als Mordwaffe war schnell aufzutreiben.
    Er verließ das Haus und rief Claudine an. Er gab ihr den Namen »Robert Cazeneuve« durch, damit sie bei der Polizei in Nantes Auskünfte über den damaligen Fall des verschwundenen Mädchens, in den Yves Ribanville angeblich

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