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Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a

Titel: Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Grote
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vor wenigen Minuten ein Glas Mineralwasser einschenkte, hatte ihre Hand stark gezittert.
    LaBréa räusperte sich und setzte seine Befragung fort.
    »Sie waren also den ganzen gestrigen Abend hier in Ihrer Wohnung und haben das Haus nicht mehr verlassen?«
    »Nein, natürlich nicht!«
    »Kann das jemand bezeugen, Madame?«
    Halb erstaunt, halb ironisch musterte sie ihn.
    »Wer soll das denn bezeugen können, Commissaire? Mein Mann war auf der Party. Und wenn ich am Abend noch Besuch empfangen hätte oder ausgegangen wäre, hätte ich Ihnen das gesagt.«
    »Das ist die übliche Routinefrage«, erwiderte LaBréa mit ruhiger Stimme. »Sie waren der einzige geladene Gast, der in letzter Minute nicht zur Party kam.«
    »Reden wir nicht um den heißen Brei herum, Commissaire. Sie suchen einen Mörder. Es geht Ihnen um mein Alibi. Nun, ich kann keines aus dem Hut zaubern.«

    LaBréa wechselte das Thema.
    »Wissen Sie, ob es in der Ehe von Ribanville Schwierigkeiten gab?«
    »Welcher Art?« Ihre Stimme klang vorsichtig, als wäre sie vor irgendetwas auf der Hut.
    »Hatte er eine Geliebte?«
    Chantal brach in ein kehliges Lachen aus.
    »Woher soll ich das wissen, Commissaire? Solche Dinge interessieren mich nicht.«
    LaBréas Handy klingelte. Das Display zeigte Francks Nummer.
    »Entschuldigen Sie«, sagte er zu Chantal Coquillon und nahm das Gespräch an. Franck teilte ihm mit, dass die Freundin von Michel Delpierre dessen Alibi bestätigt hatte. Jetzt wartete Franck in einem Café in der Nähe der Wohnung von Yves Ribanville, wo LaBréa ihn treffen wollte.
    »Ich komme in ungefähr einer halben Stunde«, sagte LaBréa und steckte sein Handy wieder ein. Er entschied sich, vorerst keine weiteren Fragen zu Ribanvilles Ehe zu stellen. Es gab andere Wege, mehr darüber in Erfahrung zu bringen. Er warf einen Blick auf die Aufzeichnungen in seinem Notizbuch.
    »Sie sind also gestern Abend früh schlafen gegangen. Daraus schließe ich, dass Sie sich die Jubiläumssendung von Monsieur Ribanville nicht angesehen haben. Warum nicht?«
    Chantal Coquillon zündete sich eine neue Zigarette an.
    »Ich interessiere mich nicht für Quizsendungen und Rateshows.«
    »Auch nicht, wenn der Moderator ein guter Freund ist?«

    Sie zog ihre Mundwinkel ein wenig verächtlich nach unten und sagte leise: »Yves Ribanville ist kein guter Freund von mir. Er gehört zum Freundeskreis meines Mannes.«
    »Dann kannten Sie ihn nur flüchtig?«
    »Das trifft es nicht ganz, Commissaire. Ich bin ihm ja sehr oft bei offiziellen Anlässen und gesellschaftlichen Ereignissen begegnet. Wir kannten uns natürlich.« Es klang so, als wäre diese Bekanntschaft ein notwendiges Übel für sie gewesen.
    »Mochten Sie ihn, Madame? War er Ihnen sympathisch?«
    Chantal Copquillon zog an ihrer Zigarette und überlegte offenbar, was sie antworten sollte. Trotz des perfekten Makeups wirkte ihr Gesicht müde und angestrengt. Ihre Augen blickten starr.
    Tote Augen, dachte LaBréa spontan. Erloschen in einem Meer von Einsamkeit. Ein Spiegel ihrer Seele.
    »Er war mir nicht unsympathisch. Trotzdem habe ich ihn nicht besonders gemocht. Er war ein Parvenü.«
    LaBréa lachte und schüttelte verständnislos den Kopf.
    »Eine merkwürdige Begründung, jemanden nicht zu mögen, Madame. Monsieur Ribanville hat eine steile Karriere hingelegt, viele haben ihn dafür bewundert.«
    »Ich aber nicht. Ich weiß, wo er herkommt.« Mit einer langsamen Bewegung, wie in Trance, drückte sie ihre Zigarette im Aschenbecher aus.
    »Ach ja?«, erwiderte LaBréa und ließ sich nicht anmerken, dass er auf Alarmbereitschaft geschaltet hatte. »Was meinen Sie denn damit? Kannten Sie ihn, bevor er nach Paris kam?«
    Chantal trank erneut einen Schluck Wasser.

    »Nicht persönlich. Aber ich habe einiges über ihn gehört. Genau wie er stamme ich aus Nantes. Als Siebzehnjähriger war Ribanville mit der Tochter meiner besten Schulfreundin liiert. Dieses Mädchen hieß Sandrine. Sie war damals fünfzehn Jahre alt und verschwand eines Tages spurlos. Sie wurde nie gefunden, und die Polizei hat nach ein paar Jahren die Akte geschlossen. Yves Ribanville war der letzte Mensch, mit dem sie gesehen worden war. Dadurch stand er lange im Verdacht, dass er etwas mit ihrem Verschwinden zu tun hatte. Aber man konnte ihm nie etwas nachweisen.«
    »Hatte er ein Alibi?«
    »Ja. Er arbeitete an dem Abend, als das Mädchen verschwand, als Barkeeper in einem Hotel. Ein Gast konnte das bezeugen. Dennoch glaubten damals alle,

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