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Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a

Titel: Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Grote
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hatte. »Die Köchin will heute für unsere Jungs, die nicht verreisen konnten, als Nachtisch eine Obstkaltschale machen.«
    Der Paradiesvogel verließ den Laden. Noch hatte er nicht die geringste Ahnung, wie er seinem Chef die stümperhafte Panne, die ihm hier unterlaufen war, beibringen sollte. Mit einem unguten Gefühl fuhr er zurück zum Quai des Orfèvres.

14. KAPITEL
    E s war elf Uhr vormittags. In den letzten Stunden hatte LaBréa eine Menge Routinearbeit erledigt. Ein Telefonat mit Ermittlungsrichter Couperin, der vom Tod des Moderators in den Morgennachrichten gehört hatte und sich erst dann in die Ermittlungen einschalten wollte, wenn LaBréa einen Tatverdächtigen präsentieren konnte. Ein Besuch im Büro von Direktor Thibon, der seine schriftliche Zeugenaussage schon bereithielt. Um vierzehn Uhr sollte eine Pressekonferenz stattfinden. Der Mord am Moderator war das Thema des Tages. Dementsprechend groß würde der Andrang von Journalisten, Reportern und Kamerateams sein. Zum Glück legte der Schöngeist keinen Wert auf LaBréas Anwesenheit - Thibon stand bei solchen Anlässen gern selbst im Mittelpunkt. LaBréa kam es sehr gelegen, seine Zeit nicht mit den unbequemen und provozierenden Fragen der Presseleute zu vergeuden.
    Er saß an seinem Schreibtisch und las den Autopsiebericht über den toten Jungen, den Brigitte Foucart ihm vor wenigen Minuten samt Fotos auf seinen Rechner geschickt hatte. Brigitte hatte ihn vorher angerufen und gesagt, dass sie in den Nieren und der Leber des Kindes tatsächlich ältere Spuren von Valium nachweisen konnte. Das ließ eindeutig darauf schließen, dass der Junge über einen längeren Zeitraum regelmäßig ruhiggestellt worden war. Sicher um
ihn gefügig zu machen und jeglichen Widerstand gegen das zu brechen, was ihm offenkundig angetan worden war. Die Fotos des Opfers lagen ausgebreitet vor LaBréa auf dem Schreibtisch. Die ersten Aufnahmen am Brückenpfeiler, von einem der Feuerwehrtaucher aufgenommen. Die nächsten Bilder zeigten den mit Schlick und Unrat bedeckten Leichnam an Deck des Polizeibootes. Die gefesselten Hände. Der magere Körper mit den schmalen, fast mädchenhaften Gliedmaßen. Die geschminkten Augen, die das Mädchenhafte noch unterstrichen. Die Treibverletzungen. Der nackte Leichnam auf dem Sektionstisch, gewaschen und kurz bevor die Gerichtsmedizinerin den ersten Schnitt gemacht hatte. Eine Großaufnahme des Gesäßes, der Anusregion. LaBréa betrachtete die Risse und Hautläsionen in diesem Bereich, und ihm wurde fast übel. Wie lange hatte das Martyrium dieses Jungen gedauert? Wer waren die Täter, die ihn gequält, vergewaltigt, in Todesangst versetzt und schließlich im Meerwasser ertränkt hatten? Männer, die sich skrupellos am zarten Körper eines Kindes vergingen. Männer, wie es sie zu Tausenden allein in diesem Land gab. Sie trieben ihr Unwesen im Schattenreich des Bösen. Für das Ausleben perverser Fantasien war dieser Junge geopfert worden. Für den ganz besonderen Kick. Erneut stiegen Wut und Abscheu in LaBréa hoch.
    Aufmerksam las er jetzt den Bericht. Er fand nichts Neues darin. Nichts, was er übersehen hatte, keinen Ansatz zu einer konkreten Spur. LaBréa seufzte und legte den Bericht beiseite. Mit Direktor Thibon hatte er am Morgen besprochen, ein Foto des toten Jungen an Presse und Fernsehen auszuhändigen. Wer kannte dieses Kind? LaBréa erhoffte
sich eine Reaktion seitens der Bevölkerung, die die Ermittlungen vorantreiben konnte.
    Jean-Marc wollte nach seiner Rückkehr aus dem Dreizehnten Arrondissement mit einem Computerspezialisten der Abteilung vier im Internet recherchieren. Es gab neue Computerprogramme bei der Polizei, mit denen man die verschlungenen Wege zu getarnten Pädophilen-Webseiten aufdecken und zurückverfolgen konnte. LaBréa wusste, dass die Chance, im Internet ein Bild des Jungen zu entdecken, sehr gering war. Es gab Tausende von entsprechenden Dateien und keine Garantie, dass der oder die Mörder des Jungen sich überhaupt im Netz tummelten.
    Fracasse und Schumann aus der Abteilung zwei waren zum Sender TF1 gefahren, um das Team zu befragen, das am gestrigen Abend mit Moderator Ribanville zusammengearbeitet hatte. Vor zehn Minuten hatte Fracasse sich telefonisch gemeldet. Niemand von den Leuten schien verdächtig. Nach der Sendung waren einige von ihnen noch in einem nahe gelegenen Restaurant zum Essen gewesen. Die anderen, darunter die Aufnahmeleiterin, ein Kameramann und die Bildmischerin, waren nach

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