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Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a

Titel: Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Grote
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wenige Hundert Meter entfernt steil zur Küste abfielen. Nichts konnte die immerwährende Stille, die sie umgab, durchbrechen. Seit ihrer Geburt hatte Lisa nicht hören können. Deshalb vernahm sie auch nicht, wie von fern eine scharfe Stimme die Hunde zurückrief. Sie sah nur im Rückspiegel, wie die Rüden abrupt stehen blieben, sich umwandten und plötzlich verschwunden waren.
    Die Dunkelheit flirrte wie eine Lüge.

21. KAPITEL
    D as Taxi hielt vor dem Eingang Quai des Orfèvres Nummer sechsunddreißig. LaBréa bezahlte den Fahrer, sprang aus dem Wagen und eilte ins Gebäude.
    Unterwegs hatte ihn ein weiterer Anruf erreicht. Er kam von Brigadier Valdez. Nach landesweiter Ausstrahlung eines Fotos von dem toten Jungen aus der Seine in den Abendnachrichten der TV-Hauptprogramme hatten sich einige Zuschauer bei der Polizei gemeldet.
    »Irgendwas Brauchbares darunter, Valdez?«, hatte LaBréa sich erkundigt.
    »Kann ich noch nicht sagen, Chef. Ein Mann wollte beobachtet haben, wie der Junge vom Pont Mirabeau in die Seine geworfen wurde. Eine Frau meinte, das Kind sähe aus wie ein Junge aus der Nachbarschaft. Und so weiter. Ein paar Kollegen und ich überprüfen die Angaben.«
    »Anonyme Anrufe?«
    »Auch. Ein Typ mit ausländischem Akzent behauptete, er selbst sei der Mörder und würde sich noch weitere Opfer suchen. Der Anruf kam von einem Prepaidhandy.«
    »Vergessen Sie’s, Valdez. Das war nicht der Mörder, sondern einer der üblichen Trittbrettfahrer. Kinderschänder melden sich nicht bei der Polizei. Rufen Sie mich an, wenn sich irgendwas Konkretes aus den Anrufen ergibt.«
    »Mach ich, Chef.«

    Im Treppenhaus kam LaBréa der Paradiesvogel entgegen.
    »Chef, ich hab was. Es geht um Kaplan Coulon.«
    »Ich höre, Jean-Marc.«
    »Wissen Sie, wo Coulon vor seiner Tätigkeit als Heimleiter der Maison de Dieu gewesen ist? Vor fünfzehn Jahren war er Pfarrer in der Kirchengemeinde St. Philippe du Roule.«
    LaBréa blickte den Paradiesvogel überrascht an.
    »Was für ein merkwürdiger Zufall. Dann haben er und Ribanville sich doch sicher gekannt. Pater Matthieu hat gesagt, Ribanville sei schon vor seiner Zeit Mitglied der dortigen Gemeinde gewesen. Wir fahren morgen früh in die Maison de Dieu und unterhalten uns mal mit dem Kaplan.«
     
    Nick Sabatier hatte noch immer Durst. Die junge Polizistin reichte ihm eine neue Flasche Mineralwasser, und Nick schenkte sich ein.
    Seit gut einer Stunde saß er nun hier in diesem stickigen Raum. Die Polizistin und ihr Kollege hatten ihm gegenüber Platz genommen und ließen ihn nicht aus den Augen.
    Es war Pech, nichts als Pech. Sein Versteck am Kanal war so schön gewesen! Er hatte sich sicher gefühlt, ungestört, und war bald nach seiner Ankunft dort in einen tiefen Schlaf gefallen. Allerlei Träume hatten ihn heimgesucht. Er rannte durch dunkle Straßen auf der Flucht vor dem Blut, das hinter ihm herschwappte. Wenn er stehen blieb, würde er darin ertrinken. Immer weiter hastete er, und die Häuserschluchten füllten sich mit dunkler Flüssigkeit … Einige Male war er schweißgebadet aufgewacht, doch bald wieder eingeschlafen. Die Träume setzten dort wieder ein, wo sie
vor dem Aufwachen geendet hatten. Wie ein Fortsetzungsroman, der stets mit einer neuen Folge aufwartete.
    Als er laute Stimmen hörte und mehrere Personen in seine Unterkunft eindrangen, hielt er dies zunächst für eine weitere Variante seiner wirren Träume. Doch die beiden Bullen, die sich plötzlich vor ihm aufbauten, kamen aus der realen Welt. Die Dämmerung war bereits angebrochen, und Nick konnte die Gesichter der Bullen nicht erkennen. Doch er sah ihre Uniformen und die Pistole, die einer von ihnen auf ihn gerichtet hatte.
    »Los, aufstehen, na mach schon«, hatte der andere gesagt. Er war größer und dicker als der mit der Pistole. Seine Stimme klang irgendwie gemütlich, doch da konnte man sich täuschen.
    Sie zogen ihn hoch. Schlaftrunken fragte er sie, was sie wollten.
    »Du weißt doch genau, was wir wollen«, sagte der mit der gemütlichen Stimme und legte ihm Handschellen an. »Das Spiel ist aus, du Ratte. Jemand hat dich hier reingehen sehen und dich erkannt.«
    »Erkannt?«, fragte Nick, immer noch benommen.
    »Dein Fahndungsfoto hängt überall aus. Los, beweg dich.«
    Sie hatten ihn aufs nahe gelegene Kommissariat geschleppt und von dort aus einige Telefonate geführt. In einem Wagen war er mitten in der Nacht von zwei Leuten abgeholt und durch die halbe Stadt kutschiert worden. Nun

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