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Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a

Titel: Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Grote
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schaltete sich ein.
    »Und, hat er wenigstens noch einen Nachtisch und einen Kaffee bestellt?«, erkundigte sie sich schmunzelnd.
    »Von wegen! Nicht mal Trinkgeld hat er dagelassen. So ein Geizkragen. Pierre-Michel hat mal gesagt, seine Frau
hätte ihn deshalb verlassen.« Pierre-Michel war einer von Jennys Klassenkameraden.
    »Woher will Pierre-Michel das denn wissen?«
    Jenny zuckte mit den Schultern.
    »Keine Ahnung. Jedenfalls hat er’s gewusst.«
    Die Wirtin räumte den Tisch ab und fragte nach den Wünschen für einen Nachtisch. Jenny zögerte nicht.
    »Für mich Tarte aux Pommes.«
    »Für mich auch«, sagte LaBréa. Céline entschied sich für ein Sorbet.
    »Was gab’s sonst noch Interessantes in der Brûlerie?«, fragte Céline.
    »Eigentlich nichts. Außer, dass der Kaffeegroßhändler im Krankenhaus liegt. Papa, was ist’ne Prostaoperation?«
    LaBréa druckste herum.
    »Na ja, wie soll ich das erklären … Erstens heißt es Prostata, nicht Prosta, und zweitens …«
    Céline legte LaBréa die Hand auf den Arm und sagte rasch: »Das ist bei Männern eine sehr intime Stelle, Jenny. Du kannst dir denken, was ich meine.«
    Jenny stutzte einen Moment, dann nickte sie heftig mit dem Kopf.
    »Ach so, ja, so was ist das.« Ihre Wangen waren plötzlich leicht gerötet und sie trank hastig einen Schluck Mineralwasser.
    LaBréa warf Céline einen Blick aus den Augenwinkeln zu und sagte kaum hörbar: »Danke, meine Liebe.« Er wandte sich wieder an Jenny.
    »Hat Madame Dalzon denn keinen anderen Kaffeegroßhändler?«

    »Doch. Aber der hat im Moment nur noch Brasil auf Lager, keine Arabica. Und das kaufen die Leute am meisten.« Es klang wie aus dem Mund einer Kennerin, und erneut musste LaBréa sich ein Grinsen verkneifen.
    Als die Teller mit dem Dessert auf dem Tisch standen, klingelte LaBréas Handy. Es war Franck.
    »Große Neuigkeiten, Chef. Wir haben den Clochard. Er sitzt seit einer halben Stunde hier im Präsidium. Ich hab als Erstes nachgeprüft, ob seine Fingerabdrücke mit denen vom Tatort übereinstimmen.«
    »Und?«
    »Tun sie. Sie waren am Türrahmen der Herrentoilette im Ritz.«
    »Warten Sie mit der Vernehmung, bis ich da bin. Ich brauche eine Viertelstunde.« LaBréa steckte sein Handy ein und biss hastig in seine Tarte aux Pommes.
    »Ich wusste es!«, sagte Jenny genervt und verdrehte die Augen. Sie wandte sich an Céline. »Jedes Mal, wenn wir zusammen essen gehen, kommt was dazwischen.«
    LaBréa schob seinen Stuhl zurück.
    »Sei froh, dass wir es diesmal wenigstens bis zum Dessert geschafft haben.« Er beugte sich zu seiner Tochter, die abwehrend die Hände vors Gesicht hielt.
    »Dein blöder Beruf. Ich bin echt sauer, Papa! Wir wollten doch nachher noch Monopoli spielen.«
    »Ein andermal, Chérie.« Er gab ihr zwei Luftküsschen, küsste dann Céline und verließ das Restaurant.
     
    Lisa Breton warf einen letzten Blick auf den Herd, um sich zu vergewissern, dass alle Gasflammen ausgestellt waren.
Ein Routinecheck, der ihr in Fleisch und Blut übergegangen war. Sie nahm ihre Tasche, löschte das Licht in der Küche und verließ Le Cloître durch den Dienstboteneingang. Den würde Monsieur nachher noch von innen verschließen. Mehrfach hatte Lisa Monsieur Bouvier gebeten, ihr einen Schlüssel für diesen Eingang zu überlassen, damit sie absperren konnte, wenn sie ging, und er sich nicht die Mühe machen musste. Doch der Hausherr hatte abgewiegelt und gemeint, er überzeuge sich lieber selbst, ob alle Türen zum Haus nachts verschlossen waren.
    Die Sichel des Mondes, der am südlichen Himmel stand, warf einen schmalen Lichtstreifen auf den Kiesweg vor dem Eingang, wo der grasgrüne Clio parkte. Schwerfällig schob Lisa sich hinters Steuer und legte die Tasche auf den Beifahrersitz. In Gedanken weilte sie schon zu Hause. Ob Jean-Pierre noch vor dem Fernseher hockte? Donnerstags gab es auf fast allen Kanälen spannende Krimis, und Jean-Pierre war ein Fan solcher Filme. Obgleich er immer zeitig aus den Federn musste, ging Lisas Mann spät zu Bett. Er brauchte wenig Schlaf. Genau wie sie selbst auch. Der Wecker klingelte sommers wie winters um halb sechs. Dies würde auch morgen, am Feiertag Mariä Himmelfahrt, nicht anders sein. Lisa wollte sogar noch eine halbe Stunde früher aufstehen und für die Gäste in Le Cloître ein Blech frische Brioches backen. Monsieur Ribanville hatte ihr einmal gesagt, ihre Brioches wären die besten und lockersten, die er je im Leben gegessen hätte. Auf dieses

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