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Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a

Titel: Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Grote
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Angewohnheiten, hinter ihm herzutelefonieren. Heute tat sie es zum ersten Mal. Sie tippte seine Handynummer ein und lauschte dem Klingelzeichen. Nach wenigen Sekunden meldete sich Eric.
    »Hallo, Chérie?«, sagte er erstaunt. »Das ist ja eine Überraschung!«
    Chantal griff zu einer schnellen Notlüge.

    »Ja, ich rufe dich an, weil es vielleicht wichtig ist. Die Polizei hat sich nochmal gemeldet und gefragt, wo du bist. Sie müssen dich dringend sprechen, konnten dich aber nicht erreichen. Dein Handy war abgeschaltet.«
    »Nur zeitweise.« Am anderen Ende der Leitung hörte Chantal gedämpfte Stimmen und das Klappern von Geschirr. »Ich bin mit ein paar Freunden an der Küste. Wir essen gerade. Léon ist auch hier. Er hat einen Riesendeal mit Sony Entertainment vor. Die übernehmen den Filmbestand mehrerer Verleihfirmen, bei denen er Teilhaber ist. Meine Filme sind auch dabei. Weltweite DVD-Vermarktung. Léon beteiligt mich mit fünf Prozent.«
    »Fantastisch, Eric! Dann will ich dich nicht weiter stören.«
    »Ich melde mich bei der Polizei, sobald ich Montag zurück bin. Ich weiß gar nicht, was die noch wollen. Ich habe ein astreines Alibi.«
    Ja, für den Mord an Ribanville, dachte Chantal, als das Gespräch beendet war. Und für alles andere?
    Ihr Mann tafelte irgendwo an der Küste mit Leuten, die ihm beruflich nützlich waren … Chantal ahnte bereits, wo das sein konnte. Und sie ahnte auch, dass ihr Mann sie wieder einmal belogen hatte. Warum beteiligte ein knallharter Geschäftsmann wie Léon Soulier plötzlich einen Schauspieler an der Vermarktung älterer Filme?
    Eine schreckliche Vorahnung stieg in ihr auf. Sie weigerte sich, sie vollends zuzulassen. Wie wenn man einen Deckel auf einen dampfenden Topf stülpt und fest zudrückt, verschloss Chantal in sich die Angst, die plötzlich ihr Herz umklammerte.

     
    »Heute war unser Mathelehrer in der Brûlerie«, sagte Jenny mit vollem Mund. »Der hat vielleicht geguckt, als er Alissa und mich in action sah.« Es klang wie »Äktschen«.
    LaBréa verkniff sich ein Lächeln und wechselte einen schnellen Blick mit Céline.
    »Hat er irgendwas gesagt?«, fragte Céline.
    Jenny schob sich einen Bissen Hühnerbrust in den Mund.
    »Er hofft, dass wir uns nicht verrechnen, wenn wir abkassieren, hat er gemeint. Damit abends die Kasse stimmt. So ein Blödmann! Dabei weiß er doch genau, dass Alissa in Mathe die Beste ist. Und ich bin auch nicht gerade’ne Null.«
    Jenny schob ihren Teller ein Stück beiseite.
    »Ich kann nicht mehr, Papa. Willst du es haben?«
    LaBréa langte mit seiner Gabel auf Jennys Teller und holte sich den Rest Hühnerbrust. Die Pommes frites hatte Jenny alle verputzt, ebenso wie den Salat, der als Vorspeise gekommen war.
    »Ich bin pappsatt«, fuhr sie fort. »Aber für Nachtisch ist auf jeden Fall noch Platz.« Sie grinste spitzbübisch.
    Sie saßen in einem ihrer Stammlokale, dem Gamin de Paris . Hier erfüllte die Wirtin gern Jennys Sonderwünsche. Hühnerbrust mit Pommes frites stand nicht auf der Speisekarte. Dafür gab es Poulet au Citron . Das hatte Céline sich bestellt, während LaBréa nach langer Zeit einmal wieder Appetit auf ein Steak verspürte. A point gebraten, mit einem Klecks Kräuterbutter obenauf. Ein klassisches Gericht ohne besondere Raffinesse, das hauptsächlich durch die Qualität des Fleisches und die richtige Garzeit bestach.

    »Wisst ihr, was unser Mathelehrer zu essen bestellt hat?«, fuhr Jenny in ihrer Erzählung fort. »Den kleinsten Salat, den wir haben, aber mit ganz viel Baguette.«
    »Vielleicht hatte er nicht so viel Hunger?«, meinte LaBréa und spießte den letzten Bissen von Jennys Huhn auf.
    »Ach Quatsch! Das hat er nur genommen, weil er so geizig ist.«
    »Wieso geizig?«
    »Weil der Salat nur sechs Euro kostet und das Brot natürlich umsonst ist. Und wenn einer zwei Körbe Brot bestellt, hat er Hunger, will aber nicht mehr für ein richtiges Essen hinblättern.«
    »Sehr schlau kombiniert, Jenny!« LaBréa lachte.
    »Du brauchst dich gar nicht über mich lustig zu machen.«
    »Tu ich doch gar nicht.«
    »Der ist sogar zu geizig, in Urlaub zu fahren, und bleibt die ganze Zeit in Paris.«
    »Vielleicht hat er niemanden, mit dem er wegfahren kann? Und allein hat er keine Lust.«
    Jenny machte eine wegwerfende Handbewegung.
    »Alissas Mutter hat gesagt, solche Gäste sind der Untergang der französischen Gastrologie.«
    »Gastronomie, Schatz.«
    »Meinetwegen, ich hab mich nur versprochen!«
    Céline

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