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Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a

Titel: Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Grote
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geöffnet, doch die Luft drängte heiß und stickig herein und brachte keine Abkühlung.
    »Ich weiß nicht, Chef. Diese Geschichte kenne ich aus tausend Vernehmungen.« Franck schenkte sich einen Becher Kaffee ein. » Ja, ich war am Tatort, aber als ich dort hinkam, lag er schon tot da. Ich glaube dem Mann kein Wort.«
    »Er sagte, er wollte auf die Party. Er wäre am Portier vorbei in die Halle gegangen und schnell in einem der Flure verschwunden.«
    »Wir haben seine Fingerabdrücke; die Faserspur von seinem Pullover und das Blut auf seiner Kleidung werden gerade im Labor untersucht. Aber ich geh jede Wette ein, dass es Ribanvilles Blut ist.«
    »Als er auf die Toilette kam, um zu pinkeln, hat Ribanville angeblich in seinem Blut gelegen. Da hat er sich über ihn gebeugt, ist dann in Panik geraten und weggelaufen. Theoretisch könnte es sich so abgespielt haben, Franck.«
    »Aber praktisch gesehen, ist er unser Tatverdächtiger Nummer eins. Die Tatwaffe hat er wahrscheinlich irgendwo unterwegs weggeworfen.«
    »Und das Motiv? Welches Motiv sollte er haben?«
    »Das wird er uns schon noch verraten, Chef.«
    »Es ergibt doch keinen Sinn, Franck. Woher sollte er wissen, dass Ribanville genau in diesem Moment die Toilette aufsucht? Der Clochard ist reingegangen, weil er selbst ein dringendes Bedürfnis verspürte.«
    »Sagt er.«

    »Es war Zufall, dass er anscheinend kurz nach dem Mord dort auftauchte. Zur falschen Zeit am falschen Ort.«
    »Und die blonde junge Frau? Mademoiselle Unbekannt? Wer soll denn das gewesen sein?«
    »Tja, Franck. Dafür werden wir bezahlt, dass wir das rausfinden.«
    Franck stöhnte und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.
    »Ich fange nochmal ganz von vorn an. Berufliches Umfeld, Privatleben …«
    »Tun Sie das. Solange wir die Tatwaffe nicht haben, sind die Beweise gegen den Clochard jedenfalls ziemlich dürftig.«
    »Trotzdem würde ich ihn gern weiter in die Mangel nehmen.«
    »Ja. Aber nicht mit der Brechstange. Der Mann ist geistig eingeschränkt, das müssen Sie bedenken.«
    »Ist vielleicht alles nur Theater.’ne tolle Masche, um den Kopf aus der Schlinge zu ziehen.«
    »Wie auch immer. Rufen Sie bei seiner nächsten Vernehmung einen Psychologen dazu. Das ist Vorschrift, wenn ein Verdacht auf geistige Einschränkung oder Behinderung besteht.«
    Franck verzog das Gesicht.
    »Wenn Sie meinen, Chef. Ich frage Dr. Messier. Der wird sich freuen, dass wir ihn morgen am Feiertag herzitieren.«
    »Für uns ist morgen auch kein Feiertag.«
    »Stimmt.«
    »Okay, das war’s dann für heute, Franck. Wir gehen nach Hause. Ist Claudine schon weg?«

    »Nein. Sie recherchiert noch im Internet wegen Frédéric Dubois. Dem Typen aus Ribanvilles Freundesclique, der kein Alibi für die Mordnacht hat.«
    Die Tür wurde aufgerissen. Jean-Marc klang aufgeregt.
    »Johan Schlick hat einen Treffer gelandet. Kommt und seht euch das mal an!«
    Wenig später betraten LaBréa und seine Mitarbeiter den Giftkeller der SoKo Lilliput . Schlick und zwei weitere Kollegen saßen an ihren Computern. Auf Schlicks Bildschirm sah man das Foto eines Jungen, dessen Gesicht nicht genau zu erkennen war. Seine Hände waren mit einem Gürtel über der Brust gefesselt. Zwei Männer machten sich an ihm zu schaffen. Der eine vergewaltigte ihn anal, der andere zwang den Kopf des Kindes an sein entblößtes Geschlechtsteil. Die Gesichter der Männer waren mit schwarzen Halbmasken verdeckt, ihre Körper nackt. Das Foto war an einem Strand aufgenommen. Einzelheiten waren keine zu erkennen. Nur im Hintergrund ein Stück Ozean, und eine rotweiß gestreifte Windboje, wie es sie an allen Stränden im Land gab.
    »Bingo«, meinte Franck, doch LaBréa schüttelte skeptisch den Kopf.
    »Können Sie das Gesicht mal vergrößern, Johan?«
    »Klar kann ich das.« Nach wenigen Mausklicks wurden die Züge des Jungen näher ins Bild gerückt. LaBréa beugte sich vor.
    »Er ist meines Erachtens jünger als das Opfer aus der Seine«, stellte er sachlich fest. »Und seine Haut ist viel heller.«
    »Sie haben Recht, Commissaire«, sagte Johan Schlick. »Aber seine Augen sind geschminkt.«

    Deutlich sah LaBréa einen bläulichen Lidschatten auf den Augenlidern des Kindes.
    »Wir sollten vielleicht mit einem kleinen Missverständnis aufräumen, Commissaire«, fuhr Johan Schlick fort. »Ich habe überhaupt nicht erwartet, dass das Bild des Jungen aus der Seine auftaucht. Das wäre ein außerordentlicher Glücksfall, an den ich einfach nicht

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