Der tote Raumfahrer
Achseln und schürzte die Lippen.
»Keine Ahnung, wirklich nicht. Das Buch da drüben sieht wie ein Tagebuch aus. Und jedes Tagebuch, das ich bisher gesehen habe, enthielt auch einen Kalender. Also muß es ein Kalender sein.«
Hunt seufzte. »Eine überaus wissenschaftliche Methode.
Nun ja, wir werden auf jeden Fall mal eine Kopie anfertigen. Dann kann ich mir die Sache später noch mal genauer ansehen.« Er sah Lyn an. »Nein, Kommando zurück. Sie werden die Kopie anfertigen. Schließlich ist es Ihre Entdeckung.«
Sie runzelte argwöhnisch die Stirn. »Was soll ich denn machen?«
»Setzen Sie sich dort an die Hauptkonsole. Genau richtig, ja. Schalten Sie jetzt die Kontrolltafel ein... die rote Taste da... genau die.«
»Und was jetzt?«
»Tippen Sie folgendes ein: FK Komma DAZUSB sieben Strich PCH Punkt siebenundsechzig Strich KOP eins. Das bedeutet: ›Funktions-Kontrollmodus über Datenzugriffs-Subsystemblock Nummer sieben; Quellendatenspeicher Projekt Charlie, erstes Buch, Seite siebenundsechzig, optische Anzeige auf Schreibwerk, eine Kopie.‹«
»Ja? Im Ernst? Ist ja großartig!«
Sie tastete die Operationsbefehle ein, als Hunt sie ein ganzes Stück langsamer wiederholte. Sofort begann das Schreibwerk, das sich direkt neben dem Abtaster befand, zu summen. Ein paar Sekunden später flatterte ein Glanzpapierblatt in den Auswurfkasten an der Seite. Gray schritt hinüber und nahm es heraus.
»Alles klar«, bestätigte er.
»Jetzt bin ich also auch ein Skop-Experte«, vermeldete Lyn heiter.
Hunt warf einen flüchtigen Blick auf das Blatt, nickte und schob es dann in seine Aktentasche, die er auf der Konsole abgelegt hatte.
»Für die Hausaufgaben?« erkundigte sich Lyn.
»Nee, mir gefällt die Tapete in meinem Hotelzimmer nicht.«
»Die Relativitätstheorie bedeckt das ganze Schlafzimmer seiner Wohnung drüben in Wokingham«, vertraute ihr Gray an, »... und Schröders Theorie der Wellenmechanik klebt in der Küche.«
Mit einem sonderbaren Ausdruck musterte sie die beiden Männer. »Wißt ihr, daß ihr spinnt? Beide. Ihr seid beide nicht ganz dicht. Bisher bin ich immer zu höflich gewesen, um das zu erwähnen, aber irgend jemand muß es euch mal sagen.«
Hunt sah sie ernst an. »Sie sind doch bestimmt nicht den ganzen Weg heruntergekommen, um uns zu sagen, daß wir verrückt sind«, meinte er.
»Wissen Sie was? Sie haben sogar recht. Heute morgen ist eine interessante Neuigkeit eingetroffen, und da ich sowieso hierherkommen mußte, dachte ich, das würde Sie vielleicht interessieren. Gregg hat mit den Sowjets gesprochen. Eines ihrer Materialforschungs-Labors hat ein offensichtlich recht merkwürdiges Metallstück untersucht. Eine Legierung, die einige bisher für unmöglich gehaltene Eigenschaften aufweist. Und jetzt kommt die Hauptsache: Sie haben das Metallstück auf dem Mond gefunden, irgendwo in der Nähe des Mare Imbrium. Und als sie einige Altersbestimmungstests durchführten, stellte sich heraus, daß es ungefähr fünfzigtausend Jahre alt ist! Na, was sagen Sie dazu! Interessant, was?«
Gray pfiff durch die Zähne.
»Es war nur eine Frage der Zeit, wann irgend etwas anderes entdeckt werden würde«, entgegnete Hunt und nickte. »Kennen Sie die Einzelheiten?«
Sie schüttelte den Kopf. »Leider nicht. Aber ein paar von den Burschen werden sicherlich in der Lage sein, Ihnen heute abend im Hotel etwas darüber zu erzählen.
Sprechen Sie mal mit Hans, wenn er da ist; er hat sich in dieser Sache heute morgen lange mit Gregg unterhalten.«
Hunt war mehr als neugierig, doch er entschied, daß sie noch genügend Zeit haben würden, sich damit zu beschäftigen.
»Wie geht's Gregg?« fragte er. »Hat er kürzlich einmal zu lächeln versucht?«
»Werden Sie nicht unverschämt«, wies ihn Lyn zurecht.
»Gregg ist in Ordnung. Er ist nur beschäftigt, das ist alles.
Oder glauben Sie, daß er vor diesem Projekt auf der faulen Haut gelegen hat?«
Hunt wollte sich darüber nicht streiten. In den vergangenen Wochen hatte er viele Beweise des gewaltigen Nach-richtenverkehrs mit der ganzen Welt gesehen, für den Caldwell sich verantwortlich zeichnete. Fast gegen seinen Willen war er von dem Organisationstalent des Direktors und seiner erbarmungslosen Tüchtigkeit bei der Ausschaltung möglicher Rivalen beeindruckt. Was einige andere Dinge anbelangte, hatte Hunt ganz entschiedene Einwände gegen Caldwell.
»Was macht er denn die ganze Zeit?« fragte er. Sein Tonfall war neutral. Den feinen und
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