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Der tote Raumfahrer

Der tote Raumfahrer

Titel: Der tote Raumfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
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ein.
    »Erstatten Sie über Funk Bericht, wenn Sie nach einer Stunde noch nicht zurück sind. Halten Sie auf 24,328
    Megahertz ständig einen Empfangskanal offen.«
    »Mach ich«, bestätigte Hunt. »Gute Nacht.«
    »Nacht.«
    Der Kontrolleur sah zu, wie Hunt in Richtung Erdge-schoß verschwand, zuckte mit den Achseln und wandte seine Aufmerksamkeit automatisch den Schirmen vor ihm zu. Es sah nach einer ruhigen Nacht aus.
    Im Vorraum des Oberflächenzugangs auf der Nullebene entnahm Hunt der Schrankreihe zu seiner Rechten einen Raumanzug. Ein paar Minuten später marschierte er im Schutzanzug und mit gesichertem Helm zur Luftschleuse.
    Er tastete seinen Namen und ID-Code in das Terminal am Schott und wartete ein paar Sekunden, bis sich das Innenschott öffnete.
    Er tauchte in den wirbelnden und silberfarbenen Dunst hinein und wandte sich nach rechts, um der Front der undeutlich sichtbar werdenden schwarzen Metallklippe des Kontrollgebäudes zu folgen. Durch die dünnen Dunstwolken klang das Knirschen seiner Stiefel auf dem pulvrigen Eis schwach und weit entfernt. Als die Wand endete, marschierte er langsam geradeaus weiter, ins offene Terrain hinaus und der Grenze des Stützpunktes entgegen. Gespenstische stählerne Gestalten tauchten auf und verschwanden in den schweigenden Schatten um ihn herum. Die Düster-nis voraus wurde dunkler, als Inseln aus diffusem Licht zu beiden Seiten an ihm vorbeiglitten. Das Eis begann anzu-steigen. Unregelmäßige Flecken kahler, schroffer Felsen häuften sich. Wie in Trance marschierte er weiter.
    Bilder aus der Vergangenheit schwebten an seinem inneren Auge vorbei: ein Junge, der Bücher las, eingeschlossen im Schlafzimmer des oberen Stocks, irgendwo in den Londoner Slums... ein Halbwüchsiger, der jeden Morgen mit dem Fahrrad durch die engen Gassen von Cambridge fuhr. Das, was er gewesen war, war nicht wirklicher als das, was er sein würde. Und hinter jeder neuen Welt lockte eine weitere. Und immer waren die ihn umgebenden Gesichter unbekannt – sie trieben in sein Leben wie die flüchtigen Schatten der Felsen, die sich nun aus dem Dunst vor ihm herausschälten. Wie die Felsen schienen die Menschen eine Weile zu existieren und Gestalt und Substanz anzunehmen. Dann entschwanden sie und lösten sich hinter ihm im Nebel der Vergangenheit auf, als habe es sie nie gegeben. Forsyth-Scott, Felix Borlan und Rob Gray existierten bereits nicht mehr. Würden Caldwell, Danchekker und der Rest bald verblassen, um sich ihnen hinzuzugesellen? Und welche neuen Gestalten würden heraustreten aus den unbekannten Welten, die hinter den Schleiern der Zukunft verborgen lagen?
    Mit gelinder Überraschung stellte er fest, daß die Nebel-schwaden um ihn herum wieder heller wurden. Er konnte auch plötzlich weiter sehen. Über eine gewaltige Eisscholle, die nun eben und frei von Felsen war, kletterte er hinauf. Das Licht glühte schaurig und drang zu beiden Seiten durch die Dunstwolken, als leuchte der Nebel selbst.
    Er kletterte höher. Mit jedem Schritt erweiterte sich sein Sichthorizont. Das Leuchten sickerte aus dem ihn umgebenden Dunst und vereinigte sich in einem einzelnen Fleck, der von Sekunde zu Sekunde heller über seinem Kopf erstrahlte. Und dann sah er über die Nebelbank hinweg. Es war nur eine Wolke, die in der Vertiefung des ausgedehnten Beckens gefangen war, in der man den Stützpunkt errichtet hatte. Dieser Standort war natürlich deshalb gewählt worden, um die Länge des Schachtes zu verkürzen, der zur Erreichung des ganymedischen Schiffes erforderlich war. Der Hang über Hunt endete knapp fünfzehn Meter voraus in einem langen, abgerundeten Kamm. Er änderte die Richtung ein wenig und nahm die steilere Flanke, die direkt zum Gipfel des Grates führte. Die letzten zaghaften Nebelschleier fielen zurück.
    Hier oben war die Nacht kristallklar. Er stand auf einem Eisstrand, der sich zu seinen Füßen einem See aus Watte entgegenneigte. Am gegenüberliegenden Ufer des Sees erhoben sich die Gipfel der Felstürme und Eisklippen, die sich jenseits der Basis befanden. Kilometerweit um ihn herum schwammen gespenstische weiße Berge aus gany-medischem Eis auf einem Wolkenozean, der in die Dunkelheit der Nacht leuchtete.
    Aber da war keine Sonne.
    Hunt hob den Blick und schnappte unwillkürlich nach Luft. Über ihm schwebte die volle Scheibe Jupiters, fünf-mal so groß wie die des Mondes von der Erde aus gesehen.
    Kein Foto, das er jemals gesehen hatte, noch irgendeine Wiedergabeprojektion auf

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