Der tote Raumfahrer
sechsundzwanzig Minuten erfolgen, das über eine solche Entfernung nötig gewesen wäre?
Vier: Wie konnte Charlie Oberflächenstrukturen auf Minerva erkennen, wenn er auf unserem Mond stand?«
Hunt sah vom Schirm herunter und gab seinem Publikum reichlich Zeit, über diese Fragen nachzudenken. Er drückte seine Zigarette aus, lehnte sich in Richtung der Kamera vor und stützte seine Ellenbogen auf den Schreibtisch.
»Meiner Ansicht nach gibt es nur eine Erklärung, die in der Lage ist, eine befriedigende Antwort auf diese offensichtlich unsinnigen Umstände zu geben. Und die nenne ich Ihnen jetzt. Der Mond, der Minerva seit unvorstellbaren Zeiten bis zu diesen Ereignissen vor fünfzigtausend Jahren umkreiste ... und der Mond, der heute am Himmel der Erde glänzt ... ist ein und derselbe!«
Etwa drei Sekunden lang regte sich gar nichts.
Dann erhoben sich ungläubige Rufe in dem verdunkelten Raum. Einige Leute gestikulierten in Richtung ihrer Nachbarn, während sich andere der Reihe hinter ihnen zuwandten und Meinungsäußerungen einholten. Plötzlich herrschte im ganzen Saal ein Tohuwabohu aus gemurmelten Bemerkungen.
»Unmöglich!«
»Himmel – er hat recht!«
»Natürlich ... natürlich ...«
»Es muß so sein ...«
»Quatsch!«
Hunt starrte ruhig vom Bildschirm herunter, als betrachte er die Szenerie. Die Pause für die zu erwartende Reaktion auf seine Worte war zeitlich gut gewählt. Er begann in dem Moment wieder zu sprechen, als das Durcheinander aus Stimmen erstarb.
»Wir wissen , daß der Mond, auf dem sich Charlie befand, unser Mond war – weil wir ihn dort gefunden haben, weil wir die von ihm beschriebenen Abschnitte des Terrains identifizieren können, weil wir genügend Beweise für eine umfangreiche lunarische Präsenz dort haben und weil wir nachgewiesen haben, daß auf ihm ein ausgedehnter Einsatz von nukleonischen und nuklearen Waffen stattfand. Aber der gleiche Ort muß auch der Satellit Minervas gewesen sein. Vom Planeten aus war es nur ein Flug von zwei Tagen – das behauptet Charlie, und wir sind sicher, seine Zeitangaben richtig zu interpretieren. Waffen waren dort stationiert, die Ziele auf Minerva vernichten konnten, und die Treffer konnten fast unmittelbar darauf beobachtet werden. Und falls dies alles noch nicht genug sein sollte: Charlie brauchte keine drei Meter weit von der Stelle, wo wir ihn gefunden haben, wegzugehen, um Einzelheiten der Oberfläche Minervas erkennen zu können. Dies alles konnte nur dann zutreffen, wenn der fragliche Ort nicht mehr als etwa siebenhunderttausend Kilometer von Minerva entfernt war.
Logischerweise bleibt nur eine einzige Erklärung: Beide Monde sind ein und derselbe. Wir haben uns lange Zeit gefragt, ob sich die lunarische Zivilisation auf der Erde oder auf Minerva entwickelte. Nun, nach meiner Erklärung war es offensichtlich Minerva. Wir glaubten, zwei verschiedene Beweispakete zu haben, von denen das eine darlegte, es sei die Erde, und das andere, die könne es nicht sein. Aber wir haben die Daten falsch interpretiert. Sie sagten uns überhaupt nichts über die Erde oder Minerva – sondern über den irdischen oder minervianischen Mond! Aus einigen Fakten schlossen wir, wir hätten es mit dem Erdmond zu tun, aus anderen, wir hätten es mit dem minervianischen Mond zu tun. Solange wir darauf beharrten, die – völlig unbewußte – Annahme hinzuzufügen, es seien zwei verschiedene Monde, konnte der Widerspruch zwischen diesen Tatsachen nicht gelöst werden. Wenn wir aber – ausschließlich im Rahmen des durch die Situation verursachten Zwanges zur Logik – das Postulat hinzufügen, beide Monde seien ein und derselbe, dann verschwindet der Widerspruch vor unseren Augen.«
Das Publikum schien völlig verblüfft zu sein. Vorne murmelte jemand halblaut: »Natürlich ... natürlich ...«
»Eines bleibt noch übrig: Wir müssen diese Feststellung mit der Situation in Übereinstimmung bringen, wie sie sich uns heute darstellt. Wiederum ist nur eine Erklärung möglich: Minerva explodierte, trieb auseinander und wurde zum Asteroidengürtel. Der größte Teil ihrer Masse wurde mit ziemlicher Sicherheit in die äußeren Regionen des Sonnensystems geschleudert und wurde zu Pluto. Minervas Mond blieb ganz, auch wenn er ein wenig durchgeschüttelt wurde. Als sein Mutterplanet auseinanderbrach, kam es zu gravitationellen Umwälzungen. Das Orbitalmoment des Satelliten reduzierte sich, und er begann, auf die Sonne zuzustürzen.
Wir wissen nicht, wie
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