Der tote Raumfahrer
steht unserer Meinung nach näher an der direkten genetischen Linie, die zum modernen Menschen geführt hat, als alles, was wir vorher untersucht haben. Auf der Erde sind viele Fossilien von Geschöpfen gefunden worden, die verschiedene Entwicklungszweige von den frühen weiterentwickelten Affen in die allgemeine Richtung des Menschen repräsentieren. Bisher sind jedoch alle Funde als zu Nebenlinien des Hauptstrangs zugehörig klassifiziert worden. Ein Exemplar eines direkten Glieds in der Kette, die zum Homo sapiens geführt hat, hat sich immer beharrlich einer Entdeckung widersetzt. Hier haben wir ein solches Glied.‹ Zitat Ende.« Das Abbild Hunts kehrte zurück. »Wir können deshalb ziemlich sicher sein, daß sich unter den auf Minerva entwickelnden irdischen Lebensformen auch eine Anzahl von Primaten befanden, die in ihrer Evolution genauso weit fortgeschritten waren wie die auf der Erde befindlichen Arten.
Die Besonderheit der auf Minerva schneller ablaufenden Evolution wiederholte sich, möglicherweise aufgrund des strengeren Klimas und der rauheren Umwelt. Millionen von Jahren vergingen. Auf der Erde kam und ging eine Aufeinanderfolge menschenähnlicher Wesen: Manche stellten einen Schritt nach vorn, manche eine Fehlentwicklung dar. Die Eiszeit kam und erreichte vor rund fünfzigtausend Jahren ihre letzte und kälteste Phase. Zu dieser Zeit repräsentierten primitive Humanoide auf der Erde die Spitze des Fortschritts – primitive Höhlenbewohner, Jäger, Produzenten von einfachen Waffen und Werkzeugen aus behauenem Stein. Aber auf Minerva existierte bereits eine neue technologische Zivilisation: die der Lunarier, die von den importierten Lebensformen und den gleichen frühen Vorfahren wie auch wir abstammten; menschlich in jedem anatomischen Detail.
Ich will mich nicht über die Probleme auslassen, mit der die sich entwickelnde lunarische Zivilisation konfrontiert wurde – sie sind inzwischen gut bekannt. Ein ganzes Volk stand im Wettlauf mit der Zeit, um von der sterbenden Welt zu entkommen; und währenddessen war seine Geschichte eine lange Aneinanderreihung von Kriegen und Mühsal. Ihre Schwierigkeiten wurden von einem chronischen Mangel an Mineralien verstärkt, vielleicht deshalb, weil der Planet von Natur aus rohstoffarm war, oder deshalb, weil er von den Ganymedern vollkommen ausgebeutet worden war. Jedenfalls kristallisierten sich aus den kriegführenden Parteien zwei Supermächte heraus, und in der folgenden Kraftprobe vernichteten sie ihren Planeten und sich selbst.«
An diesem Punkt legte Hunt erneut eine Pause ein, um seinem Publikum eine zweite Möglichkeit zum Nachdenken zu geben. Diesmal jedoch blieb es vollkommen still. Nichts von dem, was er bisher gesagt hatte, war neu. Aber er hatte aus den tausend Theorien und Spekulationen, über die man sich bei Navkomm bereits so lange stritt, wie man sich zurückerinnern konnte, ein einheitliches Bild entworfen. Die schweigenden Zuschauer im Saal spürten, daß jetzt die wirklichen Neuigkeiten kamen.
»Lassen Sie uns einen Augenblick innehalten und prüfen, wie gut diese Erklärung zu dem vorhandenen Tatsachenmaterial paßt. Erstens: das ursprüngliche Problem von Charlies menschlichem Äußeren. Nun, das ist gelöst: Er war menschlich – er stammte von den gleichen Vorfahren wie wir selbst ab. Etwas so Unwahrscheinliches wie eine parallele Evolutionslinie ist für die Erklärung nicht notwendig. Zweitens: das Fehlen irgendwelcher Spuren der Lunarier auf der Erde. Nun, der Grund ist vollkommen klar: Sie waren niemals auf der Erde. Drittens: Alle Versuche, die Oberflächengeographie von Charlies Welt mit der der Erde in Einklang zu bringen, werden durch diese Erklärung überflüssig, da es tatsächlich zwei verschiedene Planeten waren.
So weit, so gut. Dies allein erklärt jedoch nicht alle Fakten. Es gibt einige zusätzliche Punkte, die in die Erklärung jeder Theorie eingefügt werden müssen, die den Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Sie können durch die folgenden Fragen kurz umrissen werden:
Eins: Wie war es möglich, daß Charlies Reise von Minerva zu unserem Mond nur zwei Tage dauerte?
Zwei: Wie erklären wir unter Berücksichtigung des Standes der lunarischen Technik die Existenz eines Waffensystems, das über die Entfernung von unserem Mond bis zu Minerva exakt auf ein Ziel ausgerichtet werden konnte?
Drei: Wie konnte die Treffer-Bestätigungsmeldung an das Feuerleitsystem in wesentlich weniger als dem Minimum von
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