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Der tote Raumfahrer

Der tote Raumfahrer

Titel: Der tote Raumfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
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möglich. Die Lehrmeinung muß richtig sein, also werden neue Informationen so behandelt, daß sie ins Bild passen.«
    »Glauben Sie, daß er unrecht hat? Daß Charlie von einem anderen Planeten kommt?«
    »Verdammt, ich hab' keine Ahnung. Vielleicht hat er recht. Es ist ja auch nicht seine Behauptung, die ich ablehne, es ist nur die Art und Weise, wie er sie verkauft. Man muß wesentlich flexibler vorgehen, um diese Fragen zu klären.«
    Lyn nickte sich langsam selbst zu, als hätte Hunt etwas Richtiges festgestellt.
    »Ich habe vermutet, daß Sie etwas in der Art sagen würden«, meinte sie. »Es wird auch Gregg interessieren. Er macht sich über die gleiche Sache Gedanken.«
    Hunt hatte den Eindruck, daß ihre Fragen mehr als nur eine zufällige Gesprächswendung gewesen waren. Er musterte sie lange und eingehend.
    »Warum sollte sich Gregg für so etwas interessieren?«
    »Oh, Sie würden überrascht sein. Gregg weiß eine Menge über Sie beide. Er interessiert sich für jedes Wort, das irgend jemand sagt. Die Menschen sind's, die ihn interessieren. Er ist ein Genie, wenn es darum geht, mit Menschen umzugehen. Er weiß, wie man sie dazu bringt, gut zu arbeiten. Das ist der Hauptbestandteil seines Berufes.«
    »Nun, das Problem sind ja gerade die Leute«, sagte Hunt. »Warum bringt er es nicht in Ordnung?«
    Plötzlich kehrte Lyns gute Laune zurück, und ihr Gesicht erhellte sich wieder, als hätte sie jetzt all das in Erfahrung gebracht, was sie hatte wissen wollen.
    »Oh, das wird er – wenn er der Meinung ist, daß die Zeit dafür gekommen ist. Das richtige Timing ist auch eine seiner Stärken.« Sie entschloß sich dazu, dieses Thema nun ganz fallenzulassen. »Wie dem auch ist, es ist Zeit für's Mittagessen.« Sie erhob sich und hakte sich bei Hunt und Gray ein. »Was halten zwei verrückte Insulaner davon, ein armes Mädchen aus den Kolonien zu einem Drink einzuladen?«

8
     
     
    Im Hauptversammlungssaal der Navkomm-Zentrale tagte bereits seit mehr als zwei Stunden eine Konferenz, die sich mit den bisherigen Ergebnissen der Forschung auseinandersetzte. Ungefähr zwei Dutzend Personen saßen oder räkelten sich an dem langen Tisch in der Mitte des Raumes, auf dem ein Durcheinander von Aktenstapeln, Papieren, überquellenden Aschenbechern und halbleeren Gläsern herrschte.
    Bisher war nichts wirklich Aufregendes entdeckt worden. Die verschiedenen Redner hatten über die Ergebnisse ihrer jeweiligen Untersuchungen gesprochen, die alle in der Erkenntnis gipfelten, daß Blutkreislauf, Lungen, Nerven, endokrine Drüsen, Lymphgefäße, Verdauungstrakt und all die anderen Körperbestandteile, die einem in den Sinn kommen mochten, genauso normal wie die der an diesem Tisch versammelten Personen waren. Charlies Skelettaufbau glich dem eines Menschen, seine Körperchemie ebenfalls, und selbst seine Blutgruppe war nicht unbekannt. Volumen und Entfaltung des Hirns entsprachen den Normalwerten eines Homo sapiens , und einige Anzeichen deuteten darauf hin, daß er Rechtshänder gewesen war. Der genetische Code seiner Fortpflanzungszellen war analysiert worden. Eine Computersimulation hatte bestätigt, daß aus einer Verbindung dieses Codes mit dem einer durchschnittlichen irdischen Frau ein völlig normalentwickelter Mensch hervorgehen würde.
    Während des ganzen Diskussionsverlaufs verhielt Hunt sich als passiver Beobachter, der sich durchaus seiner Stellung als inoffizieller Gast bewußt war und sich von Zeit zu Zeit fragte, warum man ihn überhaupt eingeladen hatte. Nur ein einziges Mal war ihm bisher Beachtung geschenkt worden, und zwar als Caldwell in seiner Eröffnungsansprache der unschätzbaren Hilfe, die das Trimagniskop bei den Forschungsarbeiten geleistet hatte, seinen Tribut zollte. Abgesehen von dem Gemurmel, das auf diesen Kommentar gefolgt war, war keine weitere Bemerkung über das Instrument oder seinen Erfinder gemacht worden. Lyn Garland hatte ihm gesagt: »Die Tagung findet am Montag statt, und Gregg wünscht, daß Sie zugegen sind, um einige Fachfragen zum Skop zu beantworten.« Hier war er also. Aber bisher hatte niemand etwas über das Skop in Erfahrung bringen wollen – nur über die Daten, die es besorgte. Er hatte das unangenehme Gefühl, daß der wirkliche Grund für seine Einladung ein ganz anderer war.
    Nachdem man sich mit Charlies computermäßigem und mathematisierten Intimleben beschäftigt hatte, wandte sich die Versammlung einer neuen Theorie zu. Ein texanischer Planetologe, der Hunt

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