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Der tote Raumfahrer

Der tote Raumfahrer

Titel: Der tote Raumfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
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näher an.« Er zog ein Blatt Papier aus dem Aktenkoffer vor ihm und schob es in die Mitte des Tisches. Das Blatt zeigte eine komplizierte, tabellarische Auflistung lunarischer Zahlen.
    »Was ist das?« fragte jemand.
    »Es stammt aus einem der Taschenbücher«, entgegnete Hunt. »Ich vermute, daß es sich hierbei um so etwas wie ein Tagebuch handelt. Ich vermute weiterhin, daß das ...« er deutete auf das Blatt, »... sehr gut ein Kalender sein könnte.« Lyn Garland zwinkerte ihm verstohlen zu, und er erwiderte diese Geste.
    »Ein Kalender?«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Das ist doch alles nur unsinniges Geschwafel.«
    Ein paar Sekunden lang starrte Danchekker eindringlich auf das Papier. »Können Sie beweisen, daß es sich um einen Kalender handelt?« bohrte er.
    »Nein, das kann ich nicht. Aber ich habe das Zahlenmuster analysiert und kann feststellen, daß die Ziffern eine progressive Wertigkeit aufweisen und sich in Gruppen und Untergruppen gliedern. Die alphabetischen Zeichengruppen, die die Hauptzahlenanordnungen zu kennzeichnen scheinen, stimmen mit den Kennungen auf anderen Seiten überein – das ähnelt auffallend dem Layout eines Kalenders.«
    »Hm! Eher einem tabellarischen Register.«
    »Könnte sein«, räumte Hunt ein. »Aber warum warten wir mit einer endgültigen Feststellung nicht so lange, bis wir mehr Daten haben? Sobald der Sprachaufbau klarer geworden ist, sollte es möglich sein, die anderen bis dahin gewonnenen Informationen damit zu vergleichen. Gerade an diese Sache sollten wir wirklich unvoreingenommener herangehen. Sie behaupten, Charlie kommt von der Erde; ich sage, vielleicht. Sie behaupten, dies sei kein Kalender. Ich sage, vielleicht aber doch. Meines Erachtens ist eine Einstellung wie die Ihre zu unbeweglich, um damit eine unbefangene Bewertung dieses Problems zuzulassen. Für Sie existieren nur die Antworten, die Sie sehen wollen.«
    »Hört, hört!« ließ sich eine Stimme am Ende des Tisches vernehmen.
    Danchekkers Gesicht verfärbte sich, aber bevor er etwas erwidern konnte, schaltete sich Caldwell ein.
    »Sie haben die Zahlen analysiert – richtig?«
    »Richtig.«
    »Gut, nehmen wir mal an, es ist ein Kalender. Was können Sie uns darüber sagen?«
    Hunt beugte sich in Richtung Tisch vor und deutete mit seinem Kugelschreiber auf das Blatt.
    »Zwei Voraussetzungen zuerst einmal. Nummer eins: Die Grundeinheit der Zeiteinteilung auf jedem Planeten ist der Tag ... die Zeit also, in der der Planet sich einmal um seine Achse dreht ...«
    »Wenn er sich überhaupt dreht«, warf jemand ein.
    »Das ist meine zweite Annahme. Aber wir kennen auch die Voraussetzungen, die die Rotation eines Himmelskörpers verhindern – oder die dafür sorgen, daß die Umkreisungsdauer der Umdrehungsdauer entspricht, was auf das gleiche hinausläuft. Ein solcher Fall tritt nur dann ein, wenn ein kleiner Körper um einen wesentlich massereicheren kreist und deshalb starken Gravitationsgezeiten ausgesetzt ist, wie unser Mond etwa. Um diesen Effekt bei einem Himmelskörper von der Größe eines Planeten hervorzurufen, müßte sich der Planet in einem sehr engen Orbit um sein Zentralgestirn befinden – in jedem Fall zu nah, um uns ähnliches Leben tragen zu können.«
    »Klingt logisch«, sagte Caldwell und sah sich um. Verschiedene Köpfe nickten zustimmend. »Und weiter?«
    »In Ordnung«, fuhr Hunt fort. »Einmal vorausgesetzt, daß der Planet rotiert und der Tag die natürliche Grundeinheit für die Zeitmessung ist – wenn diese Tabelle dort einen vollen Orbit um die Sonne darstellt, dann hat das lunarische Jahr eintausendsiebenhundert Tage, für jeden Tag ein Vermerk.«
    »Ganz schön lang«, kommentierte jemand.
    »Für uns, ja. Zumindest ist das Verhältnis des Jahres zur Anzahl der Tage ziemlich groß. Es bedeutet, daß der Umlaufbahnradius groß ist, die Rotationsdauer kurz oder vielleicht von beiden etwas. Sehen Sie sich nun die Hauptzahlgruppen an ... die mit den deutlichen alphabetischen Kennungen. Es gibt siebenundvierzig von ihnen. Die meisten beinhalten sechsunddreißig Zahlen, neun von ihnen allerdings siebenunddreißig – die fünfte, sechste, zwölfte, achtzehnte, vierundzwanzigste, dreißigste, sechsunddreißigste, zweiundvierzigste und siebenundvierzigste. Auf den ersten Blick mag das ein wenig seltsam erscheinen, aber auch unser kalendarisches System würde jemanden verwirren, der damit nicht vertraut ist. Es sieht so aus, als hätte irgend jemand ein wenig daran herumwerkeln

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