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Der tote Raumfahrer

Der tote Raumfahrer

Titel: Der tote Raumfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
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hinreichend große Anzahl von Einzelelementen existiert. Die Gesetze der Thermodynamik zum Beispiel sind nichts anderes als Beschreibungen des wahrscheinlichsten Verhaltens der Luftmoleküle. Dabei geht es jedoch um gigantische Zahlenwerte, die uns dazu zwingen, uns darauf zu verlassen, daß sie sich den postulierten Regeln entsprechend verhalten – eine größere Abweichung davon konnte bisher noch nicht beobachtet werden. Die Wahrscheinlichkeit einer parallelen evolutionären Entwicklung, von der Sie sprachen, ist geringer als die, daß die Wärme plötzlich vom Kessel zum Feuer anstatt umgekehrt strömte oder daß alle Luftmoleküle in diesem Raum sich zur gleichen Zeit in einer Ecke konzentrierten, was unsere Körper spontan detonieren lassen würden. Rein mathematisch betrachtet ist die Möglichkeit einer Parallelentwicklung gegeben, aber die Wahrscheinlichkeit dafür ist so unbeschreiblich gering, daß wir diesen Punkt nicht weiter zu verfolgen brauchen.«
    Ein junger Elektroniker hakte an dieser Stelle ein.
    »Und wenn sich Gott einschaltet?« fragte er. »Oder zumindest eine Art lenkende Kraft oder Prinzip, das wir noch nicht verstehen? Könnten dann nicht zwei verschiedene Entwicklungslinien an zwei verschiedenen Orten zum gleichen Ergebnis führen?«
    Danchekker schüttelte den Kopf und lächelte fast wohlwollend.
    »Wir sind Wissenschaftler, keine Priester«, entgegnete er. »Eine der fundamentalen Prinzipien der wissenschaftlichen Methode besteht darin, daß neue und spektakuläre Hypothesen so lange nicht als begründet gelten, wie die Behauptungen, die sie enthalten, im Widerspruch zu bereits bestehenden und bewiesenen Theorien stehen. Generationen von Forschern haben nichts entdeckt, das einer universellen, lenkenden Kraft ähnlich wäre. Und da die durch Untersuchungen ermittelten Fakten durchaus mit den Prinzipien naturgesetzlicher Vorgänge, die ich bereits umrissen habe, zu erklären sind, besteht auch keine Notwendigkeit, eine andere Ursache zu beschwören oder zu erfinden. Die Vorstellung eines lenkenden Geistes oder eines einheitlichen Schöpfungsplans existiert nur im Kopf eines irregeleiteten Beobachters. Unter den Dingen, die er sieht, befindet sich kein Hinweis darauf.«
    »Aber angenommen, es stellt sich heraus, daß Charlie von einem anderen Ort kommt«, beharrte die Metallurgin. »Was dann?«
    »Ah! Nun, das wäre eine völlig andere Sache. Wenn durch einige Anhaltspunkte schlüssig bewiesen würde, daß sich Charlies Rasse tatsächlich an einem anderen Ort als der Erde entwickelte, dann wären wir zu der Einsicht gezwungen, daß die evolutionäre Parallelentwicklung ein außer Zweifel stehendes Faktum ist. Da dies nicht mittels des Gerüstwerks unserer gegenwärtigen Theorien erklärt werden könnte, hätten sich unsere Theorien als jämmerlich unzureichend erwiesen. Das wäre der Zeitpunkt, über andere Faktoren zu spekulieren, die zu einem solchen Ergebnis beigetragen haben. Vielleicht könnte dann Ihre universelle, lenkende Kraft ihren rechten Platz einnehmen. So etwas im derzeitigen Stadium schon in Betracht zu ziehen, hieße jedoch, das Pferd am Schwanz aufzuzäumen. Damit würden wir uns eines Verstoßes gegen die wichtigsten Regeln und Prinzipien wissenschaftlicher Arbeit schuldig machen.«
    Jemand versuchte, den Professor aus einer anderen Richtung anzugreifen.
    »Wie steht's mit konvergierenden anstatt parallel verlaufenden Entwicklungslinien? Vielleicht funktionieren die Ausleseregeln in einer Art und Weise, die verschiedene Evolutionsstränge schließlich in einem Punkt zusammenführt, der ein optimales Endprodukt darstellt. Mit anderen Worten: Obgleich die Linien an verschiedenen Punkten beginnen, führen sie schließlich zum gleichen, perfekten Endprodukt. Wie ...« Er suchte nach einer Analogie. »So wie Haie Fische, Delphine aber Säugetiere sind. Beide entstammen völlig verschiedenen Entwicklungslinien, ähneln sich jedoch weitgehend, was die äußere Erscheinung betrifft.«
    Wieder schüttelte Danchekker entschieden den Kopf. »Vergessen Sie die Vorstellung von Perfektionierung und optimalen Endprodukten«, sagte er. »Sie verfallen unbeabsichtigt dem Fehler, einen übergeordneten Schöpfungsplan anzunehmen. Die menschliche Gestalt ist nicht annähernd so perfekt, wie Sie vielleicht glauben. Die Natur bringt nicht die besten Lösungen hervor – sie sucht irgendeine Lösung. Die neue Form muß nur den einen Test bestehen – ob sie in der Lage ist, zu überleben und

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